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EPOCHALE KONSTELLATION

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Mir wurde die Unterhaltung zu undurchsichtig. Ich schlenderte auf den Balkon, wo die Indian Spirit wie ein Glühwürmchen in der Nacht tanzte. Ich sah die Polizeistreife weiter unten im Ort. War es nicht übertrieben, wie das Epidemiegesetz ausgelegt wurde?

Inzwischen hatte das Robert-Koch-Institut, das auch ein Hochsicherheits-Biolabor der Stufe 4 betreibt, Österreich als Hochrisikogebiet eingestuft. Die Tracking-App Stopp Corona war initiiert und Telekom-Firmen lieferten Bewegungsdatensätze an die Regierung. Würde man bald neben dem Pass auch den Impfpass an den hochgezogenen Staatsgrenzen vorweisen müssen? Pflichtimpfung, Körpertemperaturmessung, Gesichtserkennung? Würden wir mittels digitaler ID Teil der globalen Weltbürgerschaft? Und würden US-Technologiekonzerne unsere virtuelle weltweite Passbehörde?


»Noah, riskiere den Kopfsprung ins Herz. Und wenn du auftauchst, dann tanze nackt in der Sonne, während andere in ihren Uniformen an dir vorbeimarschieren. In unsicheren Zeiten marschieren viele im Gleichschritt mit der Herde der Unbewussten. Du aber tanze. Gerade, wenn alles auf wackeligen Füßen steht, ist es der Tanz des Lebens, der dich trägt, und nicht der Marsch des Todes. Lebendigkeit und Leben. Sláinte.«

Ich prostete zurück. Hatte ich diese Worte nicht schon gehört? Seit Coyotes erstem Besuch hallten sie in mir nach. Jetzt hörte ich sie wieder von diesem heiligen Narren.

»Kümmere dich um das Leben und lass die Toten die Toten begraben. Der Schlüssel ist Verrücktheit, Humor und Lachen. So sprengst du das System, verlässt die Matrix.«

»Ach, Coyote, wenn ich bei dir bin, geht mein Herz so unfassbar schnell auf.«

»Das ist der Hauptpunkt, Noah. Dein Herz pumpt frische Energie in dein Gehirn, es regt alles an, jede Zelle deines Körpers wird mit Leben gefüllt. Deine Intelligenz, deine Gesundheit, dein Charakter. Deine Fähigkeiten, sogar die subtileren, werden auf eine neue Ebene gehoben. Die Auferstehung führt über das Herz.«

Da spielte mein Smartphone Just like fire von Pink. Franziska war am anderen Ende.

»Hallo Noah. Was machst du?«

»Ich bin, als ich die Medikamente zu Oma und Opa brachte, in drei Polizeikontrollen geraten. Jetzt bin ich zu Hause und soll nicht mehr mit dem Auto fahren.«

»Ich komme montagmittags und bleibe für drei Tage. Dann sause ich wieder rauf zu Miriam und den Kindern, mit denen ich intensiv lerne und spiele. Montagabend ist eine Konferenzschaltung der Lehrer. Am Dienstagvormittag hat mich Katja für den Journaldienst eingeteilt.«

»Ich freue mich riesig auf dich. Du wirst Augen machen, wenn du kommst. Sag Bert und Miriam, dass etwas Besonderes in der Luft liegt.«

»Das sagt er sowieso die ganze Zeit, Noah, als wenn wir vor dem größten Umbruch seit der Neuzeit stehen. Vor ziemlich genau 500 Jahren hätten Pluto und Saturn im Steinbock so gestanden wie zu Beginn des heurigen Jahres. Damals läuteten sie eine neue Epoche ein. Er hat mir noch mehr zu erklären versucht.« Franziska lachte leise. »Aber Sterndeutung ist nicht ganz meine Sache. Wenn Bert redet, hört sich das alles jedoch schlüssig an … Jedenfalls ist er schon ewig wegen der besonderen Konstellation aufgeregt.«

»In besonderen Zeiten finden auch besondere Begegnungen statt.«

»Wie meinst du das?«

»Lass dich überraschen. Gute Nacht, Franziska.«

»Gute Nacht, mein Schatz. Das ist echt gemein, erst mit dem Handtuch wedeln und dann nichts verraten. Ich platze vor Neugier. Pass gut auf dich auf, ja? Du bist allein, oder?«

»All-eins, Franziska. Ich liebe dich!«

Feuer ins Herz

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