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Im Grenzschutz

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Witzleben hatte schon auf dem Rückmarsch einige Erfahrungen mit der Revolution und besonders den Soldatenräten gesammelt. Als er am 9. November 1918 von Schlesien an die Front zurückfuhr, waren die Unruhen in Berlin so stark, dass er nach Leipzig ausweichen musste. Auf der Fahrt und auch in den nächsten Tagen erlebte der Generalstabsoffizier einen starken Verlust an Disziplin und Respekt, der auf ihn abschreckend und deprimierend wirkte.275 Seine alte Welt schien im Begriff zu sein unterzugehen.

Am 16. Januar 1919 übernahm er als Führer die 7. Kompanie seines alten Regimentes in Liegnitz,276 wurde in dieser Funktion für die anlaufenden Grenzschutzmaßnahmen vorgesehen und war ab dem 1. Februar mit seiner Kompanie im Grenzschutz eingesetzt.277 Witzlebens früherer Vorgesetzter, Major i.G. Ernst Hesterberg, war Chef des Generalstabes des VI. Armeekorps. Dieses Generalkommando hatte die Aufgabe, von Breslau aus – seinem alten Stammsitz – den Grenzschutz in Schlesien gegenüber Polen und der Tschechoslowakei zu organisieren. Beide Staaten meldeten in dieser Zeit immer wieder territoriale Ansprüche an, die auch zum Teil durch militärische Angriffe durchgesetzt wurden beziehungsweise durchgesetzt werden sollten. Aus Sicht des Generalkommandos war die Gefahr sehr groß, Teile Schlesiens zu verlieren.278 Hesterberg sah sich dabei vor allem drei Herausforderungen gegenüber: Erstens beklagte er einen massiven Verlust an Disziplin und Ordnung. Zweitens ging dies einher mit dem Verlust des Prinzips von Befehl und Gehorsam. Befehle mussten nunmehr mit den Soldatenräten abgestimmt werden, was die operative Führungsfähigkeit sehr einschränkte. Drittens beruhte die Mitarbeit der Soldaten nunmehr auf Freiwilligkeit. Das führte zu Beginn des Grenzschutzes zu großen Personalproblemen.279 Hesterberg berichtete, dass beispielsweise eine Brigade, die mit einer Stärke von insgesamt 2400 Mann antreten sollte, am Ende nur noch 80 einsatzwillige Männer hatte.280 So versuchte der Generalstabschef, für die ihm unterstellten Truppen militärische Führer zu gewinnen, auf deren Zuverlässigkeit und Tatkraft er in dieser Zeit vertrauen konnte. Als Witzleben am 11. März 1919 seinen Dienst als Generalstabsoffizier im Stab der 5. Brigade z.b.V., der späteren 22. Gemischten Infanterie-Brigade, in Nieder-Eisersdorf/Schlesien281 antrat, notierte Hesterberg in seinem Tagebuch über Witzleben: »In dieser Zeit erinnert man sich schnell an tüchtige Leute, mit denen man eingearbeitet ist und versucht sie herzubringen.«282 In der Brigade diente auch der sächsische Hauptmann i.G. Hans Oster.283 Für Witzleben und Oster sollten die herausfordernden Monate des gemeinsamen Dienstes im Grenzschutz zum Grundstein einer dauerhaften Freundschaft werden.284

In der Brigade hatte Witzleben zahlreiche Herausforderungen zu meistern. Wie bereits erwähnt empfanden die Offiziere große Gefahr für den Bestand Schlesiens und dessen äußerer Sicherheit. Und der von ihnen wahrgenommene Verlust an Ordnung und Struktur war ein tägliches Problem und somit eine große psychische Belastung.285

Witzleben sah sich wieder – wie schon beim Rückzug seiner Division von der Front – vor der Situation, mit Soldatenräten kooperieren zu müssen.286 Es war die Erosion der alten Armee, mit der er sich hier konfrontiert sah.287

Im Sommer wurde Witzleben schließlich mit seiner Brigade in Kamenz eingesetzt.288 Am 18. Juli 1919 wechselte er in den Stab der Brigade 32,289 wo er unter anderem mit der Abwehr polnischer Angriffe zu tun hatte. In diesem Rahmen führte er auch Gespräche mit der polnischen Armee.290 Mittlerweile wurden konkrete Festlegungen getroffen, welche Offiziere in der neuen Reichswehr verbleiben konnten: Während in den Regimentern die Kommandeure den entscheidenden Einfluss bei dieser Frage hatten291, verhandelte Hesterberg für die Generalstabsoffiziere des VI. Generalkommandos direkt mit dem Personalamt in Berlin. Von den 25 Generalstabsoffizieren, die dem Generalkommando unterstanden, konnten maximal sieben übernommen werden. Witzleben war einer davon.292 Ende September wechselte er in den Stab des Infanterieführers 8,293 blieb aber auch hier nur kurz und kehrte am Ende des Jahres nach Liegnitz zurück. Er wurde Chef der Maschinengewehrkompanie seines alten Regimentes, das dann im Zuge der Neuaufstellung der Reichswehr als II. Bataillon im 8. (Preuß.) Infanterie-Regiment aufging.294 Für seinen Einsatz im schlesischen Grenzschutz wurde er schließlich mit dem Schlesischen Adler ausgezeichnet.295

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