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LED ZEPPELINPhysical Graffiti Dietrich zur Nedden

[Swan Song, 1975]

1Sofort stellte sich einem Metal-Laien wie mir natürlich die Frage, ehe ich mit dem Herausgeber ausführlich darüber sprach: Gehören Led Zeppelin (1969 bis 1980) in eine Anthologie, die sich der Metal-Geschichte widmet? Die sogenannten Experten, das war im Netz schnell zu erklicken, streiten sich bis heute darüber. Wie das so ist, man benötigt Referenzen und Kategorisierungen: Welche Bedingungen lassen wir gelten? Welche musikalischen, kulturellen, stilistischen, habituellen Bezugspunkte?

2Der komischste Einwurf, den Zwist zu verhandeln, präsentierte eine Website, die sinnigerweise isthisbandmetal.com heißt. Man tippt einen Bandnamen ein und …: »Led Zeppelin is not a metal band.« Punktum. Auf andere Weise vereinfachte kürzlich der deutschsprachige »Rolling Stone« die Angelegenheit, wischte sie im Grunde hinfort und veröffentlichte eine, wahrlich nicht die erste Liste unter dem Titel »Die 100 besten Metal- und Hardrock-Alben aller Zeiten«. Auf Platz 27 liegt das Doppelalbum »Physical Graffiti«. (»Houses of Holy«: Platz 77; »Led Zeppelin«: 67; »Led Zeppelin II«: 18; »Led Zeppelin IV«: 5)

3Bei der ausgiebigen neuerlichen Erkundung des Albums tauchte gleich die nächste Frage auf, nämlich welche von den 15 Songs zumindest zwischen Metal und Hardrock oszillieren. Und ich tauche in dieser Hinsicht lieber weg, es sei denn, mich springt es an. Zunächst widmen wir uns einigen Berichten:

4Jimmy Page, Robert Plant, John Bonham und John Paul Jones nahmen im Januar und Februar 1974 acht neue Songs auf: für eine LP zu viel, zumal »In My Time Of Dying« 11:08 Minuten braucht, »Kashmir« und »In The Light« über acht Minuten lang sind. Was tun? Die Band scheint die Songs sämtlich für gelungen gehalten zu haben, also war nichts zu kürzen, sondern es bot sich an, für ein Doppelalbum das eigene Archiv in Anspruch zu nehmen. Und siehe da: Sie gruben ein Outtake von »Led Zeppelin III« aus, drei Outtakes von »Led Zeppelin IV« und drei von »Houses Of The Holy«, darunter den Titeltrack, der nicht verwendet worden war.

5Wir springen zwischen Statistik und Autobiographie hin und her: Welcher meiner älteren Brüder die ersten vier Alben von Led Zeppelin besaß, müsste ich nachfragen. Das fünfte Album erwarb ein Kumpel von mir und »Physical Graffiti« kaufte ich mir selbst, so wollen es mir Erinnerungspartikel weismachen. Ich war mindestens so fasziniert von dem aufwändig gestanzten Cover wie von den Songs. Allein über die Historie und Beschreibung des Covers benötigt das englische Wikipedia zwei Seiten! Und es ist interessant!

6Nein, wir wenden uns den stärksten, den prägenden Songs zu. Lässt man gleichzeitig weg, auf die Röhre bzw. das Geschrei von Plant einzugehen oder auf Pages Gitarrenkunst bzw. Leistungsschau, stechen für mich einerseits John Paul Jones’ Verwendung des Clavinets hervor (oder Fender Rhodes? Oder abwechselnd?), denn den Clavinet-Klang verbinde ich eher mit Soul und Funk – Stevie Wonders »Superstition«! Andererseits fasziniert mich die traumwandlerische Meisterschaft von John Bonham. »In the Light«, »Kashmir«, »The Wanton Song« und so weiter: Sie hatten schon recht, die Band gleichsam aufzulösen, nachdem Bonham gestorben war.

7Der Vollständigkeit halber hätte ich gern »D’yer Mak’er«, einen meiner Lieblingssongs von Led Zeppelin, auf dem Doppelalbum gehabt, sehe aber ein, dass es ir-gend-wie unpassend gewesen wäre (ja, ja, ja, war längst raus).

8Ach ja: »Physical Graffiti«, heißt es, war das erste Album aller Zeiten, das schon dank der Vorbestellungen Platin-Status erlangte. Hört, hört.

9»Physical Graffiti« lebt! Wenn auch hochbetagt.

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