Читать книгу Blume des Bösen - Gerd-Rainer Prothmann - Страница 19
ОглавлениеDas Haus seiner Eltern in Viña schien mit seinem Luxus und mit dem schönen Blick über die Bucht aus einer anderen Welt zu stammen.
Es hatte nichts mit dem Land gemein, in dem es poblaciónes gab, wo zehnköpfige Familien in einem Zimmer in ihren Wellblech-, oder Holzhütten lebten. Laura verstand sich selbst nicht. Eigentlich müsste sie Leute wie Mario hassen. Aber sie hatte Gefallen an dem, was er ihr zeigen konnte.
So ein Luxus in einem Land, wo es auch Hunger gab, stand eigentlich niemandem zu. Aber Marios Eltern waren als arme Sizilianer eingewandert und hatten es mit Eisdielen und Pizzerien in nur einer Generation zu Reichtum gebracht. Was gab es dagegen zu sagen? Lieber sprachen sie über Musik. Über Jazz. Weniger über Folklore und die neue Liedbewegung, die er aus musikalischen, nicht aus inhaltlichen Gründen ablehnte, wie er immer wieder betonte.
Er machte ihr kleine Geschenke, die sie ihm wieder zurückgab, weil sie sich nicht kaufen lassen wollte. Das respektierte er mit erstaunlichem Einfühlungsvermögen. Obwohl er bei anderen manchmal eine Tendenz zu Großkotzigkeit und Arroganz offenbarte, behandelte er Laura mit entwaffnender Zärtlichkeit und Sensibilität.
Sie schliefen gern und oft miteinander, nachdem sie im Haus seiner Eltern überwältigt vom Pisco Sour, dem Blick über die Bucht von Viña, dem klaren Sternenhimmel und dem Charme Marios die Initiative für das erste Mal ergriffen hatte.
Aber im Laufe der Zeit begann etwas, in ihr zu rebellieren. Es störte sie, wie alle zufälligen Gespräche über die politische Situation in Chile bei ihm sofort wie Wasser in der Wüste versickerten. Laura verlor ihre Spontaneität. Sie zensierte sich selbst und litt zunehmend mehr unter dieser freiwilligen Aussparungsstrategie als unter ihrem schlechten Gewissen.
Wie aus einem angenehmen aber verbotenen Traum weckte sie die Stimme eines sehr dunkelhäutigen Studenten mit schwarzem glatten Haar und glühenden dunklen Augen. Bei einer der zahlreichen Diskussionen an der Universität zwischen Gegnern und Befürwortern der Unidad Popular. Zwischen den Kommunisten, die dazugehörten und dem M.I.R, der radikalen Gruppe, die direkte Aktionen und den bewaffneten Kampf forderte.