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13. KAPITEL

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Der erste, der sich von dem neuen, im nördlichen Waldland entstandenen Machtkern angezogen fühlte und sich um die Freundschaft Konrads bemühte, war Ratibor, der Herr auf Burg Rubin. Er war der erstgeborene Sohn des Herzogs der Lutschanen Miezko und befand sich im Zwist mit seinem jüngeren Halbbruder Alesch. Dieser entstammte der zweiten Ehe Miezkos, die dieser mit einer wilzischen Fürstentochter namens Kazi, einer stolzen und herrschsüchtigen Frau, geschlossen hatte. Kazi hatte Alesch in dem Anspruch erzogen, niemandes, auch und schon gar nicht seines älteren Halbbruders Ratibor Untertan zu sein. So kam es, dass Alesch selbst Anspruch auf die Würde des Herzogs der Lutschanen erhob und sich nicht unter das Erstgeborenenrecht Ratibors fügen wollte. Schon die Kinder stritten. Da es auch in den bestregierten Völkern Unzufriedene, Neider und Querulanten gibt, gelang es später Alesch ohne Mühe, mit Versprechungen, Schmeicheleien und durch geschicktes Taktieren die Unzufriedenen und Spekulanten unter den Lutschanen hinter sich zu scharen und gegen seinen Bruder aufzuwiegeln. Das Erstgeborenenrecht Ratibors stellte er mit dem Hinweis auf die noch edlere Abkunft seiner Mutter aus dem Hause des mächtigen Herzogs Zubur von Soberschan in Frage. Alesch verließ, nachdem er sich endgültig mit seinem Halbbruder überworfen hatte, Rubin, den Sitz Ratibors, nahm kurzerhand die Burg Kadan in Besitz,sagte sich von der Herrschaft Ratibors los und verschanzte sich mit seinen Anhängern gegen alle Versuche Ratibors, seine Würde ungeteilt über das ganze Volk der Lutschanen auszuüben. Der persönliche Zwist entwickelte sich zu offener Feindschaft, zu Kampf, Belagerung und Krieg. Schon ging die Redensart unter den Völkern: Sie sind zerstritten wie die Lutschanen.

Jeder der feindlichen Brüder suchte Unterstützung bei Verwandten, Freunden und Nachbarn. Um die Rechtmäßigkeit des eigenen Herrschaftsanspruchs durch Erfolge augenscheinlich zu machen und durchzusetzen,warb man um Bundesgenossen.Diese fanden sich schnell. Wo es um Gerechtigkeit, um Ehre und Anstand geht, darf niemand zurückstehen. Keiner der verwandten, befreundeten und benachbarten Fürsten und Herzöge entzog sich dem Anruf der Gerechtigkeit und der Pflicht und ergriff Partei gegen Unverschämtheit und Unrecht. Wer ein Süppchen kochen will, muss aus einem Feuerchen ein Feuer machen.

So standen sich im Streit Ratibors mit Alesch innerhalb kurzer Zeit zwei Lager gegenüber. Es gelang Alesch mehr und mehr, den älteren Halbbruder zu überflügeln. Hierbei kam ihm nicht nur ein gewisses diplomatisches Geschick zugute, das ihm im Unterschied zu Ratibor eignete, sondern auch, wenn vonnöten, kurzangebundene Rücksichtslosigkeit. Dazu konnte sich Alesch die unbedingte Unterstützung durch seine Verwandten mütterlicherseits sichern.Der Großvater, Herzog Zubur von Soberschan, machte sich für die gerechten Ansprüche des Enkels stark; der Onkel, Slawnik von Tetschin, Kazis jüngerer Bruder, stellte sich offen auf seine Seite. Darüberhinaus aber vermochte es Alesch vor allem, die Verwandten seiner Gemahlin für seine Sache und gegen Ratibor zu erwärmen. Das waren der überaus mächtige Schwiegervater Borschiwoi von Fraga und die beiden Schwäger Spitinew und Wratislaw, die Herren auf Scharka und Do- jetschritz. Selbst die Schwiegermutter, eine Prinzessin aus dem entfernten Land der Pssouane, warb in ihrem Volk für Alesch. Kein Wunder also, dass sich Alesch ganz im Recht fühlte und gegen seinen Bruder eine herausfordernde Sprache führte und unverschämte Politik betrieb. Vermittlungsversuche, die von erfahrenen und um Freiheit, Bestand und Wohlergehen ihres Volkes besorgten Lutschanenführer unternommen wurden blockierte er.

