Читать книгу Blume des Bösen - Gerd-Rainer Prothmann - Страница 8
ОглавлениеHans schreckte zusammen. Er hatte den Volkspolizisten gar nicht bemerkt, der an sein rechtes Wagenfenster geklopft hatte und nun misstrauisch durch die heruntergekurbelte Scheibe ins Wageninnere schaute.
»Nein, nein«, beeilte sich Hans etwas zu beflissen. »Ich warte nur auf jemand!«
»Um vierundzwanzisch Ua müssen Se wido trüben sein!«
»Ich weiß«, versicherte Hans ihm folgsam.
Er hatte noch eine halbe Stunde Zeit.
Er kam sich albern vor. Aber heute wollte er die Sängerin unbedingt ansprechen. Die letzten drei Wochen hatte er gierig wie ein Süchtiger nach dem nächsten Schuss auf den kommenden Freitag gewartet.
In diesem Augenblick kam sie durch das Tor.
Aber sie war nicht allein. Neben ihr ein elegant gekleideter Mann mit einem breitkrempigen Hut.
Es sah grotesk aus, weil der Mann mindestens einen Kopf kleiner war als sie.
Sie stiegen in einen Alfa Romeo, der ein paar Wagen vor ihm geparkt war.
Hans empfand stechende Eifersucht, obwohl er mit der Frau bisher noch gar nicht gesprochen hatte. Aber der kleine Mann wirkte so energisch und selbstbewusst, dass Hans sofort einen potenziellen Rivalen ihn ihm sah.
Ein paar Mal konnte er seiner Frau einigermaßen glaubhaft von der fantastischen internationalen Band in Ost-Berlin erzählen, wenn er wieder in die »Jazzschmiede« wollte. Aber Hannah hatte ihn schon beim letzten Mal leicht ironisch mit ihren hellen Augen fixiert: »Kommst du mit 43 schon ins Veteranenalter. Mit sentimentaler Sehnsucht nach den musikalischen Anfängen?«
Hans wusste, dass sie trotz des scherzhaften Untertons unbestechlich jede Nuance seiner Reaktion beobachtete.
Es war in diesem Fall noch gar nichts vorgefallen, aber er hatte sich schon ertappt gefühlt. »Die Band ist interessant«, hatte er nur matt geantwortet.
»Oder ist es die Besetzung?«, war punktgenau die nächste Frage gekommen. Ihre instinktsichere Intuition verblüffte Hans immer wieder.
»Die Besetzung auch. Zwei Musiker scheinen aus Südamerika zu kommen«, hatte er schnell begonnen, gegen das Gefühl anzureden, gleich einen roten Kopf zu bekommen.
»Alles Männer?«