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Shiprock hatte den verletzten Arm in der Schlinge, das Handgelenk war dick verbunden. Aber in der linken Hand hielt Shiprock einen Whitneyville Walker Colt, obgleich der ihm in der Linken ungewohnt war. Das Gesicht von Hass und Schmerz verzerrt, lehnte der geschlagene Rausschmeißer der „Roten Lola“ an einer Hausecke gegenüber dem Medizinal-Zentrum, aus dem er vor wenigen Minuten herausgekommen war.

Nie wieder mit der Rechten etwas tun können, das Geschick erfordert oder schwer ist!, sagte sich Shiprock, und er fluchte verbissen in sich hinein. So hatte Dr. Bueys Auskunft gelautet. „Die Hand ist verdorben“, war des Arztes Meinung gewesen.

Shiprock wusste, was es für ihn in dieser Stadt bedeutete. Ridgeway, der ihn ohnehin nicht leiden konnte, würde ihn an die Luft setzen. Lily Dollar hatte bestimmt nichts dagegen.

Shiprock hatte kein Pferd, nicht genug Geld, und die Gier, sich zu rächen, war größer als jede Vernunft. Er sagte sich selbst, dass er nicht würde ruhig schlafen können, bis seine Rache nicht Erfolg gehabt hatte.

Er wusste, dass Short im „Spanish Flower“ Saloon war. Fast alle in dieser Stadt hatten sich das Ereignis nicht entgehen lassen. Und nun wartete Shiprock. Er konnte alles hier auf der Straße hören. Endlich schien es vorbei zu sein, und da sah er auch den Reverend aus dem Saloon kommen. Der Geistliche schritt, ungeachtet des Morastes, mit weiten Schritten über die Straße und verschwand im Dunkel zwischen dem „Red Eye“ Saloon und der „Roten Lola“.

Und dunkel war es auch auf der Straße, doch hier brannten einige Öllampen und warfen ihren schimmernden Schein auf den glitzernden Schlamm.

Shiprock blickte hinüber zu den erleuchteten Fenstern des Medizinal-Zentrums, und er sah die Silhouette Doktor Bueys am Operationstisch. Eine zweite Gestalt war zu sehen, und Shiprock lauschte, aber er hörte nur das Lärmen im „Spanish Flower“ Saloon. Auch von gegenüber, aus der „Roten Lola“, tönte Gelächter, dann spielte dort ein Orchestrion. Aber nun setzte wieder die Kapelle des „Spanish Flower“ ein und übertönte minutenlang alle anderen Geräusche.

Ich werde ihn abschießen wie einen Hund!, dachte Shiprock und legte den Revolver weg, mühte sich, mit einer Hand eine Zigarette zu drehen, aber es misslang ihm, und er fluchte leise vor sich hin. Endlich gab er es ganz auf, und seine Wut wurde dadurch nicht geringer.

Plötzlich zuckte er zusammen und wich noch ein Stück in die dunkle Ecke zurück, in der er stand. Vorsichtig spähte er nach links und sah nun Debré zusammen mit Jim Short aus dem „Spanish Flower“ Saloon kommen.

Es klickte, als Shiprock den Hammer des Revolvers zurückzog. Doch dieses Geräusch ging im Lärm unter, den noch immer die Band des „Spanish Flower“ machte.

Atemlos verfolgte Shiprock, wie Short und Debré jetzt geradewegs auf ihn zukamen. Ihre Schritte ließen den hölzernen Gehsteig zittern und dröhnen.

Shiprock verfluchte Debrés Gegenwart. Er wusste, dass Debré Short als Aspiranten für seine Revolvergarde betrachtete. Sicher würde Debré den Mörder jagen lassen, falls ein Mord an Short gelänge. Aber Shiprock war entschlossen, seine Tat dennoch durchzuführen. Hass und Wut waren größer als alle Vorsicht, als die Angst vor dem Risiko.

Er hörte, wie Debré gerade sagte: „Es gibt keinen zweiten starken Mann in dieser Stadt. Entweder gehören Sie zu mir oder …“

„Oder?“, fragte Jim.

Für Shiprock waren sie nun weit genug. Er trat einen Schritt vor, hob den linken Arm mit dem Revolver und zielte auf Jim.

