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UNTERSBERG, FREIE MAURER UND CRAIC

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Coyote fabulierte weiter, dass die genialsten und kreativsten Köpfe ihre immense Energie nicht von Korrektheit bremsen ließen. Er erwähnte Shakespeare, Mozart und Krishna. Ich hatte einiges über den Schelmengott Krishna gelesen. Er erinnerte mich ein wenig an Jesus, nur verspielter. Seine Flöte war wie eine Zauberflöte. War Mozart nicht wie ein göttliches Kind, das voller Energie himmlische Musik downgeloadet hatte? Herzensmusik.

Ich liebte die Zauberflöte, von der Bert sagte, sie wäre eine Freimaureroper. Gut, die Melodie der österreichischen Bundeshymne war ja auch aus Mozarts Freimaurerkantate. Da waren wir also wieder beim Bundespräsidenten.

Nur, dass man die damaligen Freimaurer mit den heutigen so nicht vergleichen konnte, wenn Bert recht hatte.

Ich selbst hatte mich dazu nie eingelesen, aber ich mochte den Gedanken, dass Mozart in Salzburg geboren worden war. Das war fast die Nachbarschaft.

Unsere Gegend hätte viel Herzenergie, erklärte Bert immer wieder. Das Zentrum wäre Salzburgs Hausberg, der Untersberg. Selbst der Dalai Lama hatte bei einem Besuch vor Jahren einmal erklärt, der Untersberg wäre das Herzchakra Europas.

Schon als Kind faszinierten mich die Untersberg-Erzählungen über Kobolde, Zwerge, Schätze, Riesen, Wildfrauen, den bis zur Endzeit schlafenden Kaiser, die wilde Jagd, Höhlen, Schätze, Verwerfungszonen und Zeitlöcher. Kaum ein Berg hat so viele Sagen, Geschichten und Legenden zu bieten. Ein sagenhafter Wunderberg, der Untersberg.


»Mein Magen knurrt, Noah. Hast du Essen zu Hause?«

»Trotz der Hamsterkäufe hab ich richtig viel erwischt.«

»Mir schmecken Hamster nicht so, Meerschweinchen sind besser.«

»Du isst Meerschweinchen?«

»Nur bei Hochzeitsfeiern in Peru!«

»Du bist auch in Peru?«

»Unterschätze die Gegend der Anden nicht. Großes, großes Licht!«

»Magst du Pasta?«

»Passt!«


400 Gramm Nudeln mussten daran glauben und ein großes Glas Sugo.

»Hm, lecker. Hast du ein Bier?«

»Ja, aber kein Corona. Nur Mühlviertler Bio-Bier. Oder Guinness und Kilkenny. Das haben wir schon seit der Irlandreise gelagert. Lagerbier quasi. Schwach gehopft. Das passt zu dir, du bist ja leicht beklopft.«

»Perfekt.«

»Ich hätte aber auch weißen Wein. Grünen Veltliner. Mein Onkel meinte erst vor Kurzem, dass wir unseren Planeten dringend schützen müssen, da nirgendwo sonst im Universum die Trauben des Grünen Veltliners gedeihen. Die Erde wäre der einzige ihm bekannte Planet mit Grünem Veltliner.«

»Nein, danke. Ich bleib bei irischem Bier.«

Bevor ich das vergorene Gebräu servierte, legte ich nach Billie Eilish irische Musik ein. Wieder einmal Beoga. Ich hatte die Gruppe schon live erlebt. Vor ein paar Jahren hatten sie mit Ed Sheeran Galway girl eingespielt. Coyote begann zur Musik leicht zu steppen. Dann warf er sich auf die Tanzfläche in meinem Wohnzimmer. Die Energie schraubte sich nach oben, so sehr wie ich es schon lange nicht mehr erlebt hatte. Er hob kommentarlos das Glas und gab einen irischen Trinkspruch zum Besten.

»Sláinte chugat, Noah!«

»Sláinte mhaith, Old Man Coyote

»What’s the craic, Noah?«

Coyote holte die alte Blues-Brothers-CD meines Vaters und dann shakte er wieder so richtig ab. »Komm – shake your tail feathers, Noah!«

Wir fegten durch die Zimmer, verbogen unsere Wirbelsäulen, klatschten in die Hände, wackelten mit dem Po und verdrehten unsere Knie.

»Kopf im Himmel, Beine auf der Erde, wackeln mit den Hüften und lachen aus ganzem Herzen!«, schrie er. »Genau, du wirst gekocht, du Weichei. Zeit für Götterspeise. Deine innere Temperatur steigt. Ent-wickeln, was verwickelt war. Great craic!«


Die ausgelassene Stimmung breitete sich aus, erfasste das Haus, den Ort, Österreich, Europa, den Planeten, das Sonnensystem, die Milchstraße und das Universum. Dann brandete sie wieder von den Rändern des Makrokosmos zurück in unseren Mikrokosmos und schlug über uns zusammen wie eine ekstatische Welle, die kaum zu fassen war. Wir fielen verschwitzt und müde auf das Sofa.

»Das Herz, Noah. Das ist alles! Den Sprung schaffst du mit Verrücktheit und Humor. Das irische Craic beschreibt es wunderbar. Dieses herrliche Wort bedeutet noch viel mehr als fun.«

»Fun-tastisch. So wie das österreichische Wort Schmäh, mein lieber Schmähbruder.« Ich fühlte mich zu Hause. Richtig zu Hause. Die Ausgangssperre war zu einem Segen für mich geworden. Der gute, alte Freund aus anderen Welten war wieder zu Besuch.


»Coyote, hast du eine Wirbelsäule, einen echten Körper? Hattest du eine Mutter? Bist du eigentlich inkarniert?«

»Noah, auf Ehrenbruderbasis: Den Scheiß mit der Inkarnation tu ich mir nicht an. Bei mir und manch anderen läuft das etwas anders, um mal zu untertreiben.« Er brüllte vor Lachen und schlug sich auf die Schenkel.

»Okay, danke. So genau wollte ich es gar nicht wissen.«

»Irgendwann wirst du es verstehen. Dies ist nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Aber es ist richtig guter Craic, würden meine Freunde aus Irland sagen.«

»Du hast Freunde in Irland?«

»Sicher. Am lustigsten ist es meist mit den Leprechauns. Ich habe überall Freunde. Das müsste dir schon klar sein.«

»Leprechauns, das sind die Kobolde der Natur?«

Coyote nickte. Der Schalk saß ihm offensichtlich im Nacken.

Feuer ins Herz

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