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Klosterschule Roßleben
ОглавлениеDurch Luthers Reformation kam es zur Schließung zahlreicher Klöster in Kursachsen. Die damaligen Vögte des Klosters Roßleben waren die auf dem Wendelstein ansässigen Witzlebens.28 Für den Vogt, Ritter Heinrich von Witzleben, stellte sich die Frage, wie er Gebäude und Gut des Klosters weiter nutzen könne. In Anlehnung an die Errichtung von Knabenschulen durch seinen Landesherrn, den sächsischen Kurfürsten, entschloss sich Heinrich von Witzleben, in Roßleben eine Internatsschule einzurichten. So gründete er 1554 die Klosterschule Roßleben mit dem Ziel, Schülern eine gute Ausbildung zu ermöglichen, möglichst unabhängig von deren sozialer Herkunft. Finanziert wurde die Schule durch das dazugehörende Klostergut sowie durch die von den Eltern zu zahlenden Schulgelder.
Roßleben war zunächst eine regional anerkannte Bildungseinrichtung, die im Laufe der Zeit immer mehr auch überregional an Bedeutung gewann. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war sie eine der bedeutendsten Bildungseinrichtungen in Preußen. Zu ihren Absolventen zählten zahlreiche hohe Beamte, Minister und Generäle, später auch Unternehmer. Die Schule wird seit dem 19. Jahrhundert in Form einer Familienstiftung geführt und ist heute die älteste familiengeführte Schule Deutschlands.29
Die Witzleben’sche Familie hat sich – unabhängig von der jeweiligen Abstammung bestimmter Linien – mit ihrer Schule in den letzten Jahrhunderten stark identifiziert. Die Witzlebens schickten spätestens seit dem beginnenden 18. Jahrhundert häufig auch ihre eigenen Söhne auf die Klosterschule.30 Erbadministrator Heinrich Graf von Witzleben-Altdöbern führte Anfang des 20. Jahrhunderts die Befreiung vom Schulgeld für Angehörige der Familie ein.31 Erwin von Witzleben ist in Roßleben nicht zur Schule gegangen, aber zahlreiche Onkel, Cousins sowie sein Sohn Job Wilhelm.32
Roßleben sollte im Widerstand gegen den Nationalsozialismus noch eine Rolle spielen. So war die Traditionsschule der Entstehungsort für viele Freundschaften, die später zu Keimzellen der Netzwerke des Widerstands werden sollten;33 keine andere zivile Bildungseinrichtung in Deutschland brachte mehr Widerstandskämpfer gegen Hitler hervor als Roßleben.34 Auch zwei spätere Mitarbeiter von Witzleben waren frühere Klosterschüler.35 Manche lernten sich dort schon kennen, andere erst nach der Schulzeit, einige gingen auch mit Witzlebens Sohn Job Wilhelm in Roßleben zur Schule. In Roßleben gewesen zu sein schuf seit jeher eine Bindung, und der gemeinsame »Stallgeruch« erleichterte das gegenseitige Vertrauen. Traf man auf einen »Alten Roßleber«, so entstand unwillkürlich eine gewisse Nähe, hatte man doch gemeinsame Werte und teilte viele Erlebnisse. Noch heute sprechen ehemalige Klosterschüler von ihrer »Alma Mater Rhodoscia«36.