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BLAKE UND DAS TRUMPELTIER

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Coyote und ich setzten uns an den Tisch und genossen Vollkorntoast, Butter, Marmelade, Käse und Fruchtsaft. Ich erzählte von den letzten Jahren und Coyote nahm sich stundenlang Zeit; er war ganz Ohr, Auge und Nase, wie er meinte, während ich redete und redete. Dann bat er mich, meine Erinnerungen vorzutanzen und zu singen.

Being a coyote war mein Lieblingslied. Ich hatte es komponiert und Coyote bei unserem letzten Treffen am Berg vorgespielt. Jetzt durfte es nicht fehlen. Als er mich zum Theaterspielen aufforderte, wurde es mir zu bunt und ich ließ kräftig einen fahren.

»Für deine offene Nase, Coyote. Ein kleines Geschenk, das sich ausbreitet und immer größer wird.«

»Oh danke, du bekommst ein größeres zurück.«

Es donnerte förmlich in meiner Wohnung. Wackelte das Geschirr im Küchenschrank? Wie konnte er nur lauthals über seinen Riesenfurz lachen?

»Wegen so einem Schas lachst du so viel, Coyote?«

»Der Schas ist der beste Komiker, nicht wahr? Ich habe ihn immer im Gepäck dabei.«

»Ja, wenn der Koffer seinen Koffer immer im Gepäck hat.«


Der Tag verging unfassbar schnell, bis Coyote und ich am Abend bei einem Kartenspiel, dem Schnapsen, landeten.

»Was ist Trumpf, Coyote?«

»Trump?«

»Hörst du schlecht? Ist Eichel oder Herz Trumpf?«

»Bei mir ist es immer das Herz, dann die Eichel. Bei Trump ist das nicht so sicher.«

»Ach, ja? Mir kommt er vor wie die Mischung aus dunklem König und Narren. Was hältst du von ihm?«

Coyote spielte die erste Schnapskarte aus.

»Was soll das, Coyote? Das ist ein Joker, ein Jolly! Der gehört nicht zu den Schnapskarten.«

»Oh, wie sollen wir weiterspielen? Ein Joker im Spiel. Eine wilde Karte. Sowas.«

»Ah, du meinst Trump wäre eine wilde Karte?«

»Sicher, durch ihn wurden die Karten neu gemischt. Mit negativ und positiv kommst du bei diesem komischen Trumpeltier nicht weit. Er spielt vorübergehend seine Rolle bei der großen Veränderung. Und die ist nicht unabhängig vom Geschehen.«

»In diesen stürmischen Zeiten sehen manche in ihm den leibhaftigen Teufel, andere gar eine Art Messias. Ein Wolf ohne Schafspelz oder ein Schaf im Wolfspelz könnte man sagen.«

Coyote sprang auf und brüllte:

»Ein Joker eben, aber nicht für die Ewigkeit gedacht. Ein Freak, mit einem toten Frettchen am Kopf. Die Frage ist, wofür er Platzhalter ist. Die Frage ist auch, womit sein Frisör sein Geld verdient.«

»Gut gebrüllt, Löwe. Du darfst dich wieder setzen.«

»Das Brüllen des Löwen, das Heulen des Wolfes, das Tosen der stürmischen See und das zerstörerische Schwert sind Teile der Ewigkeit, zu groß für das Auge des Menschen.«

»Ein echter Old Man Poem?«

»Nein, ein echter William Blake, dieser wilde Engel.«


»Coyote, was brauchen wir Menschen am meisten?«

»Poesie, Noah. Musik, Tanz und Ekstase. Man hat euch die Ekstase des Verbundenseins abtrainiert. Sie war das Feuer, das euch wärmte, euch zu warmen und liebevollen Menschen machte. Man nahm es euch. Und weißt du wie?«

»Sag’s mir.«

»Das Feuer ist Sinnbild für Spiritualität. Freie, echte Spiritualität, so wie die tanzenden Flammen, und keine organisierte. Und es ist ebenso die Sexualität. Spiritualität und Sexualität sind dieselbe Energie. Beide …, jetzt kommt’s Noah!« Er sprang auf und tanzte sanft, bevor er weitersprach. »Beide sind zutiefst verbindend. Und in der Verbindung entsteht der Tanz der Ekstase. Ihr schwingt höher und höher. Das wissen diejenigen, die sich über euch stellen und euch kontrollieren wollen. Besonders die Kirche griff im Namen Gottes genau an dieser Stelle ein. Das Feuer ist das Intimste und das Verbindendste, das ihr habt. Sie stellten sich zwischen dich und Gott, zwischen dich und deinen Partner. Die direkte Verbindung zu Gott, zum Göttlichen, wurde dämonisiert, sie wollten sich als Vermittler reinreklamieren. Viele sind nicht Vermittler, sondern in Wahrheit Trennende. Die sexuelle Verbindung wurde dämonisiert. Sie haben sich in das Allerheiligste eures Wesens eingenistet. Sie saßen in euren Schlafzimmern und beschatteten euch. Sie bauten Tempel aus kaltem Stein, um dort eure Spiritualität einzufangen und zu organisieren. Das Feuer der Imagination wurde gekappt und die Natur dämonisiert. Sie saßen am Lagerfeuer des Herzens und kontrollierten es. So trocknete euer Herz aus, ihr habt die Ekstase des Lebens verloren und damit eure wahre Schöpferkraft. Ihr wurdet spirituell und sexuell kastriert und euch blieb nur mehr die Flucht in euren Kopf. Ihr kühltet ab.« Coyote machte eine Pause, damit ich seine Worte verdauen konnte.

