Читать книгу Blume des Bösen - Gerd-Rainer Prothmann - Страница 16

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Mario ging ihr nicht aus dem Kopf.

»Zerbrechlich wie ein Seiltänzer

Über den Dächern von Barrancas

Spielte der kleine Luchín.

Mit seinen blauen Händen

Mit dem Stoffball,

Mit der Katze und mit dem Hund.

Das Pferd schaute ihm zu.«

Lauras kräftige Stimme übertönte das Kindergeschrei, das damals aus dem Ballettsaal der Technischen Universität drang, wohin man Kleinkinder aus einer población von Santiago gebracht hatte, deren Eltern durch einen Sturm obdachlos geworden waren.

Es war die erste Strophe des Liedes, das Victor Jara, der nach dem Militärputsch im Stadion von Santiago ermordete Sänger, über eins dieser Kinder geschrieben hatte.

Laura stimmte gerade die zweite Strophe an:

»Im Wasser seiner Augen

Spiegelt sich das klare Grün«,

als hinter ihr eine männliche Stimme die gleichen Zeilen mit leicht verändertem Text sang:

»Im Wasser ihrer Augen

Spiegelt sich das klare Grün.«

Sie drehte sich um und blickte in das Gesicht eines jungen Mannes, das gleichzeitig Herausforderung und Schüchternheit ausdrückte. Der große Lockenkopf wurde von einem schlanken etwas kurz geratenen Körper getragen.

Die spontane Umwandlung des neuen Liedes in ein Kompliment für ihre Augen gefiel ihr.

»Ich bin Mario. Mario Lavelli«, stellte er sich mit einer ironisch angedeuteten Verbeugung vor.

»Laura Canela«, erwiderte sie nur knapp. Ohne ihm die Hand zu geben, wartete sie ab, wie das Spiel weitergehen würde.

»Ich weiß«, lächelte er sie an.

»Was?«

»Dass du Laura Canela heißt und eine fantastische Sängerin bist.«

»Und was weißt du noch?«

»Dass du aus Kuba bist.«

Blume des Bösen

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