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BLACK SABBATHParanoid Carsten Klook

[Vertigo, 1970]

Es war der Konfirmandenunterricht, der das schwere Kreuz mit sich brachte, ein Jugendlicher zu sein. Anno 1974. Vier Jahre zu spät. Aufgeplatzte Kastanien lagen auf dem Weg, der mich zur Kirche führte, besser gesagt zum Pfarrhaus, einem schmucklosen Haus der Gemeinde. Mir war die Religion egal, ich war nur wegen des Geldes dabei, das es zur Konfirmation von den Verwandten gab. Das sollte sich später ändern. Ich wollte mir einen Fernseher kaufen, damit ich selbst bestimmen konnte, was ich sehen mochte.

Ein Kreuz aus schwerem Eisen schlug Alarm. Das legte sich auf die öden, langen Nachmittage, derer es in den 70ern so viele gab. Der monotone Ablauf des Daseins war dankbar für jede Abwechslung. Und erst recht dieser Klang von monolithischer Schwere. Ich hörte Black Sabbath vier Jahre nach dem Erscheinen ihres zweiten Albums.

Das Cover zeugte von Panik: Jemand, der im Wald in einer psychischen Extremsituation auf der Flucht war oder jemanden jagte, das erzeugte Aufmerksamkeit. Mit Schild und Schwert und Helm. Wer fühlte sich nicht gejagt oder war hinter jemandem her?! Mir wurde immer ein wenig schlecht, wenn ich das Album hörte. Irgendetwas mürbemachendes ging von den Songs aus. Es war wie der Konfer-Unterricht, der auch so zäh an den Grundfesten des Seins rührte. Warum trug dieser Ozzy ein Kreuz um den Hals?

Der Konfer-Raum, der den zukünftigen Konfirmanden an der Kirchsteinbeker Kirche zugeteilt ist, in der so manches Flaschen- und Aknedrehen, manch seltsame Fete ihren Ausgangspunkt hatte, er erscheint bei der Musik von Black Sabbaths »Planet Caravan« als schwebender Mond-Krater im interstellaren Kräftefeld. Die Töne fliegen schaumkissenartig durchs All, riesige Marshmellows, waldmeistergrün und ferkelrosa. Die Band hat an den Füßen Wah-Wah-Pedale montiert und geht, Big Muff!, auf großem Pedalweg durch die Milchstraße. Auf den bunten Sitzkissen der Kirchengemeinde jonglieren die Konfirmanden durch den sonnenlos-schwarzen Weltall-Metall-Nachmittag. Der »Planet Caravan« als »Die Reise nach Jerusalem« – nur ohne Stühle. Diese weichgewaberte Gitarre, dieses Kuscheln an Sound ist von Welt, aber von welcher? Das traut man den Schwermetallern gar nicht zu … Das ist ein Jahrhundert-Song, der nie aufhören darf.

Und dann: Musik wie langsam kriechender, dickflüssiger Schleim: »War Pigs« ist ein Anti-Kriegs-Song. Wer den Sound einmal gehört hat, wird ihn nie wieder los.

»Paranoid« kicks ass, der Klassiker schlechthin. Fehlte auf keiner Fete.

Brachial und simpel kommt er angestampft, der »Iron Man«. Der Song tritt ein für das Recht, stumpfsinnig sein zu dürfen. In der Mitte des Songs gibt es eine Beschleunigung, die aus dem tonnenschweren Rhythmus ausbricht, da kommt Schwung auf. Auf dem Album wimmelt es von Versatzstücken, die ein ganzes Genre begründet haben und von Nachfolger-Bands zitiert wurden.

Das Weltuntergangsszenario »Electric Funeral« ist heavy und schleppend, gute Laune klingt anders, die wäre angesichts des Themas aber auch unpassend.

Der Anti-Drogen-Song »Hand Of Doom« zeigt Ozzy von seiner pädagogischen Seite, doch doch.

Das Instrumental »Rat Salad« nimmt mächtig Fahrt auf und ist nicht so schwer bekömmlich, wie der Titel vermuten lässt. Das integrierte Schlagzeug-Solo klingt allerdings ziemlich holprig.

»Fairies Wear Boots« lockert die Schwere etwas auf. Ozzy will uns erzählen, dass er gesehen hat – mit seinen eigenen Augen –, dass Feen Stiefel tragen. Er versichert uns, dass wir ihm glauben sollen. Mit seiner Beobachtung landet Ozzy schließlich beim Arzt, zu viel geraucht, zu viele Trips. Ach so.

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