»Sie dämonisierten sogar das Feuer selbst und verbannten es. Weißt du wohin? In die Hölle. Sie erfanden eine Hölle, in der euch auf ewig das Höllenfeuer quälen sollte. Sie taten alles, um eure Verbindung abzubrechen. Ihr wurdet auf Sparflamme gesetzt. Die, die zu lebendig wurden, hat man auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Ein kleiner Vorgeschmack auf das, was euch nach dem Tod erwarten sollte. So wurdet ihr angepasst und brav. Ihr habt eure Lebendigkeit, Spontaneität, Spiritualität und Poesie verloren. Aber die Hölle, Noah, die ist Kälte. Eure Angst vor dem, was euch nach dem Tode erwartet, speiste eure Angst vor dem Tod. Diese Angst kroch durch alle Ritzen in euer konkretes Leben. Ihr wurdet reingelegt und geplündert. Sie wollten das Feuer haben. Ihr solltet nur mehr Schatten sein, die vom gestohlenen Feuer an die kalte Wand des Gefängnisses geworfen wurden. Leblose Tote. Das Feuer zu kontrollieren ist hocheffektiv.«

»Wer hat das alles gemacht, Coyote?«

»In Wahrheit das, was ihr Ego nennt. Das Ego, das euch im Gewand von Königen, Priestern, Politikern und anderen entgegenkam und … kommt. Es will Kontrolle. Ausgekühlte, abgetrennte und heimatlose Seelen sind leicht zu führen.«

»Du hast selbst das Feuer den Menschen gebracht, nicht wahr? Du bist Experte darin.«

Er lachte. Dann zündete er sich eine geschnorrte Indian Spirit an, grinste und meinte: »Die Krise mit dem Feuer passierte, als ihr sesshaft wurdet. Ihr habt damals eure Lagerfeuer unter dem Sternenhimmel verlassen und eure Wildheit und Leidenschaft aufgegeben. Ihr seid in Dörfer und Städte gezogen, habt alles Leben domestiziert, besonders euch selbst. Aber ich bring euch das Feuer wieder. Ich bin ein Dieb des Lebens. Ich stehle es dem Ego. Auf das Leben! Feuer bedeutet Feier. Feiern wir das Leben, Noah! Auf das Leben! Nichts existiert unabhängig. Alles ist verbunden. Trennung ist nur ein schlechter Scherz. Sláinte chugat, Noah!«

»Sláinte, Coyote. Das ist starker Tobak. Ich muss mit dem Feuer des Lebens eine Indian Spirit zum Leben erwecken.«

Coyote lachte. Wir landeten draußen. Es war schon Abend. Wo war die Zeit geblieben? Wir blickten auf die ersten Sterne. Der Himmel strahlte rein und unverfälscht. Der menschliche Aktionismus war kurzfristig ausgebremst.

»Weißt du, wenn du die Verbindung verlierst, suchst du im Außen nach ihr. Ihr habt noch euren Kopf und der sucht überall nach dem Leben. Aber es ist ein Fass ohne Boden. Kein vom Verstand noch so engmaschiges Netz kann diesen Himmel einfangen, denn das Leben lässt sich nicht vermessen und verkaufen. Aber das ist es, was der Verstand probiert. Diese Suche, diese Sucht und Gier führen ins Nichts. In diesem Anhalten entdecken viele wieder das Feuer in sich selbst. In diesem Alleinsein liegt das Geschenk des All-Einseins. Dafür braucht ihr niemanden. Das ist Selbstermächtigung, Noah.«

»Danke, göttlicher Dieb. Warum verwendest du so gern irische Wörter?«

»Weil ich die Iren liebe. Sie haben sich vom Irrigen einiges noch bewahrt.« Coyote verdreht die Augen, streckte die Zunge raus und steppte am Balkon.


»Noah, hast du Grünen Veltliner für mich? Lass uns doch die aufgestiegene, die vergeistigte Traube zu uns nehmen.«

Wir stapften wieder ins Warme und ich servierte Coyote ein Gläschen Wein.

»Weißt du, Noah. Bruder Jeshua brachte den Menschen das Feuer zurück. Als er aus der Wüste kam, taufte er mit dem Feuer des Heiligen Geistes und vollbrachte danach sein erstes Wunder, als er bei der Hochzeit zu Kana Wasser in Wein verwandelte. Der Mann war lebendig und verstand was von Partys. Sechs Steinkrüge brauchte er dafür. Ein Krug fasste in etwa hundert Liter. So, und schau dir heute seine Nachfolger an. Viele sind leblose Gefangene des Egos, halbseidene Gestalten, die bestenfalls Lebendigkeit vorgaukeln. Sie lächeln befremdlich, um Herzenswärme vorzutäuschen. Das hat nichts mit Jeshuas, also Jesu Botschaft zu tun.«

»Ehrlich, Coyote. Wenn heute jemand das Wort Jesus oder Gott in den Mund nimmt, wirkt er verdächtig und befremdlich.«

»Wundert es dich? Was haben sie aus seiner Liebes- und Glücksbotschaft gemacht? Ein Personen- und Todeskult. Er hängt an kalten Wänden in alten Gemäuern am Kreuz. Dabei geht es um die Auferstehung. Tja, der giftige Cocktail des Egos mit den Zutaten Angst, Schuld und Sünde wirkt immer noch. Viele Gläubige werden damit durchgeschüttelt, statt gerührt zu sein. Aber Jesus selbst war lebendig. Er war ein echter Mensch aus Fleisch und Blut, er liebte das Menschsein. Jesus brachte die Grabesstille ins Wanken. Man wollte ihn zum Schweigen bringen, denn das Machtgefüge geriet außer Kontrolle. Sein Getränk ist der Wein des Lebens, die Liebe.«

»Jetzt ist die Botschaft verwässert und Anlaufstelle für Totengräber, nicht wahr?«

Feuer ins Herz

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