Demgegenüber nahm sich die Rückendeckung, die Ratibor für sein Recht gewann, kläglich aus. Sein Schwiegervater Spinek, Herr auf der südlich gelegenen Teta, war ein alter, gichtgeplagter Mann, für keinerlei Art von Draufgängertum und Unbekümmertheit zu gewinnen. Spinek, im Verlauf eines langen Lebens weise und vorsichtig geworden, setzte seinen mürben Leib nicht mehr gern den Unwettern der Politik aus, sondern ging Schwierigkeiten, wo er konnte, aus dem Weg. Seinem Volk ersparte er auf diese Weise eine Menge Ungemach. In dem heraufziehenden Streit zwischen seinem Schwiegersohn und dessen Halbbruder witterte er nur Unglück und Untergang und versuchte deshalb nach Kräften, auf dem sicheren Ufer der Neutralität zu bleiben, um nicht von einem Strudel ergriffen und in die Tiefe gezogen zu werden.

Ähnlich verhielt es sich auch mit dem Freund Ratibors, dem Fürsten Derwan von der Burg Libuschin. Zwar steckte dieser in fortwährenden Händeln mit Borschiwoi von Fraga wegen unterschiedlicher Auffassungen über den richtigen Grenzverlauf zwischen den Gebieten ihrer beider Völker, doch um die Übermacht Borschiwois wissend und in Kenntnis der Schwäche seines Freundes, hielt sich Derwan zwar nicht mit kräftigen Worten und starken Reden, dafür um so mehr in der praktischen Politik zurück. Kein sicherer Verlaß für Ratibor also auch hier.

Zu kreisen begannen in dem Konrad und seinem Waldsitz benachbarten Planetensystem der Völkerschaften auch die Zlitschanen unter ihrem Herrn, Krok auf Prachov, und die Liutmerici unter Zistibor auf Muski. Das geschah auf Grund einer seit Vorvätergedenken sprichwörtlichen Feindschaft, von der es hieß: Wenn ein Zlitschane Durchfall hat, will ein Liutmerici Verstopfung bekommen. Unbewegt verhielten sich die Völker der Dakana und Charwaten.

Konrad und Vladana bewirteten Ratibor, der da hilfesuchend an ihr Tor klopfte, in allen Ehren. Ihn und seinen Leuten wurde das Gästehaus zugewiesen, Mägde und Knechte hatten sich um die Bedürfnisse von Mensch und Tier zu kümmern. Auf den Tisch kam, was Keller und Vorratskammern boten. Eine große Jagd wurde veranstaltet. Ratibor wurde Zeit gewährt, sein Anliegen vorzutragen. Konrad und Vladana hörten sich die Klagen des lutschanischen Fürsten und seine Bitte um Hilfe an. Ohne Zweifel, Ratibor hatte das Recht auf seiner Seite. Als erstgeborenem Sohn Miezkos, des verstorbenen Herzogs der Lutschanen, stand ihm die Nachfolge auf den Fürstensessel zu; außer Zweifel war aber auch, dass Alesch zwar nicht das Recht, dafür aber eine mächtige, geradezu unbezwingliche Koalition auf seiner Seite hatte. Sollte sich Konrad in diesen Streit, der ihn nichts anging, einmischen?

Er beriet sich mit Vladana und betonte, er habe eigentlich kein Interesse, sich in die Händel der Nachbarn hineinziehen zu lassen. Schon gar nicht habe er Lust, von einem Kampf in den anderen zu eilen. Schließlich gefalle es ihm zu Hause bei seiner schönen Frau viel besser als in der Fremde auf der harten Erde eines Feldlagers oder im Sattel seines Pferdes. Er habe eben erst die Auseinandersetzung mit zwei feindlichen, unangenehmen Herzögen zu Ende gebracht, das reiche für´s erste. Er wolle nicht schon wieder Krieg führen. Überhaupt beginne er daran zu zweifeln, dass sein Traum von der Weltherrschaft einen Sinn habe. Denn was gewinne er dabei, wenn er von Krieg zu Krieg, von Schlacht zu Schlacht, von Land zu Land eile und die Völker unterwerfe? Ergebe es einen ausreichenden Sinn, am Ende sagen zu können, alle Fürsten und Völker gehorchten seinem Willen? Er zweifle daran. Wenn er es sich recht überlege, sei er in der Abgeschiedenheit und im Frieden seiner Burg, als Herr über seine kleinen Völker glücklich und zufrieden genug. Er brauche nichts Weiteres.

