Читать книгу Blume des Bösen - Gerd-Rainer Prothmann - Страница 3
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Ich bin nicht zufrieden mit dir, Genossin, wir müssen uns unbedingt sprechen!«
Sie hasste es. Diesen sachlich überheblichen Ton. Dieses leidenschaftslose Niederbügeln des anderen. Immer unbezweifelbar im Besitz der historischen Wahrheit. Diese Mischung aus Sturheit, Unterwürfigkeitssehnsucht und auftrumpfender Rechthaberei. Aber sie hatte keine Wahl. Sie musste zu diesem Treffen fahren.
Sie stand an der Straßenbahnhaltestelle und fror. Es nieselte. Es war kalt.
Niemand schien die schlanke große Mulattin besonders zu beachten. Sie hatte sich gegen das nasskalte Herbstwetter so eingepackt, dass von ihrem hübschen Gesicht und ihrer makellosen Figur kaum etwas zu sehen war.
Aber sie wusste, wie wenig selbstverständlich sie als Exotin immer noch für die meisten Leute im Land der internationalen Solidarität war. Trotz der Bemühungen von einigen, durch forcierte Lockerheit Weltläufigkeit zu zeigen.
Endlich kam quietschend die Straßenbahn um die Ecke. Laura Canela stieg als letzte ein. Sie setzte sich in der Nähe des Ausstiegs auf die beheizte Lederbank, zog mit dem Hebel die Tür zu und starrte vor sich hin. Wie die anderen Fahrgäste auch.
Sie sprach schon ganz gut deutsch. Aber sie würde dieses Land verlassen, sobald es ging.
Am Rosenthaler Platz stieg sie aus und ging zu dem Haus, in das Horleder sie zitiert hatte. Sie konnte ihn nicht ausstehen. Sie benötigte schon ihre ganze Verstellungsbegabung, um ihn nicht merken zu lassen, wie sehr sie ihn verachtete. Ihr Charme war bei ihm wirkungslos. Er war provozierend uninteressiert an ihrer Attraktivität, der sich sonst kaum jemand entziehen konnte.
Fünfunddreißig war sie jetzt. Eine ungewöhnliche Schönheit mit hellgrünen mandelförmigen Augen und kräftigen Augenbrauen, deren Wirkung durch die milchkaffeebraune Farbe ihrer Haut noch hervorgehoben wurde. Dunkelbraune Locken im Angela-Davis-Look umrahmten ihr Gesicht wie ein Helm. Die vollen Lippen verzog sie gern zu einem leicht ironischen Lächeln und ließ dabei eine Reihe großer weißer Zähne sehen, von denen ein paar aus der Reihe tanzten. Sensibel geschwungene Nasenflügel milderten den leicht plumpen Eindruck ihrer etwas zu runden Nasenspitze.
Sie war groß, eins fünfundachtzig, und hatte einen durchtrainierten, schlanken Körper.
Schon früh hatte sie ihre Wirkung auf Männer ausgenutzt.