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SILICON VALLEY UND ST. CORONA

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Als ich am Montagmorgen aufwachte, war Coyote nicht anzutreffen. Wo er wohl war?

Im Irish Pub oder in der Schule konnte er nicht sein. Ich frühstückte allein. Michael, mein Sportsfreund, schickte mir eine Nachricht: Noah, mir geht’s wie dem Virus. Ich brauche dringend einen Wirt. Sollen wir uns heimlich beim Bärenwirten oder im Berggasthof meiner Schwester treffen? Wenn du ein Weichei bist, ist auch eine Videokonferenz-Schaltung mit Live-Bier möglich.

Ich joggte meine Runde und freute mich, als ich die Hundebesitzerin glücklich mit ihren Hunden antraf.

»Danke für gestern!«, rief sie mir zu. »Wo haben Sie Ihren älteren Freund gelassen? Ich könnte wetten, einen langen, buschigen Schwanz bei ihm gesehen zu haben.«

Ein Mann lief mit Respektabstand an uns vorbei, ein Abstand so groß, dass er nicht nur Corona geschuldet war. Er blickte mich an und ich erkannte in seinen weit aufgerissenen Augen viele Fragezeichen. War das der Jogger von gestern? Wird er sich verlaufen? Auf dem Rückweg traf ich auf Dietmar und seine Ehefrau Marlies.

»Hallo, Noah. Du siehst, meine Frau führt mich aus. Bin froh, dass ich keinen Maulkorb tragen muss. Aber so wie es aussieht, brauchen wir in Zukunft sowieso einen Mundschutz.«

Marlies lächelte und erzählte, dass sie als Familie zusammenwachsen würden.

»Wir wachsen oft ganz schön zusammen«, erwiderte Dietmar. »Diese Seuche muss eine Frau erfunden haben. Kein Fußball, kein Fortgehen, kein Sport im Fernsehen, unnötige Arbeiten in Haus und Garten, dauernde Familienabende. Sie haben das Ganze zusätzlich wie eine Grippe aussehen lassen, die uns Männer noch dazu härter trifft. Wir Männer sind bei diesem Thema sehr empfindlich. Und dann haben sie die Seuche nach einer Biersorte benannt. Unglaublich fies.«

»Der mexikanische Corona-Bierbrauer wird wahrscheinlich die Produktion einstellen. Ist nicht systemrelevant, meint die mexikanische Regierung.«

Dietmar schimpfte. »Muss St. Corona in Niederösterreich seinen Namen als Solidaritätsbekundung auch noch abgeben? Was soll das bringen? Sollen wir jetzt einen übergroßen Mundschutz auf das Ortsschild kleben?«

»Oder nach dem St. am Ortsschild noch opp dazuschreiben.« Marlies hatte sich eingeschaltet und wir lachten über den neuen Ortsnamen Stopp Corona.

»Vielleicht ist St. sowieso schon die Abkürzung für Stopp. Hat sich schon jemand in St. Corona infiziert? Funktioniert die neue Stopp-Corona-App?«

Coyote spazierte vorbei. Als er Marlies und Dietmar begrüßte, musste er husten.

»Corona?«, fragte Dietmar.

»Nein, Marlboro«, gab Coyote zurück.

»Sind Sie nicht der amerikanische Pädagoge, der vor ein paar Jahren unsere Schule fast auf den Kopf gestellt hat? Marlies, ich hab dir von ihm erzählt. Hier ist er.« Dietmar wandte sich begeistert an Coyote. »Sie haben mein Leben nachhaltig verändert. Wissen Sie das?«

»Das freut mich sehr! Sag doch einfach du.«

Dietmar erzählte, dass er seit Coyotes letztem Besuch viele Baumhäuser gebaut hatte. Er berichtete vom einem neuen Lehrerkollegen, der zu Beginn des Fernlernens ohne Rücksprache falsche Rechenaufgaben für die Schüler eingescannt und kopiert habe.

»Er stand nur vor dem Kopierer. Ich hatte schon Angst, er würde die neue Lehrerin durch den Einzug lassen. Aber dafür hat sie zu große … du weißt schon. Es gibt Silicon Valley und Silicon mountains.«

Marlies tadelte Dietmar kurz.

»Apropos Silicon Valley. Katja verschiebt die heutige Videokonferenz. Sie hat Zweifel am Videokonferenz-Anbieter aus diesem Tal. Bis vor Kurzem fand sie kaum den Einschaltknopf am Computer, jetzt wird sie noch Sicherheitsexpertin.«

»Warum nicht die Welt der freien Software nutzen? Open Source-Lösungen wären was!« Coyote schaute uns neugierig an.

Als Dietmar Coyote zu nahekam, bemerkte ich, dass Marlies unruhig wurde.

»Marlies, John Fox ist mit Abstand der beste Computerexperte, den ich kenne. Und ich kenne echt wenige.«

Wir verabschiedeten uns. Dietmar wollte nicht auf Eltern von Schülern treffen. »Weißt du, es gibt Eltern von Corona-Kindern, die Lehrer am Schwarzmarkt horrende Summen bezahlen wollten. Ich mach da aber nicht mit. Ich brauche meine Ruhe.«

Ich rannte meine Runde noch fertig, Coyote verschwand im Wald und Marlies und Dietmar spazierten einem neuen Tag entgegen.

Feuer ins Herz

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