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Versetzung nach Dresden – Beginn eines steilen Aufstiegs

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Im Dezember 1922 wurde Witzleben, nach drei Jahren als Kompaniechef, in den Stab der 4. Division (Wehrkreiskommando IV) mit Sitz in Dresden versetzt.356 Allerdings war seine Zugehörigkeit zum Stab aus Tarnungsgründen nur eine formale: Er wurde als Lehrer bei der Führergehilfenausbildung eingesetzt.357 Da durch den Versailler Vertrag der Reichswehr ein Generalstab untersagt war, umging die Reichswehrführung dieses Verbot, indem sie ihre Maßnahmen kaschierte. Anstelle des Generalstabes gab es in Berlin nunmehr das Truppenamt und die Ausbildung von zukünftigen Generalstabsoffizieren nannte man jetzt »Führergehilfenausbildung«. Diese wurde in den ersten beiden Jahren dezentral in den Wehrkreisen durchgeführt. Das dritte Jahr absolvierten die angehenden Generalstabsoffiziere im Reichswehrministerium in Berlin.358

Witzleben wurde Hörsaalleiter von acht Offizieren. Das Offizierskorps der Reichswehr war so klein, dass Netzwerkbildung und Homogenität deutlich erleichtert wurden.359 Im Stab der 4. Division traf er auch Hans Oster wieder. Mit dem sechs Jahre Jüngeren verband Witzleben eine besondere Beziehung, die sich auch auf die beiden Familien übertrug. Witzleben und Oster waren freundschaftlich miteinander verbunden, es bestand eine Nähe, die von gemeinsamen Erlebnissen herrührte und in gegenseitiger Sympathie begründet war. Aus dieser Nähe entstand unverbrüchliches Vertrauen.360 In Dresden lernte Witzleben auch viele neue Kameraden kennen. Manche sollten ihn von da an sein Leben lang begleiten, einige bis in den Tod. Hier begegnete ihm auch der spätere Generalstabschef Ludwig Beck.361 Als Chef des Stabes der 4. Division seit dem 1. Oktober 1925 war Beck für einige Monate Witzlebens Vorgesetzter.362 Er sollte für Witzleben ein Freund und Vertrauter werden. Beck war eineinhalb Jahre älter. Witzleben hat ihm gegenüber Zeit seines Lebens eine besondere Achtung bewahrt, die nichts mit den jeweiligen Dienststellungen zu tun hatte, sondern mit Becks besonderem Charakter.363

In Dresden erlebte er zum ersten Mal auch die späteren Generäle Friedrich Olbricht und Georg Thomas364, bei der Führergehilfenausbildung auch den späteren Generalfeldmarschall Erich von Manstein.365 Am 1. April 1923 wurde Witzleben nach neun Jahren als Hauptmann zum Major befördert.366

Die Zeit in Dresden haben Witzleben und seine Familie sehr genossen. Elsa von Witzleben stammte aus Sachsen, und sie nutzte die Zeit an der Elbe, um Kunst und Kultur zu erleben. Auch ihre Kinder brachten Witzleben und seine Frau mit dieser Welt in Berührung und unternahmen manchen Konzert- oder Theaterbesuch. Und die Nähe zu Elsa von Witzlebens Familie erleichterte das Zusammensein mit ihr. Witzleben jagte gerne mit einem Schwager und nahm zuweilen die Kinder mit auf den Hochsitz. Auch innerhalb der Witzleben’schen Großfamilie traf man sich oft und pflegte rege Gastfreundschaft.367 Die Familie nahm gern an den Familientagen teil und genoss das Zusammensein mit der großen Verwandtschaft. Tochter Edelgarde schloss 1923 die Schule ab und kam auf die Kunstgewerbeschule, während Sohn Job Wilhelm von der ehemaligen sächsischen Kadettenanstalt zur Klosterschule Roßleben wechselte. Er tat sich mit der Schule schwer, aber der Vater, bestand darauf, dass der Sohn das Abitur ablegte.368 Die Ferien im Sommer 1923 verbrachte die Familie in Garmisch-Partenkirchen. Der Urlaub war eine Zäsur, denn das Geld war durch die Inflation förmlich dahingeschmolzen.369

Der Herbst 1923 brachte für Deutschland und auch für Witzleben ein politisches Ereignis, das sich noch zu ungeahnten Konsequenzen ausweiten sollte: Am 8. November begann der Hitler-Putsch in München, der am 9. November vor allem durch den Widerstand der bayerischen Polizei und auch der Reichswehr zusammenbrach. Am 1. April 1924 wurde Adolf Hitler zu fünf Jahren Festungshaft rechtskräftig verurteilt. Aber schon am 20. Dezember 1924 folgte die Begnadigung. Es ist bezeichnend für den labilen Zustand der jungen Demokratie, dass General Erich Ludendorff freigesprochen wurde, obwohl er den Putsch angeführt hatte.370 Es war auch die Zeit, in der sich Reichspräsident Friedrich Ebert ständigen Hetzkampagnen Radikaler ausgesetzt sah. Er meinte, sich gegen diese Angriffe auch mit rechtlichen Mitteln wehren zu müssen, und klagte insgesamt 173 Mal gegen Verleumdungen. Dabei ließen die Urteile der Richter immer wieder einen mangelnden Schutz der Verfassung und des Staatsoberhauptes erkennen.371

Am 27. März 1925 starb Witzlebens Mutter.372 Als er in Liegnitz an ihrem Grab stand, war er allein. Die Kluft zwischen seiner Mutter und ihrer Schwiegertochter war so tief, dass Elsa von Witzleben ihren Mann nicht zum Grab begleitete. Sie wollte nicht eine Verbundenheit zeigen, die es so für sie nicht gegeben hatte.373

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