Читать книгу Wenn es gegen den Satan Hitler geht ... - Georg von Witzleben - Страница 8
1. Kapitel Die frühen Jahre Der Ursprung
ОглавлениеErwin von Witzleben entstammte dem Rittergeschlecht von Witzleben, das zum historischen Uradel gehört.11 Die Familie hat sich nach dem Ort Witzleben, nahe der Stadt Arnstadt benannt.12 Frühe Spuren nennen das Jahr 1088,13 urkundlich erwähnt wurde die Familie erstmals im Jahre 1133.14 Die Witzlebens wurden mit vielen Orten und Gütern zunächst im heutigen Südthüringen, ab Mitte des 14. Jahrhunderts auch im heutigen Nordthüringen/südlichen Sachsen-Anhalt belehnt. Mitte des 15. Jahrhunderts hatte sich die Familie in die Linien »zu Wendelstein und Berka, zu Elgersburg, Liebenstein, Molschleben und Marlishausen«15 geteilt. Erwin von Witzleben entstammte der Elgersburger Linie, die sich nach der Elgersburg im südlichen Thüringen benannte.16
Im 16. und 17. Jahrhundert schwand der Einfluss der Familie, und Anfang des 18. Jahrhunderts folgten zahlreiche Witzlebens dem Ruf der preußischen Könige und wurden Offiziere in der preußischen Armee. Mancher Witzleben ging auch in sächsische und oldenburgische Dienste.17 Im 18. und 19. Jahrhundert stellte die Familie rund ein Dutzend Generäle in Preußen und Sachsen.18 Der Soldatenberuf war der bevorzugte Berufswunsch bei den männlichen Familienmitgliedern, zusammen mit Landwirt (wenn eigener Boden vorhanden war), Forstwirt und Dienst in der Staatsverwaltung.19 Ein Cousin von Witzlebens Großvater, Job Wilhelm von Witzleben, 1818–1835 Generaladjutant von König Friedrich Wilhelm III. von Preußen und von 1832–1835 zusätzlich preußischer Staats- und Kriegsminister20, gründete die Kadettenanstalt in Schlesien,21 die Erwin von Witzleben später besuchte.
Die Familie von Witzleben betrachtete sich am Ende des 19. Jahrhunderts als Teil einer Elite: Sie sah auf eine jahrhundertelange Geschichte zurück, war vor allem im preußischen Staatsdienst verwurzelt und hatte in allen preußischen Kriegen seit Anfang des 18. Jahrhunderts ihren Beitrag geleistet. Hinzu kam, dass mit Pfalzgräfin Esther-Maria zu Birkenfeld-Gelnhausen geborene von Witzleben eine Angehörige der Familie die spätere Stammmutter der Herzöge in Bayern – einer Nebenlinie der bayerischen Könige – wurde. Hierzu schrieb der Chronist der 1880 erstmalig herausgegebenen Familiengeschichte, dass »[die] Ebenbürtigkeit mit einem deutschen Fürstenhause durch ein vom Kaiser sanctionirtes Urteil des Reichs-Hofraths in Wien vom 11. April 1715 anerkannt war.«22
Neben diesem Elitebewusstsein fehlte es nicht an Lebensfreude, die sich in einem humorvollen Familienspruch widerspiegelt: »Gott und dem König ergeben – Nur Gutes im Leben erstreben – Ab und zu mal einen heben – Das ist der Witz vom Leben.«23
Zahlreiche Güter waren einst in Witzleben’schem Besitz. Neben den bereits erwähnten Burgen waren dies unter anderem Angelroda (1363 bis ins 16. Jahrhundert, wieder 1651–1946), Berka, Bösleben, Molschleben (1351–1737) und außerhalb Thüringens unter anderem Hude in Oldenburg (seit 1678) und Liszkowo/Witzleben in Posen (Mitte 19. Jahrhundert bis 1945).24
Am 9. Mai 1869 kamen 21 männliche Angehörige der Familie von Witzleben in Berlin zum ersten Familientag und zur Gründung eines Familienverbandes zusammen. Auch Witzlebens Vater war dabei.25 Die Gründung wurde am vierten Familientag am 27. April 1874 formal abgeschlossen. Seit 1869 finden alle zwei Jahre Witzleben’sche Familientage statt, zu denen die Angehörigen der Familie eingeladen sind.26 Teil des Familientagrituals war zu Zeiten der Monarchie und noch bis in die 1930er Jahre auch die Verehrung und Huldigung des Kaisers.27