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3. KAPITEL

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Die Zeit der ersten Liebe zwischen Konrad und Vladana währte sieben Jahre.

Das erste Jahr war das Jahr des Feuers, dann folgte das Jahr des Wassers. Dann kamen das Jahr der Erde und das Jahr des Windes. Daran schlossen die Zeit der Sonne und die Zeit des Mondes an, die Zeit der Sterne und die Zeit der Kometen. Es folgten die Monate der Tannen und Eichen, es folgten die Monate der Anemone und des Seidelbasts. Und die Wochen des Rinds und die Wochen des Luchses. Schließlich kamen die Tage der Forelle und die Tage des Hechtes und die Stunden der Libelle und die des Schmetterlings. Und das ging so, bis alle Augenblicke erster Liebe erschöpft waren.

Als Konrad und Vladana nach sieben Jahren aus ihrem Rausch erwachten, fanden sie sich von wilden Rosen, von Fingerhut und Vergissmeinnicht überwachsen, fanden sie sich von den Helmbüschen des Grases und den Polstern des Mooses überdeckt. Als Konrad und Vladana nach sieben Jahren der Herrlichkeit ihre Augen aufschlugen, kletterten Goldschmied und Ameise durch ihr Haar und wohnte die Eidechse zwischen ihren Körpern.

„Wie lange haben wir gelegen", fragte Konrad, verwundert über die Veränderung seiner Umgebung.

„Du bist jetzt mein Mann", antwortete Vladana.

„Wo ist Gorid, mein Pferd?" fuhr Konrad fort. „Wo ist mein Schwert?"

„Ich werde dich meinem Vater vorstellen", sagte Vladana.

„Was hast du aus mir gemacht?" fragte Konrad erschrocken, als er an sich hinuntersah. „Sieh meine Haare, meinen Bart. Es ist, als seien Jahre vergangen."

„Wir waren sieben Sommer und sieben Winter zusammen", erklärte Vladana feierlich. Nichts konnte uns trennen.“

Die Feierlichkeit ihrer Stimme erreichte Konrad nicht. Er schaute sich um.

„Da! Mein Schwert!"

Die Waffe lag auf der Erde unter dem Gestrüpp. Konrad zog sie hervor. Das Leder der Scheide war rissig und spröde gebleicht, das Holz vermodert und der Griff von Schmutz überdeckt. Als Konrad das Eisen herauszog, mit Mühe, denn es saß wie festgewachsen, glänzte es nur matt und war von Rostflecken wie von Schorf besetzt.

„Sieben Jahre", schüttelte Konrad den Kopf, indem er ungläubig seine Waffe betrachtete und die Schneide mit dem Daumen prüfte. „Sieben Sommer und Winter habe ich bei dir gelegen, ich, Konrad, der ich auszog, die Welt zu erobern."

„Bedauerst du es", erkundigte sich Vladana, darum bemüht, in ihrer Stimme jede Andeutung von Spannung zu vermeiden.

Konrad, der mit Sand die Rostflecken von seinem Schwert zu scheuern und es glattzupolieren versuchte, warf einen nachdenklichen Blick zu Vladana.

„Nein", antwortete er einfach. „Ich bedauere es nicht. Warum sollte ich?"

„Wir gehören zusammen", atmete Vladana mit Erleichterung auf.

„Wie sollte ich nach diesen sieben Jahren jemals wieder von dir lassen?" wunderte sich Konrad über die Unsicherheit der Geliebten.

„Konrad, mein Geliebter", hauchte Vladana. „Jetzt sind wir für immer verbunden."

„So ist es wohl", erwiderte Konrad, durch einen Tonfall der Sachlichkeit die Unwiderruflichkeit dieser Tatsache am eindrucksvollsten bestätigend.

Aber dann, auf sein Äußeres weisend, fuhr er fort. „So kann ich nicht bleiben. Der Bart muss weg, die Haare müssen gekürzt werden, die Nägel geschnitten. Nicht dass ich Rubecol gleiche".

„Ich werde dich nie mit Rubecol verwechseln", beruhigte Vladana. „Selbst wenn du so schwarz wärest wie er."

Konrad kreiste, nachdem er sein Schwert gesäubert und sich umgegürtet hatte, suchend durch die umliegenden Büsche, ob er nicht weitere Spuren seiner Vergangenheit fände. Seine Bemühungen waren fast vergebens. Nur ein paar verrottete Kleinigkeiten waren unter den Bäumen und im Gestrüpp zu entdecken. Er ließ sie liegen.

