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BUDGIENever Turn Your Back On A Friend Ernst Hofacker

[MCA, 1973]

Zugegeben, ich war ein bisschen spät. Als ich sie für mich entdeckte, waren Budgie fast schon wieder rum ums Eck: 2. Oktober 1976. In der Dortmunder Westfalenhalle sollte das erste »Rock Dream«-Festival über die Bühne gehen. Ein Festival war zu dieser Zeit in der Gegend zwischen Köln und Osnabrück selten genug. Also hin! Angekündigt waren große Namen: Quicksilver Messenger Service, Procol Harum, Golden Earring, John Cale. Und Rainbow, die Ritchie Blackmore erst ein Jahr zuvor gegründet hatte und die gerade ihr zweites Album »Rising« veröffentlicht hatten. Dazu ein paar Prog-Bands wie Caravan, Van der Graaf Generator und Camel plus die deutschen Wallenstein und Scorpions. Unter ferner liefen dann noch die UK-Folkies Magna Carta sowie – Budgie.

Hingefahren bin ich vor allem wegen Quicksilver, die aber – mit sowas musste man damals rechnen – nicht erschienen (genauso wie die hierzulande noch kaum bekannten AC/DC, auch wenn manche Website noch heute das Gegenteil behauptet, wohl weil die Band zu dieser Zeit als Support mit Rainbow auf Deutschlandtour war). Anyway, gleich zu Beginn des Festivals, es muss später Nachmittag gewesen sein, die Sonne fiel noch durch die Oberlichter der Halle, standen da ein wenig verloren diese drei zotteligen Jungs auf der riesigen Bühne. Kein großes Licht, keine Pappmaché-Kulissen, nur drei Musiker mit ihren Instrumenten, unglamourös, kein Samt, keine Seide, stattdessen Jeans und Schaftstiefel. Und sie donnerten los. Straight, tight und präzise wie ein Uhrwerk. Und dann diese Stimme, ach was, diese Sirene von Burke Shelley, einem blassen Kerl mit hässlicher Brille und Rabengesicht. Der Bursche hatte Sinn für Dramatik, auch wenn er sich kaum bewegte. Mich jedenfalls hatten sie. Die drei unscheinbaren Waliser waren meine Band des Tages. Ein anderer Waliser, John Cale, kam mit einem astreinen Rockset nahe heran. Der Rest aber interessierte mich nicht mehr sonderlich, schon gar nicht Rainbow, die eine mit protzigem Regenbogen verzierte zweite Bühne beanspruchten, die bis zum späten Abend ungenutzt im Weg herumstand.

Wieder zu Hause, besorgte ich mir »Never Turn Your Back On A Friend«, das dritte Budgie-Album, erschienen schon 1973 – ihr wohl bestes. Es gehörte nun für einige Zeit in meine Playlist. Nicht nur wegen des stellenweise visionären Riffings von Gitarrist Tony Bourge, sondern auch weil die drei ihren bluesgeerdeten und überaus fantasievollen Hardrock mit zarten Ausflügen ins Folkfach auspolsterten.

Warum sie es nie so richtig geschafft haben? Vielleicht mangelte es ihnen an Konstanz, vielleicht an Charisma, vielleicht aber fehlte auch der eine ganz große Song, der alle weiteren Fragen überflüssig macht. Egal, sie hatten ihre Zeit, und sie machten einen klasse Job. Man musste nur die Augen schließen und zuhören. Oder das Roger-Dean-Coverbild betrachten: Ein Junge mit rotem Wams und umgeschnalltem Schwert führt darauf einen riesigen Fantasievogel durch eine felsige Fantasielandschaft. Das sah so ähnlich aus wie bei »Close To The Edge« von Yes oder »Demons And Wizards« von Uriah Heep. Ein Umfeld, in das Budgie bestens passten und das sich seinerzeit vor allem durch den Begriff »Progressive« definierte. Von Hardrock sprach man gelegentlich schon, sicher nicht aber von Metal als fest umrissenem Genre, tatsächlich reichte das Spektrum von Genesis bis Zeppelin und von Sabbath bis Pink Floyd.

Budgie blieben noch eine ganze Weile auf meinem Plattenteller. Bis dann die Jams, Costellos, Clashs und Pistols kamen und kurzen Prozess machten. Dass Budgie später zur New Wave of British Heavy Metal zählten, mit Ozzy auf Tour waren und ihre Musik, nicht zuletzt durch das »Breadfan«-Cover von Metallica, neuerliche Wertschätzung erfuhr, hab ich kaum mitgekriegt. Für mich bleiben sie die drei zotteligen Jungs von der Nachmittagsbühne in Dortmund. Ein paar mehr Fans hätten sie verdient gehabt.

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