Vladana widersprach. Einen Weg, den man betreten, ein Ziel, das man sich gesteckt habe, dürfe man nicht so ohne weiteres aufgeben. Wer nicht Herr sein wolle, der werde Knecht sein. Konrad dürfe nicht übersehen, dass er nach seinen Siegen über Seltschanen und Lemusi zu einem der bedeutendsten Herrn aufgestiegen sei. Selbst wenn er sich nicht in die Streitigkeiten anderer Völker und ihrer Fürsten einmischen wolle und lieber zu Hause bei ihr bleibe, habe er keine andere Wahl, als sich um Zwist und Hader in seiner Nachbarschaft zu kümmern - schon um des lieben Friedens willen. Denn wenn er sich nicht darum kümmere, täten es andere, und dann bliebe es ihm auch nicht erspart, sich über kurz oder lang fremder Übergriffe zu erwehren. Also sei es besser, von Anfang an die Angelegenheiten der Nachbarn zu den seinen zu machen und in seinem Sinne in Ordnung zu bringen. Wie außerdem zu hören sei, sei Fürst Borschiwoi von Fraga mit seinen Söhnen schon seit langem bestrebt, die Oberherrschaft über alle Völker unter dem Wald und auf den großen Ebenen zu erringen. Borschiwoi sei ein gefährlicher Mann. Ihm gelte es rechtzeitig entgegenzutreten und die Grenzen zu weisen. Die Gelegenheit dazu sei günstig.

Konrad konnte sich der Klugheit seiner Gattin nicht verschließen. Man beschloss also, Ratibor zwar des Wohlwollens zu versichern, ihm aber kein festes Versprechen zu geben, sondern abzuwarten. So lange man sich für nichts und niemand entschieden habe, könne man nach allen Seiten hin handeln und bleibe in seinen Beschlüssen ungebunden.

Ratibor stellte man die Frage, wie er, wenn es dazukäme, eine Hilfeleistung Konrads und seiner Waldleute zu entschädigen gedenke.

Das Angebot, das Ratibor unterbreitete, war so überraschend, dass Konrad sich kaum des Reizes, der davon ausging, entziehen konnte. Gemäß der Erfahrung, dass Großzügigkeit besonders dann leicht fällt, wenn sie nicht zu Lasten des eigenen Besitzes geht, wollte Ratibor Konrad für dessen Hilfe mit den Herzogtümern Zuburs von Soberschan und Slawniks von Tetschin entschädigen. Konrads Reich würde sich damit über das gesamte Land vor den Waldbergen ausgedehnt haben und den nördlichen Bereich der Ebenen umfassen. Das war ein verlockendes Angebot. Trotzdem hielten es Konrad und Vladana für geraten, vorerst doch noch Zurückhaltung zu üben. Und so verblieb man. Der Gast wurde des Wohlwollens versichert, freigebig bewirtet und unterhalten, aber bei Beendigung seines Besuchs ohne feste Hilfszusage entlassen.

