Читать книгу 50 Jahre Bundesliga – Wie ich sie erlebte - Gerhard Delling - Страница 52
Schalker Spieler vor Gericht
ОглавлениеEin längeres Nachspiel gab es im Fall von Schalke 04. Dabei hatten die »Knappen« zunächst nur eine Nebenrolle in dieser Tragödie übernommen. Vor dem Heimspiel gegen Bielefeld im April 1971 sollen sie 40.000 Mark erhalten haben, so dass für jeden der Spieler ungefähr 2.300 Mark dabei heraussprangen, nachdem die Arminen mit 1:0 gewonnen hatten. Weil sie aber hartnäckig vor dem Sportgericht bestritten, das Spiel manipuliert zu haben, zerrte Kindermann sie schließlich sogar vor ein ziviles Gericht, wo sie des Meineids angeklagt wurden. Ein quälend langer Prozess entwickelte sich, in dem erst im Dezember 1975 das Urteil gefällt wurde. Die Herren Libuda, Fichtel & Co. konnten von Glück reden, dass sie nicht ins Gefängnis mussten und mit Geldstrafen davonkamen. Auf Jahre hatten sie dafür den schmählichen Begriff vom »FC Meineid« geprägt.
Der Bundesliga-Skandal hatte die Glaubwürdigkeit des Fußballs erschüttert und diesen schönen Sport ins Zwielicht gerückt. Auf Jahre musste die Liga mit einem massiven Zuschauerschwund leben. Ob tatsächlich alle Fälle aufgeklärt wurden, vermag niemand mit Bestimmtheit zu sagen. Aber immerhin war sich Chefankläger Kindermann nach getaner Arbeit sicher, dass derartige Machenschaften nicht wieder aufleben würden: »Bestechungsversuche sind eine Phase in der Entwicklung des bezahlten Fußballs. Damals bedeuteten sie zweifellos eine große Gefahr für den jungen Professionalismus. Das Überwinden des Skandals macht es unwahrscheinlich, dass es neue Manipulationen geben wird«, sagte er am Ende voller Überzeugung.
So schien es – bis 1990 der Kroate Vlado Kasalo in Diensten des 1. FC Nürnberg eine seltsame Serie von Eigentoren produzierte. Kasalo, der schon zuvor als Zocker aufgefallen war und in illegalen Spielcasinos Schulden angehäuft hatte, geriet alsbald in den Verdacht, absichtlich ins eigene Tor getroffen zu haben – angestiftet von einer Wettmafia. Der kroatische Nationalspieler bestritt die Vorwürfe vehement, Chefankläger Kindermann fehlten die Beweise, und Vlado Kasalo durfte weiter Fußball spielen. Der Fall Kasalo schlug damals hohe Wellen – und war doch nur ein Sturm im Wasserglas im Vergleich zu den Vorfällen, die im Januar 2005 ans Licht kamen.