Читать книгу Blume des Bösen - Gerd-Rainer Prothmann - Страница 13

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Die ältere Schwester hatte eine Studienkollegin zu Besuch. Eine sehr hübsche und grazile Mulattin aus Martinique. Obwohl Hans damals schon drei Jahre Französisch auf der Schule hinter sich hatte, brachte er beim Anblick der Karibikschönheit keinen brauchbaren französischen Satz über die Lippen. Er konnte sie nur anstarren und mühsam ein paar Worte wie Comment ça vas und Ähnliches stammeln. Aber dieser Anblick hatte in ihm einen Drang nach Fremdheit und Exotik geweckt, dem er später immer wieder erliegen sollte.

Wie sehr diese Neigung ihn doch als Provinzheini auswies. Er musste über sich selbst lächeln, als das Telefon ihn unterbrach.

»Bist du noch in der Redaktion?«

»Wo sonst?«, fragte er eine Nuance zu barsch zurück. Bei seiner Frau Hannah war er immer auf der Hut, nicht bei einer Lüge ertappt zu werden. Sie hatte allen Grund, misstrauisch zu sein.

»Wie blöd von mir. Ich hab dich da ja schließlich dort angerufen«, tadelte sie sich gut gelaunt selbst. »Ich wollte nur wissen, wann du zum Essen kommst?«

»Sofort, ich bin gerade fertig.« Er freute sich auf seine Frau und auf die Mädchen.

Obwohl sie selbst arbeitete, hatte sie den Tisch liebevoll dekoriert und sehr gelungene italienische Pasta gekocht.

Die Kinder waren schon im Bett und sie tranken noch ein Glas Montepulciano zusammen. Hans war gesättigt und zufrieden. Sie schaute ihn lächelnd an und fragte ihn ohne Arg, ganz nebenbei, ob denn Katharina Koch eine Kollegin von ihm wäre.

Alle seine Sinne schalteten sofort auf Alarm. Die Pause, die er brauchte,

um sich Erklärungen auszudenken, dauerte einen kleinen Augenblick zu

lange.

»Nein, das ist nur eine junge Schauspielerin von der Freien Volksbühne«, sagte er schließlich so obenhin, wie es ihm gelang. Es gelang ihm nicht besonders gut.

»Ach nur«, machte sie sich über ihn lustig, »was wolltest du denn von ihr?«

Blume des Bösen

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