Nicht nur Ratibor, auch Alesch bemühte sich um den mächtigen, geheimnisumwitterten Fürsten des Waldgebirges. Doch kam Alesch nicht selbst nach Konradsgrün geritten. Er schickte einen Gesandten, der an seiner Stelle Verhandlungen führen und Konrad mit einer Mischung aus Lobreden und Drohungen von einer Parteinahme für Ratibor abhalten sollte. Mit dem Unterhändler hatte Alesch keinen besonders glücklichen Griff getan. Der Mann war von der Würde und Macht seines Herrn zu sehr durchdrungen, um noch mit dem notwendigen feinfühligen Geschick aufzutreten; er lebte zu sehr in der Gewissheit eines kommenden Sieges, als dass aus dieser Gewissheit nicht eine spürbare Anmaßung und überhebliche Selbstsicherheit in sein Auftreten eingeflossen wäre. Das wurde vor allem von Vladana mit Befremden vermerkt. Sie unterschied sich darin kaum von so vielen anderen Frauen, die, wenn es um die Ehre ihrer Männer geht, diese viel mehr zur eigenen Sache machen als oftmals die Männer selbst. Da Alesch Konrad zudem für ein Bündnis keine auch nur halbwegs verlockende Gegenleistung anbieten konnte oder wollte - er hatte es in diesem Fall schwerer als sein Halbbruder, der aus den Ländern und Schätzen seiner vielen Gegner mit leichterer Hand verschenken konnte - versuchte er wenigstens Konrads Nichteinmischung sicherzustellen. Er zögerte nicht, Konrad, wenn auch in höflicher Form, so doch unmißverständlich, auf die verhängnisvollen Folgen einer Parteinahme zu Gunsten Ratibors hinzuweisen. Auch das erzeugte Verstimmung. Konrad und Vladana ließen sich nicht unter Druck setzen. Aleschs Gesandte musste mit einem mehr als zweideutigen und nichtssagenden Bescheid zu seinem Herrn zurückkehren.

Die Zeichen der Verfeindung mehrten sich. Der Frühling wusch sie aus wie Steine aus den aufgeweichten Wegen nach der Schneeschmelze; der Sommer ließ sie heranreifen wie das Korn auf dem Halm; der Herbst schüttelte sie hernieder wie der Wind das Laub aus den Bäumen und der Winter gefror sie zu einem Eispanzer aus Hass und Heimtücke. Auf Ratibor sei ein Mordanschlag verübt worden, hieß es. Der Fürst sei durch einen Pfeilschuss aus dem Hinterhalt getötet worden, hieß es. Er sei schwer verletzt worden, wurde wenig später nachgemeldet, der Pfeil habe nur seine Schulter durchbohrt. Der Pfeil habe ihn um Haaresbreite verfehlt, hieß es zuguterletzt. Der Anschlag sei nicht auf Ratibor, sondern auf Alesch durchgeführt worden, wussten andere zu berichten. Aber Alesch sei unverwundbar. Man habe mit eigenen Augen gesehen, wie der Pfeil von seiner Haut abgeprallt sei wie von einem Panzer. Dann gingen Gerüchte von vergifteter Speise um, von Schierling und Tollkraut im Met. Von Zauber und Hexenwerk wurde berichtet. Gerüchte und Geschichten summten um die verfeindeten Brüder wie ein Schwarm Fliegen um frischgefallene Rossäpfel. Das Unwetter zog sich zusammen. Nichts begünstigt den Ausbruch einer Auseinandersetzung mehr, als wenn sich Bündnisse um einen Streit ansetzen und ein kleiner Zwist von sogenannten Freunden und Nachbarn zu einer großen Angelegenheit aufgebläht wird.

Das Jahr hatte nach dem Besuch Ratibors bei Konrad und Vladana sein Sommerkleid noch nicht zum zweiten Mal angelegt, als die Nachricht eintraf, Borschiwoi, der Schwiegervater Aleschs, habe seine Krieger gesammelt und ziehe gegen Derwan von Libuschin und sein Volk, die Marki. Es gehe um den alten Streitpunkt: die Grenze. Derwan habe sich auf Libuschin verschanzt, aber wenn ihm keine Hilfe werde, dann sei es nur eine Frage der Zeit, bis die Burg falle und Boschiwoi sich auch zum Herrn über die Marki aufschwinge. Dieser ersten Nachricht folgte wenig später die nächste. Krieg, wieder einmal, sei zwischen den Liutmerici und Zlitschanen ausgebrochen. Aber, und das war neu, dieses Mal zogen Spitinew und Wratislaw, die Söhne Borschiwois und Schwäger Aleschs, auf der Seite Zistibors von Muski gegen Krok und dessen Burg Prachov mit. Das musste nachdenklich stimmen. Ratibor erschien, abgehetzt und in höchster Eile, begleitet nur von einer Handvoll Männer, zum zweiten Mal bei Konrad und Vladana. Auch Alesch habe seine Leute gesammelt und ziehe bereits, nachdem ihm Verstärkung von Borschiwoi geworden sei, gegen Rubin. Er, Ratibor, müsse in kürzester Zeit zurückkehren, um die Verteidigung der Burg zu leiten. Er habe es sich trotz der großen Gefahr aber nicht nehmen lassen, noch einmal selbst nach Konradsgrün zu eilen, um Konrad den Ernst der Lage vor Augen zu führen und ihn um Hilfe zu bitten. Bevor es für Derwan, Krok und ihn zu spät sei, bevor Libuschin, Prachov und Rubin erobert oder ausgehungert seien, bevor Borschiwoi, ihr, wie es sich jetzt zeige, eigentlicher Feind, endgültig die Oberhand gewonnen habe und sich dann mit seiner ganzen Übermacht gewiss und notwendigerweise gegen Konrad wenden werde, sei es erforderlich, in das Geschehen einzugreifen und den herrschsüchtigen Borschiwoi, seine Söhne und auch Alesch, in ihre Schranken zu weisen. Ratibor beschwor Konrad, die Hände nicht untätig im Schoß liegen zu lassen. Die Herrschaftsgelüste Borschiwois könnten, wenn, dann nur jetzt wirksam abgewehrt werden. Nach einem Sieg Borschiwois wäre es zu spät.

