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STEPPENWOLFSteppenwolf Toddn Kandziora

[ABC/Dunhill, 1968]

I like smoke and lightning / Heavy metal thunder

Racin’ with the wind / And the feelin’ that I’m under

Mars Bonfire, Steppenwolf

»Born To Be Wild« – ich war keine 15, da hörte ich diesen Song zum ersten Mal. Machte gewaltigen Eindruck auf mich. Wie auch der Film »Easy Rider«, der damals in unserem Jugendzentrum gezeigt wurde und mir den Song offenbarte. Dieses Lied, das meiner dörflichen Welt den Tritt in den Arsch gab, den es brauchte, um ihr entkommen zu wollen. Am besten auf so einer Harley, wie sie Mr. Hopper fuhr. Die »Captain America«, so hieß das Motorrad von Henry Fonda, hatte einen zu hohen Lenker. Die wirkte zu unbequem, um mit ihr eines Tages in Richtung Sonnenuntergang das Dorf zu verlassen. Verständlich, dass mein erstes Mofa einen Monat später eine Hercules »Hobby Rider« war. Den Soundtrack von »Easy Rider« kaufte ich mir gleich am nächsten Tag bei »Salzmann« in Wolfenbüttel. Zusammen mit »Made In Japan« von Deep Purple. Wenn ich die beiden Scheiben heute vergleiche, dann hat »Born To Be Wild« von Steppenwolf sichtlich mehr Kratzer als »Smoke On The Water« vorzuweisen.

Jahre später sollte ich den Texter von »Born To Be Wild«, Mars Bonfire, persönlich treffen. Im März 1989 spielte Sky Sunlight Saxon im FBZ zu Braunschweig. Seine ehemalige Band The Seeds galt als legendär im Garage und Psychedelic Rock. Als Macher eines rührigen Undergroundmagazins namens »The Street« hatte ich mir vorgenommen, ein Interview mit dem amerikanischen Mick Jagger zu machen, wie ihn Muddy Waters einmal genannt hatte. Die Show war gut. Am Keybord machte sich ein faltig-schlaff wirkender Typ zu schaffen. Ich fragte den Veranstalter, wer das sei. »Das ist Mars Bonfire. Der von Steppenwolf, weißte.« Okay, dachte ich, so sieht ein alter Musiker aus. Irgendwann kam der Zugabenpart. Mit »900 Million People Daily All Making Love« und dem Seeds-Hit »Pushin’ Too Hard« ging es in die vorletzte Runde. Dazu wurden alle zum Mittanzen auf die Bühne eingeladen. Als allerletzte Zugabe dann »Born To Be Wild«. Da kam der gute Herr Bonfire zum Schluss zu einem verdienten Sonderapplaus und ich, inmitten von gefühlt hundert bunt gekleideten Hippies auf der überfüllten Bühne zu der Ehre, laut den Refrain mitgrölen zu dürfen. Wenn das nicht Kult ist, dann weiß ich auch nicht.

Eine gute halbe Stunde nach dem Konzert ging ich nach oben. Backstage. Das Interview machen. Während eines langen Gespräches mit Sky kam mehrmals Mars Bonfire mit einem Glas Whiskey zu mir. Ich nahm die Gläser dankend an und trank höflich aus. Was hatte er vor? Mich unter den Tisch trinken? Da hätte er schlechte Karten. Als gewiefter Underground-Journalist hatte ich vor Konzertbeginn ein paar Schluck aus der Olivenölflasche genommen. Der alte Trinkertrick, auf dass mögliche Besäufnisse nicht kopfüber in den Rabatten enden.

Die Zeit im Backstage ging angenehm herum und der Alkohol aus. Wir entschieden, die Örtlichkeit zu wechseln, dahin zu gehen, wo die Getränke wachsen. Ich schlug das »Liro Dando« vor. Seit kurzem arbeitete ich dort hinter der Theke. Ich rief vom »FBZ«-Haustelefon im Laden an, bestellte einen Tisch. Eine Stunde später wartete ich auf zwei meiner musikalischen Helden der Sechzigerjahre. In kluger Voraussicht hatte ich gekühlte Biere und zusätzlich für Mars und mich eine Flasche Jägermeister bestellt. Dann kamen sie. Eine weitere Stunde später war unser Tisch mit leeren Flaschen und Gläsern überladen und das Speiseöl in meinem Magen verdaut. Diese beiden Typen waren doppelt so alt wie ich und hielten jede Runde mit.

Schließlich hatte ich mich auch mit Mars unterhalten. Ein gutes Gespräch. Über Tod und Teufel. Den Film »Easy Rider«. Unsere Freiheit, die immer mehr eingeengt wird. Dass in Deutschland die Sonne nicht scheint. Vielleicht würde ich es irgendwann einmal nach L.A. schaffen. Dorthin, wo es nie regnet. Für den Fall wollte mir Mars seine Adresse geben. Ich gab ihm einen Bierdeckel. »Schreib noch was Nettes drauf«, bat ich ihn. Tat er. Als ich den Deckel zurückbekam, stand nicht nur seine Adresse darauf. Er hatte mir in zwei Sätzen die deutschen Verwertungsrechte für »Born To Be Wild« vermacht und mit Dennis Edmonton, seinem richtigen Namen, unterschrieben. »Wenn du mal klamm bist, kannst du den hier ja einklagen.« Ich war sprachlos. Danke Dennis.

Wir verabschiedeten uns vor dem Hotel. Auf dem Weg nach Hause begann es, stark zu regnen. Ich war davor, schlapp zu machen. Musste mich ausruhen und setzte mich auf einer Parkbank in eine Regenlache. Bis ich es merkte, war meine Jeans am Hintern durchnässt.

Am nächsten Mittag dauerte es eine Weile, bis ich die Ereignisse der letzten Nacht wieder zusammengepuzzelt hatte. Zu guter Letzt fiel mir der Bierdeckel ein. Ich sprang zu meiner Jeanshose und stöberte hektisch durch die immer noch feuchten Taschen. Zog schließlich eine durchweichte Pappe hervor, auf dem nur noch »WOLTERS« zu lesen war.

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