Читать книгу Blume des Bösen - Gerd-Rainer Prothmann - Страница 10

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Spiegelt sich das klare Grün.«

Marios Stimme. Entsetzt drehte sie sich um. Es war bei einer ihrer ersten öffentlichen Auftritte in der DDR. Sie wollte gerade zurück zur Bühne und entdeckte unter den Zuhörern den gewaltigen Lockenkopf Mario Lavellis.

Es gab eine Zeit, da hätte das Auftauchen dieses Lockenkopfs bei ihr uneingeschränkt Freude ausgelöst. Dieser Freude war jetzt eine unerklärliche Vorsicht beigemischt.

Nachdem er damals in der Technischen Universität in Santiago de Chile einfach verschwunden war, hatte sie nie wieder von ihm gehört.

Seit zwei Jahren lebte sie nun schon in der DDR. Chile und Mario gehörten für sie zu einer weit entfernten und vergrabenen Vergangenheit. Von einem auf den anderen Tag war er aus ihrem Leben gefallen.

Noch in Chile hatte sie zu zweifeln begonnen, ob der Grund dafür bei ihm nur verletzte Eitelkeit war. Möglicherweise gab es auch politische Gründe. Sie hatte sich eingestehen müssen, dass sie ihn viel weniger kannte, als sie geglaubt hatte.

In der ersten Pause sprach er sie an. Er gab ihr die Hand. Es gefiel ihr, dass er ihr nicht einmal den in Chile üblichen Kuss auf die Wangen gab.

»Was machst du hier?«, fragte sie ihn in einem Tonfall, der ebenso Staunen wie Vorwurf bedeuten könnte.

»Du weißt doch, ich liebe Musik«, antwortete er ihr lächelnd, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt, dass er hier in Ost-Berlin auf einmal vor ihr stand.

»Bist du zu Besuch hier?«

»Nein, ich lebe hier.«

»In Ost-Berlin?«

»In West-Berlin.«

»Seit wann?«

»Seit eineinhalb Jahren.«

Sie fragte sich, wozu Mario nach Deutschland gekommen sein könnte. Als Asylant? Von politischen Aktivitäten für die Linke hatte sie, als sie in Chile mit ihm zusammen war, nichts bemerkt. Eher hätte sie bei ihm Sympathien für die andere Seite vermutet.

»Was machst du in West-Berlin?«

»Ich habe gerade ein Lokal aufgemacht. Mit Livemusik. Du kannst ja mal vorbeischauen.«

Blume des Bösen

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