Konrad und Vladana konnten sich dieses Mal den Ansichten Ratibors noch weniger verschließen als bei seinem ersten Besuch. Als dann auch Nachrichten in Konradsgrün eintrafen, Borschiwoi habe Boten zu den Seltschanen und Lemusi entsandt und die Völker aufgefordert, sich gegen die ungerechte Unterdrückung durch die Hinterwäldler zu erheben und mit seiner Hilfe ihre verlorene Freiheit zurückzuerobern, waren die Würfel gefallen. Konrad und Vladana zögerten nicht länger; sie nahmen den Kampf auf.

Die Vorbereitung zum Kriegszug betrieb Konrad mit großer Gründlichkeit. Die Männer des Waldlandes wurden aufgeboten, Seltschanen und Lemusi wurden in die Pflicht ihres Eides genommen und mussten sich mit Hunderschaften dem Heer Konrads einfügen. Das summte und brauste, das glitzerte und glänzte, als sich das Heer aus dem Tal von Konradsgrün nach Süden hin ergoss. Im Hintergrund wie ein waberndes Gebirge, düster und grau, zogen Nebelbänke, undurchdringliche Dämpfe und geballte Schwaden mit: die Choden, Vladanas Geisterscharen. Ohne langes Zögern wandte sich Konrad mit seinem Heer der Burg Rubin zu, wo Ratibor von den Truppen Aleschs eingeschlossen, auf Entsatz wartete. Alesch, welcher mit seinen Männern Gefahr lief, zwischen Rubin und dem unerwartet auftauchenden Heer Konrads eingekesselt zu werden, zog es beim Herannahen des neuen und unbekannten Gegners vor, einem Kampf auszuweichen und sich nach Fraga abzusetzen. Konrad folgte ihm, so schnell er konnte, auf Fraga zu, und dieser Vorstoß entlastete erst einmal die durch Borschiwois Söhne in Bedrängnis gebrachten Freunde Ratibors. Indem Konrad ohne Zögern nach Fraga griff, der großen Burg in der Mitte der Ebenen und der Mittelpunkt der Macht Borschiwois, zwang er letzteren, seine Leute aus dem ganzen Land hierher zu ziehen und die Verteidigung Fragas ins Werk zu setzen. Und sie strömten zurück, wie das Blut zum Herzen zurückfließt, wenn ein jäher Schrecken es erfasst. Derwan auf Libuschin war plötzlich frei und rückte mit seinen Hundertschaften Konrad zu Hilfe; Krok auf Prachov konnte aufatmen und eilte mit seinen Zlitschanen zu Konrads Fahnen. Sogar Spinek, der vorsichtige alte Schwiegervater Ratibors, zögerte nicht länger, sich mit den Dudlebern endlich der Sache seines Schwiegersohns zur Verfügung zu stellen. Jeder Tag, den die Sonne hinter dem Horizont hochzog, brachte Zuzug in Konrads Lager. Er brachte aber auch Verstärkung im Lager des Gegners, und Konrad beobachtete mit wachsender Sorge das Anschwellen von Borschiwois Heer zu einer gewaltigen, sich immer breiter vor Fraga hinlagernden Macht. Wie kleine Erdstöße das große Beben ankündigen, so verging kaum eine Stunde, in welcher nicht Scharmützel dem großen Streitgang voranliefen.

Konradsgrün

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