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1.5 Krise der Normalität und Normalität der Krise

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Auch wenn sich reflektierte Vertreter*innen der Psychiatrie aktuell dem Thema Normalität zuwenden und viele der schon benannten kritischen Diskurse aufnehmen (vgl. Finzen, 2018), würden sie der radikalen Relativierung von Normalitätsprinzipien, die von Steingart (2011) vorgenommen wird, kaum zustimmen:

»Wir selbst sind Gegenstand einer Transformation, die auf geheimnisvolle Weise in uns wirkt. Die Verrücktheit der Außenwelt spiegelt sich in uns wider. Es gibt kein richtiges Leben im falschen, sagte einst Theodor Adorno. Heute müsste man hinzufügen: Es gibt kein normales Leben in Zeiten sich auflösender Normalität. […] Wir erleben in unserer Gegenwart nicht das Ende der einen und den Beginn einer anderen Normalität, sondern das Ende von Normalität.« (Steingart, 2011, S. 136)

Dieser Text gehört zu den unzähligen Stimmen, die traditionelle Regulationsprinzipien des Alltags und gesellschaftlicher Abläufe infrage stellen. Das erzeugt Verunsicherungen und Krisen allüberall, und es stellt sich die Frage, ob in unserem Bewusstsein etwas zur Regel wird, was eigentlich den Ausnahmefall oder die Abweichung von der Normalität bezeichnen sollte. Wenn man sich umhört, wo über Krise gesprochen und wie das getan wird, fährt man gerade in den aktuellen politischen und gesellschaftlichen Diskursen unter dem Stichwort »Krise« eine reiche Ernte ein. Sich umhören heißt ja heute u. a., dass man seine Internet-Suchmaschinen anwirft.

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