Читать книгу Coltpoker der Gnadenlosen: Western Sammelband 4 Romane - Glenn Stirling - Страница 11

4

Оглавление

Als Jim den Fremden gesehen hatte, erinnerte er sich, dieses Mestizengesicht schon in Lilys Saloon kurz entdeckt zu haben. Doch jetzt war es für ihn nicht nur mehr irgendein Gesicht, dazu verrieten ihm diese mordgierigen Katzenaugen viel zu sehr, was der Mexikaner hier wollte. Und er war seinetwegen gekommen, das begriff Jim sofort. Als der kleine Stallmann entwischte, gab es für Jim keine Zweifel mehr.

Während der Mestize am Pferd vorbeiging, um Jim direkt vor sich zu haben, hatte Jim schon den Colt gezogen.

Der Killer tauchte vor Jim auf, riss das Messer heraus, holte aus und warf. Es ging blitzschnell. Aber Jim ließ sich einfach wegsacken, schoss gleichzeitig und sah, wie dieser Bursche von dem Treffer zurückgeworfen wurde, dabei aber mit der Linken einen Colt Derringer auf ihn richtete und abdrückte.

Im gleichen Augenblick keilte der Hengst, durch den Schuss Jims erschrocken, mit der Hinterhand aus. Die heftige Bewegung stieß Jim zur Seite, und Marcos Derringerkugel fauchte vorbei, um klatschend in den Trog zu schlagen.

Jim schoss erneut, aber er sah nicht, ob er getroffen hatte. Der Mestize stand immer noch und holte bereits ein zweites Messer aus der Jacke.

Der Hengst, nur von einer Halfterleine gehalten, tobte erschrocken und in panischem Entsetzen herum, keilte aus, und die Hufe knallten wie Schüsse gegen die Krippe. Jim hatte das Tier ja mit dem Kopf zur Stallgasse stehen, um bei der Wundversorgung besser sehen zu können. Da die Halfterleine nur rechts am Säulenpfosten angebunden war, versuchte sich das Tier nun im engen Stand zu drehen. Damit aber prallte es mit der Hinterhand gegen Jim und warf ihn in die Stallgasse.

Marco reagierte blitzschnell und schleuderte sein Messer nicht mehr, sondern warf sich Jim entgegen, um ihm den Dolch in die Brust zu stoßen.

Jim begriff nicht, wieso dieser Mexikaner überhaupt noch auf den Beinen stand. Er war darüber so verblüfft, dass er erst reagierte, als Marco schon dicht vor ihm war.

Er drückte ab, diesmal tiefer haltend, und dieser Schuss stoppte Marco. Der Arm, der das Messer hielt, sackte jäh herab, und der Mexikaner knickte in den Knien ein, wurde aber vom eigenen Schwung noch bis zu Jim getragen, der in plötzlichem Zorn mit dem Revolver zuschlug und den Angreifer zu Boden schmetterte.

Jim trat einen Schritt zurück, als er den Mann vor sich liegen sah, wischte sich aufatmend über die Stirn und rief dem noch immer tobenden Hengst zu: „Nun hör auf, es ist vorbei! Schön ruhig, mein Junge, schön still!“

Er trat neben den Kopf des Tieres und streichelte die Gamaschen. Das beruhigte den Grauen, und er hörte auf, wie irrsinnig nach der Krippe zu schlagen und dabei den Barren zu zertrümmern.

Jim lud den Revolver nach und steckte ihn wieder in die Halfter. Dann beugte er sich über den Mexikaner, wälzte ihn auf den Rücken und riss ihm das Hemd auf. Da sah er, warum seine beiden ersten Schüsse den Mann nicht hatten stoppen können. Der Mexikaner trug eine Metallplatte von Fingerdicke vor die Brust geschnallt, an der beide Schüsse abgeprallt waren. Mehr als blaue Hecke konnte der Angreifer davon nicht erhalten haben. Doch der tiefer gezielte Schuss war in den Unterleib gedrungen, der von der brustflächengroßen Platte nicht geschützt worden war.

Noch hatte der Mexikaner keinen Schmerz, denn er lag bewusstlos da. Doch die Wunde verriet Jim, als er dem Getroffenen die Hose öffnete, dass Marco nicht lebend aus diesem Stall kommen würde. Vor seinem Tode aber waren ihm grausame Schmerzen sicher.

