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„Er führt sich nicht schlecht ein“, meinte Dale Ridgeway und ließ den Vorhang des Innenfensters wieder zurückfallen. „Kanab ist für Tage geschlagen, und Shiprock wird nie wieder mit einem Revolver in der rechten Hand etwas machen.“ Er wandte sich um und sah Lily Dollar an.

Sie saß in ihrem Prunksessel, hatte die Beine übereinandergeschlagen und den Rock so weit hochgezogen, dass Ridgeway ihre Fesseln sehen konnte. Ein Anblick, der ihn förmlich bannte. Er starrte auf ihre Beine, hob den Blick und sah in ihr Gesicht. Sie lächelte matt, und ihr Kirschmund vergrößerte den Reiz ihres bezaubernden Gesichts. Doch etwas passte nicht hinein, und Ridgeway bemerkte es wie schon an dem Tag, als Lily ihm zum ersten Mal begegnet war: die Augen. Es waren hellgraue Augen, aber in ihnen war eine Kälte, die auch nicht verschwand, wenn diese Frau leidenschaftlich wurde. Dale Ridgeway hatte sie schon oft genug leidenschaftlich erlebt. Er entsann sich mancher Stunden mit ihr, da sie zu zweit einander geliebt hatten. Trotzdem fragte sich Ridgeway in diesen Sekunden, ob diese Frau nicht sogar in jenen Stunden kalt berechnend gewesen war.

„Dale“, sagte sie mit verführerisch klingender Stimme, „glaubst du, dass Short unbesiegbar ist?“

Er schüttelte den Kopf und erwiderte schleppend: „Nein, Lily, das glaube ich nicht. Aber er ist ein harter Bursche.“ Er wandte sich um und schob wieder den Vorhang des Fensters beiseite, das zum Saal ging. „Er geht mit Debré hinaus.“

„Deine Revolvermänner haben versagt, Dale“, meinte Lily und stand auf, stellte sich vor den mondänen Spiegel und begann ihr langes Haar zu bürsten.

„Ich habe keinem gesagt, dass er auf Short schießen soll, Lily. Dieser Mann hat bis jetzt nichts getan, was neben unserer Linie liegt. Solange die Möglichkeit besteht, dass Debré ihn anwirbt …“

Sie drehte sich ruckartig um und sah ihn verblüfft an. „Anwirbt? Glaubst du denn im Ernst, Dale, dass er sich anwerben lässt? Dieser Mann hat immer ein Ziel, und darauf geht er los. Unbeirrt, Dale. Es gibt nur eine einzige Methode, ihn kaltzustellen – nur eine einzige!“

„Glaubst du?“

„Natürlich!“, rief sie beschwörend. „Dale, nur du weißt, was er wirklich will. Er wird mich töten. Er wird …“

Ridgeway lachte trocken. „Das wird er nie, Lily. Dieser Mann tötet keine Frau. So gut kenne ich die Menschen seines Schlages. – Ich werde mit ihm reden.“

Sie ging auf ihn zu, legte ihre Hände auf seine Schultern und sah ihn an wie ein ängstliches Kind. Nichts an ihr war noch hart, auch der Blick nicht. Ridgeway betrachtete sie, und plötzlich erfüllte ihn Mitleid. Ihre Angst war echt, so gut konnte kein Mensch schauspielern.

„Keine Sorge“, sagte Ridgeway sanft. Er drehte sich um und lächelte. „Vielleicht hat Rick sogar recht, wenn er meint, es löse sich alles von selbst auf.“

„Vielleicht“, seufzte sie.

Ridgeway trat zur Tür. „Ich gehe jetzt hinunter. Wir sehen uns später.“

Lily nickte nur, doch kaum war die Tür hinter ihm geschlossen, stand sie auf, hastete mit gerafftem Rock zu ihrem Schrank, kam mit einem Blatt Papier zu ihrem Tisch zurück und schrieb hastig zwei Zeilen darauf. Dann faltete sie den Zettel zusammen, lief damit aus dem Zimmer und stieß noch auf dem Korridor auf einen dunkelhäutigen Mann, dessen indianische Abstammung noch mehr zu erkennen war als das Erbe seines weißen Vaters.

Lily blieb vor ihm stehen, sah in das Paar funkelnder Augen und flüsterte aufgeregt: „Marco, bring es Rick! Wenn er dir darauf keine Antwort gibt, musst du mir Short vom Halse schaffen.“

Der Mexikaner lächelte breit. „Warum nicht gleich – ohne Ricks Hilfe, Señorita?“ Er beugte sich vor, dass sein Gesicht dem von Lily ganz nahe kam. Sie spürte seinen heißen, nach Zwiebeln riechenden Atem. „Was bekomme ich, Chica? Was gibst du dem lieben Marco, wenn er dir hilft?“

Seine unmittelbare Nähe widerte sie an. Sein Körpergeruch stieß sie ab, aber sie bezwang sich, denn sie spürte auch, wie gefährlich dieser Mann sein konnte. Sie wusste, dass er kein Lamm war, doch nun begriff sie, welche Hilfe er für sie bedeuten würde.

Sie unterdrückte ihre Abneigung, lächelte ihn verführerisch an und sagte leise: „Habe ich mich bisher kleinlich gezeigt, Marco?“

„Ich meine nicht Geld, Chica“, erwiderte er mit kehliger Stimme. „Ich meine etwas, das dich nichts kostet, aber für einen Vaquero wie mich ein Himmel ist. Chica, ich schaffe dir diesen Short weg, aber dafür will ich alles von dir, alles …“

Sie zwang sich zu einem Lächeln und sagte dunkel: „Du bekommst es, Marco. Aber er muss tot sein – tot, Marco, hörst du!“

Der Mexikaner nickte und zog plötzlich in einer heftigen Bewegung sein Wurfmesser. Er ließ es geschickt um den Zeigefinger rotieren und steckte es ebenso schnell wieder weg, wie er es gezogen hatte. „Er wird tot sein“, sagte er lächelnd, als verspräche er nichts weiter, als eine besonders schöne Blume für Lily zu pflücken.

Lily sah ihm nach, wie er geschmeidig wie ein Puma zur Treppe ging. Jede Bewegung des Mannes schien abgefedert zu sein.

Coltpoker der Gnadenlosen: Western Sammelband 4 Romane

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