Читать книгу Blume des Bösen - Gerd-Rainer Prothmann - Страница 17
Оглавление»Dann weißt du auf jeden Fall mehr als ich über dich«, sagte Laura schnippisch und wandte sich ab, als wollte sie weitergehen.
Obwohl Mario fast einen Kopf kleiner war, gefiel ihr der Chilene ganz gut, aber sie hatte Spaß daran, ihn zappeln zu lassen.
»Ich mag Musik«, warf er ihr hinterher, als wäre das eine Erklärung für das, was er über sie wusste.
»Vor allem Musikerinnen«, lachte Laura, während sie weiterging.
»Nur, wenn sie so hübsch sind wie du!«, sagte er ihr ins Gesicht, nachdem er sie mit kurzen raschen Schritten überholt hatte.
Laura gefiel dieses Spiel.
Ein Spiel, das sie in Kuba oft und virtuos gespielt hatte, und das sie, seit sie nach Chile gekommen war, schon fast vergessen hatte vor lauter revolutionären Projekten von Künstlern für arme Leute.
»Und was machen wir jetzt?«, fragte sie ihn provozierend.
»Zunächst einen Kaffee trinken«, antwortete er ihr trocken.
»Café café?«, fragte sie spöttisch auf die chilenische Gewohnheit anspielend, dass »café« alleine nur Nescafé im Gegensatz zu echtem bedeutete.
»Café café natürlich«, meinte er etwas überheblich.
Als sie zusammen in der Mensa saßen, erfuhr sie, dass er an der Technischen Universität ein Ingenieurstudium machte, dass seine Eltern aus Italien, aus Sizilien stammten und in Viña del Mar lebten, und dass er im Sommer häufig die Wochenenden nutzte, um nach Hause ans Meer zu fahren.
»Das Meer habe ich schon lange nicht mehr gesehen«, entfuhr es Laura.
»Dann nehme ich dich das nächste Mal mit«, kam prompt das Angebot.
Lauras Vater mochte ihn nicht. Als Mario am folgenden Freitag mit seinem Jeep vorfuhr und in seinem weißen Sommeranzug heraussprang, meinte er abfällig, »wo hast du denn das Söhnchen aufgegabelt?« Laura musste zugeben, sie hätte bei einem solchen Auftritt eines Fremden genauso reagiert.
Ihre Mutter dagegen, die formvollendet einen großen Rosenstrauß überreicht bekam, war sofort überwältigt. Sie hatte ohnehin begonnen, das privilegierte Leben als Gattin eines leitenden Botschaftsangestellten ohne Skrupel zu genießen.
Die Art und Weise, wie der Vater nach Marios Studium und nach seinen Zukunftsplänen fragte, verriet Laura, dass er mit seinem Urteil über ihn längst fertig war und nur Fallen aufstellte, um Beute für seine Voreingenommenheit zu machen.