„Vielleicht stirbt er, bevor er zu sich kommt“, murmelte Jim.

Da hörte er den leisen Schritt. Er fuhr herum und sah den kleinen Stallmann.

„Ich wusste, dass er es nicht schafft“, sagte der Kleine.

„So? Hast du auch gewusst, dass er mich umbringen will?“, fauchte ihn Jim an.

Der Kleine mit dem runzligen Gesicht schüttelte den Kopf. „Nein. Aber wenn er auftaucht und so aussieht, wie er vorhin ausgesehen hat, ist es immer so, dass einer liegenbleibt. Diesmal war er es selbst.“

„Er arbeitet für Debré?“

„Nein“, erwiderte der Stallmann, „er ist Lily Dollars Leibgardist.“

„Also ein Mann Ridgeways?“

„Auch nicht. Lily Dollar selbst hat ihn angestellt. – Ist noch ein Doc nötig?“

„Er wird ihm nicht helfen können. Aber wenn du willst, hol ihn!“

Der Kleine nickte und verschwand.

Jim untersuchte die Kleidung des Bewusstlosen und fand noch zwei weitere Messer und ein kleines Stilett. Er warf es zu den Stallgabeln hinüber, die an der Wand lehnten, dann wandte er sich wieder dem Mexikaner zu, der anfing, die Lider zu bewegen.

Allmählich wachte der Mexikaner auf. Jim überraschte es, dass er nicht über Schmerzen klagte oder sogar schrie. Der dunkelhäutige Mann lag ganz still, und aus seinen Katzenaugen blickte er Jim an wie ein gefesselter Puma. Die Nasenspitze begann sich schon zu verfärben, und die übrige Gesichtshaut nahm beim Schein der Lampe eine fast violette Farbe an.

„Ich – ich habe dich nicht getroffen?“, fragte Marco schwach.

„Nein. Aber deine tolle Erfindung mit der Eisenplatte hat dir auch nicht geholfen. Wer bist du?“

„Es – es spielt keine – Rolle.“

„Wer hat dich auf mich gehetzt? Lily?“

Einen Augenblick lang schwieg der Verletzte, dann flüsterte er, kaum hörbar: „Nein – ich selbst – nicht Lily – ich …“

Er röchelte schwach, dann ächzte er: „Wasser – zu trinken – bitte!“

Jim wusste, dass dieser Mann sowieso nicht zu retten sein würde. Er stand auf, ging zur Tränke und schöpfte in einen Blechtopf, der dort stand, Wasser. Er gab dem Mexikaner zu trinken, und vorübergehend schien es, als belebe den Mann diese Erquickung.

Da tauchte der kleine Stallmann mit dem Hünen Dr. Robertson auf. Nebeneinander wirkten sie wie ein Riese mit einem Säugling.

Robertson nickte Jim zu und sagte lakonisch: „Sie sorgen mächtig für Arbeit auf dem medizinischen Sektor.“ Dann beugte er sich über Marco, zog ihm das Lid hoch, fühlte seinen Puls und drückte dann sein Stethoskop auf die Herzgegend. Dazu musste er die Metallplatte zur Seite schieben. „Komisches Ding“, brummte er nur.

Schließlich richtete er sich auf. „Hatte er kein Geld bei sich? Das hier kostet zwanzig Dollar! Wer zahlt sie?“

Der Stallmann wühlte in Marcos Hosentaschen und brachte ein paar Silberdollars zum Vorschein. „Mehr ist nicht!“, rief er. „Einer ist fürs Doktor holen“, entschied er selbst und steckte den Dollar ein.

Robertson sah ihn nur an. „Und der Rest, he?“ Wie selbstverständlich nahm er dem Kleinen das übrige Geld ab und ließ es knurrend in seiner Tasche verschwinden. Dann grinste er Jim an und sagte: „Wenn Sie was haben, Mister, Sie behandle ich kostenlos. Nur aus reinem Entgegenkommen. – Adios!“ Er tippte an die Krempe seiner Melone und verschwand.

Coltpoker der Gnadenlosen: Western Sammelband 4 Romane

Подняться наверх