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JETHRO TULLAqualung André Buron

[Chrysalis, 1971]

»The flute is a heavy metal instrument«, nun ja, da muss man erst mal drauf kommen. Es war das Plattenlabel Chrysalis, das diese Erkenntnis im Rahmen einer ganzseitigen Anzeige im »Billboard«-Magazin unter die Leute brachte, um seiner erfolgreichsten Band zum Gewinn des ersten Grammys in der Kategorie »Best Hardrock/Metal Performance« im Februar 1989 zu gratulieren. Damit wäre schon mal geklärt, dass Ian Anderson und seine Musiker irgendwie auch Metal sind. Die Auszeichnung wurde in Fachkreisen allerdings durchaus kontrovers diskutiert, zumal Metallica mit »… And Justice For All« zwar nominiert waren, aber gegenüber Tulls Spätwerk »Crest Of A Knave« den Kürzeren zogen. Zur Verleihung war die Band erst gar nicht angereist, man rechnete nicht mit einem Sieg …

Ganz so absurd, wie die Sache scheint, ist sie allerdings nicht. Nach ihrem relativ bluesigen Debütalbum »This Was« änderten sich die Dinge bei Jethro Tull schnell. Co-Chef Mick Abrahams verlor den internen Machtkampf gegen Alpha-Anderson und suchte das Weite. Das anschließende Gitarristen-Casting gewann der noch völlig unbekannte Tony Iommi. Als Belohnung durfte der neue Mann mit der vor dem Durchbruch stehenden Band im Dezember 1968 einen ziemlich lustigen Auftritt im »Rock and Roll Circus« der Rolling Stones absolvieren. Ohne Gitarrenkabel und mit tief ins Gesicht gezogenem Hut lief die Zusammenarbeit schon an dieser Stelle nicht so richtig rund. Das diktatorische Regime Andersons einerseits und die fehlende Fingerfertigkeit Iommis andererseits führten dann auch dazu, dass der Job schon bald wieder zu haben war. Während der Entlassene mutmaßlich in eine schwere Depression hineinschlidderte und Trost bei seinen alten Kumpels suchte, um mit ihnen schließlich die dunkle Zeit durch die Gründung von Black Sabbath zu verarbeiten, machte Anderson einen guten Fang. Martin Lancelot Barre hieß der Nachfolger und fortan sollten die von ihm an der Gitarre markant gesetzten Riffs zu einem charakteristischen Merkmal vieler Jethro-Tull-Songs werden – gut zu hören auf dem vierten Album »Aqualung«. Das im März 1971 erschienene Meisterwerk dreht sich um Gott und die Welt, erzählt die Geschichten einiger seltsamer Gestalten und versammelt neben kleinen Akustikperlen die wichtigsten Stücke Ian Andersons. Und die sind nahezu alle von der Gitarre Martin Barres mitgeprägt. Das Titelstück eröffnet die A-Seite und kommt genau wie sein Pendant »My God« auf der B-Seite etwas vertrackt daher, akustische Passagen und Hardrock-Elemente halten sich die Waage. Gleiches gilt auch für das finale »Wind up«. Straighter fallen das schwer pumpende »Hymn 43«, die Tull-Erkennungsmelodie »Locomotive Breath« sowie das gerne mal im Schatten der anderen Knaller übersehene »Cross-Eyed Mary« aus. Die Qualität dieses Songs kennen auch die Nachgeborenen. Als B-Seite von »The Trooper« veröffentlichten Iron Maiden 1983 eine Version, die ziemlich werktreu ausfiel und nur als Verneigung vor dem Original verstanden werden kann. Und die Flöte? Spielt Ian Anderson heute immer noch, allerdings ohne Jethro Tull und seinen Gitarristen Martin Barre. Der tingelt seit ein paar Jahren durch kleine Clubs auf der ganzen Welt und gibt ziemlich harte Shows.

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