Vladana, die seinem Weg mit aufmerksamen Blicken gefolgt war, wandte sich mit einer Frage an ihn. „Du sagtest, du seiest ausgezogen, die Welt zu erobern. Hab ich dich richtig verstanden?"

Konrad bestätigte seine Aussage.

„Das war mein Ziel", meinte er beiläufig, ohne in seine Redeweise etwas von der Größe dieses Vorhabens zu übernehmen. Er stöberte noch im Unterholz.

„Jetzt hast du das Ziel aufgegeben?" erkundigte sich Vladana.

„Ja, allerdings", antwortete Konrad knapp.

„Dafür hast du mich erobert"! Vladana neugierig.

„Ein guter Tausch", stellte Konrad fest, „obwohl, genau betrachtet, es umgekehrt war."

..Vladana lachte. Ernster fuhr sie fort.

„Warum hast du das Ziel aufgegeben?"

„Was soll ich mit der Welt, wenn ich dich habe", gab Konrad Bescheid.

„Wie bist du auf diesen Plan verfallen", fragte Vladana. „Niemand kann die Welt erobern, schon gar nicht allein und ohne Hilfe."

„Ich habe davon geträumt", berichtete Konrad. „In drei Nächten, und drei Jahre hintereinander. Stets den gleichen Traum. Von meiner Großmutter weiß ich, dass Träume, drei Nächte hintereinander geträumt, wahr werden."

„Und du hast ihn dreimal in drei Jahren geträumt", rechnete Vladana nach, vom Ernst dieser Mitteilung beeindruckt. „Ich dachte erst, du machtest einen Scherz. Aber wenn das so ist.“

„Vergiss es", nahm Konrad zurück. „Träume sind Schäume. Meine Welt bist du. Großmutter sagte, für einen Mann sei die richtige Frau wichtiger als alles Gold der Erde. Das wird der wahre Sinn der Träume gewesen sein."

„Bist du sicher?" Vladana zweifelte. „Ein Traum, drei Nächte hintereinander geträumt, dazu in drei Jahren, das hat etwas zu bedeuten. Mehr als nur eine Liebesgeschichte."

„Ohne Liebe kein Leben", sagte meine Großmutter.

„Eine kluge Frau", meinte Vladana dazu. Doch sie blieb beim anderen Thema. „Was war das für ein Traum?"

„Ist das so wichtig?" wehrte Konrad ab.

„Ja!" beschied Vladana kurz und energisch.

„Na dann", begann Konrad. „Eine Stimme rief mich, ich solle meine Waffen nehmen, das Pferd satteln und über das Gebirge reiten. Dort erwarte mich die Herrschaft über die Welt."

„Nicht mehr"? wollte Vladana wissen.

„Nein!“

„Und wie sollte das geschehen?"

„Ich weiß es nicht", antwortete Konrad. „Die Stimme sagte nur, was ich dir eben erzählt habe: jenseits der Berge erwarte mich die Herrschaft über die Welt. Mehr sagte sie nicht."

Vladana schwieg.

Dann, wie im Selbstgespräch bemerkte sie: „Ich wäre dann die Herrin". Und lauter fuhr sie fort. „Du hast diesen Traum wirklich geträumt? In drei Nächten? In drei Jahren?"

„Warum sollte ich lügen!" meinte Konrad dazu.

„Dann muss er wahr werden!"

Vladana, vorher eher neugierig skeptisch, wurde nun ernst.

„Ich werde dir helfen, Konrad", fuhr sie feierlich fort,"so gut als je eine Frau ihrem Mann geholfen hat. Ich werde alles für dich tun. Wir werden den Traum verwirklichen."

Es war jetzt an Konrad, Zweifel anzumelden.

„Warum sollen wir einem leeren Wahn nachjagen, Vladana", fragte er. „Ich glaube nicht mehr an den Sinn des Traums. Wir haben uns gefunden, das genügt. Und überhaupt? Was willst du unternehmen? Wo sollen wir hin? Was machen? Nein, Vladana! Lassen wir den Traum! Er bringt uns nichts!"

Vladana ließ sich nicht beirren. „Aber du hast selbst an ihn geglaubt", widersprach sie.

„Das ist vorbei."

„Wer weiß", fuhr sie fort. „Immerhin bin die Tochter des Fürsten Ahira. Wir haben mächtige Verwandte und vermögen viel. Dein Traum wird wahr. Denn ich, eine Unsterbliche, habe dich zum Mann gewählt. Das ist kein Zufall.“

„Fürst Ahira?" erkundigte sich Konrad. „Ich habe nie von ihm gehört."

„Ich werde dich meinem Vater vorstellen", kündigte Vladana zuversichtlich an.

Konradsgrün

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