In diesem Augenblick krachte ein Schuss von der anderen Straßenseite. Shiprock spürte einen Schlag am Kopf, mehr nicht. Dann brach er zusammen, ohne den Revolver abzudrücken. Es knallte, als er auf die Bretter stürzte.

Jim hatte Debré mit sich zur Seite gerissen, und nun kauerten sie dicht vor der Wand eines Hauses. Sie hatten beide gesehen, dass jemand vor ihnen erschossen worden war, und nun sahen sie auch den Schützen. Er kam aus jener Gasse, in die vorhin der Reverend gegangen war. Als er die Straße überquerte, sahen beide, dass er ein Gewehr in der Hand trug.

„Ridgeway!“, sagte Debré verblüfft. Dann ging er auf den zusammengebrochenen Shiprock zu und drehte ihn auf den Rücken. Er sagte etwas, doch Jim konnte es nicht verstehen. Indessen war Ridgeway da.

Er beugte sich über Shiprock. „Er also“, brummte er und richtete sich wieder auf. „Ich werde den Doktor holen.“

„Den Doc?“ Debré schüttelte den Kopf. „Der braucht keinen Doc, Dale. Sie haben gut gezielt, dazu noch mit einem Gewehr. Was war los?“

„Haben Sie das noch nicht begriffen, Rick?“, fragte Ridgeway ungläubig. Er schob seinen kostbaren Stetson ins Genick und hakte die Daumen in die Weste.

Ein paar Männer kamen näher. „Wer wurde erschossen? – Wen hat Ridgeway erwischt?“, fragten sie.

„Nichts für euch, weitergehen!“, sagte Debré, und sie gehorchten, ohne noch ein Wort zu sagen.

Jetzt kamen Debrés Revolvermänner heran. „Ging das gegen Sie, Boss?“, fragte Al Hopkins, der Vormann von Debrés Coltmannschaft. Er war kleiner als die anderen, hatte krumme Beine und sah wie die Karikatur eines Cowboys aus. Tatsächlich hatte er bis vor zwei Jahren als Cowboy gearbeitet, besaß deshalb keine Vorderzähne mehr und sprach etwas eigenartig, mit zischenden Lauten. Niemand hätte es gewagt, ihn deshalb aufzuziehen, denn Hopkins konnte zum feuerspeienden Kastenteufel werden, wenn ihn die Wut packte. Er war zwar nicht der schnellste Schütze, aber ein sehr sorgfältig schießender. Wo er hintreffen wollte, schlug auch die Kugel ein.

„Ich glaube nicht, dass dieser Anschlag mir galt“, meinte Debré nachdenklich und sah Jim an. „Was meinen Sie, Short?“

„Ich glaube es auch nicht.“

„Shiprock hat noch nie etwas klaglos schlucken können. – Warum haben Sie seine Absicht verhindert, Dale?“ Debré sah Ridgeway an, und der trat einen Schritt vor, so dass der Schein der einer Hauslampe sein Gesicht erhellte. Alle sahen nun, dass er lächelte.

„Rick, würden Sie zusehen, wie ein Mann seinen Colt packt, sich in eine dreckige Hausecke stellt und einen Ahnungslosen umlegt? Ich habe vorhin, als Shiprock losgezogen ist, zu ihm gesagt: Ship, sagte ich, tu es von vorn! Er hat mir geantwortet: Klarer Fall! Sehe ich aus wie eine Ratte? Ich habe mich drüben aufgestellt, um zu sehen, ob er es von vorn tut, ob er offen auftritt. Aber er war eben doch eine Ratte.“

„Ja, das war er“, meinte Debré. Er sah Ridgeway an und lächelte. „Was wird Lily sagen, Dale? Einen Ruhmeskranz wird sie Ihnen bestimmt nicht binden.“

„Ich glaube nicht, dass ich Miss Lilys Meinung in dieser Frage großen Wert beimesse.“ Ridgeway drehte sich um und sagte über die Schulter: „Ich sage O'Toole Bescheid, dass er den da abholt.“ Er wies auf den Toten und sprang vom Gehsteig, um die Straße zu überqueren.

Coltpoker der Gnadenlosen: Western Sammelband 4 Romane

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