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DEEP PURPLEMade In Japan André Buron

[Purple Rec., 1972]

Der Sommer 1985 war ein ganz besonderer. Ich hatte mein Sparkonto geplündert und zusammen mit sechs Freunden einen VW-Bus gekauft, um damit in den großen Ferien der Enge unseres Dorfes zu entfliehen. Wochenlang werkelten wir an dem T1, trieben uns auf Schrottplätzen herum, lackierten die Karosserie und klebten am Ende einen großen Gaston an den Bug, schließlich sollte es nach Frankreich gehen. Zehn Tage vor Schulende stand dann die Generalprobe für unseren Trip an: das Deep-Purple-Open-Air auf dem Zeppelinfeld in Nürnberg. Die legendäre Mark II-Besetzung hatte im Jahr zuvor wieder zueinander gefunden und das gar nicht mal so üble Comeback-Album »Perfect Strangers« aufgenommen.

Eigentlich war ich Led-Zeppelin-Fan, zumindest offiziell, was an meinem drei Jahre älteren Freund Thomas lag. Der nämlich galt als der allergrößte Deep-Purple-Spezialist zwischen Springe und Bennigsen und besaß neben den gängigen Alben ungefähr jede Platte, auf der aktive oder ehemalige Bandmitglieder jemals einen Ton hinterlassen hatten. Ich selbst fand Purple eigentlich auch super, musste mich aber irgendwie abgrenzen und wollte als Jüngerer natürlich meine Eigenständigkeit beweisen. So kam es schließlich dazu, dass ich nahezu jeden Pfennig meines Verdienstes als Zeitschriftenausträger in meine Led-Zeppelin-Sammlung steckte und bald mehr als 50 Bootlegs mit oft gleichen Songs in meist unterirdischer Soundqualität in meinem Zimmer stehen hatte. Dabei ging mir Robert Plants Geschreie gelegentlich doch auf den Keks, was ich mir natürlich nur schwer eingestand.

Auf Purple war ich bereits 1980 bei einer Schulfete gestoßen. Während ich still mein Schokokuss-Brötchen genoss, übten sich einige coole Oberstufler im exzessiven Ausdruckstanz. Dazu lief ein Song mit einem sehr prägnanten Intro. Irgendwo schnappte ich »Deep Purple« auf und am nächsten Tag nahm ich die Reise mit dem Zug nach Hannover auf mich und kaufte im Fachhandel »Die Schallplatte« das günstigste Purple-Album, das ich kriegen konnte. Das Cover zierte ein Gemälde von Hieronymus Bosch. Zu Hause war ich dann etwas enttäuscht, irgendwie klang das alles nicht schlecht, aber doch völlig anders als das, was ich in der Aula gehört hatte. Beim nächsten Versuch hatte ich mehr Glück. Statt 8,90 Mark gab ich diesmal 16,90 aus und bekam dafür gleich ein goldenes Doppelalbum. Und diese Investition sollte sich lohnen. »Made in Japan« wurde für die nächsten Jahre zum Soundtrack meiner Nachmittage. Wahrscheinlich kann sich auch meine Mutter noch heute gut an den immer wieder durchgenudelten Eröffnungsriff von »Smoke On The Water« erinnern, der in der Live-Version von Blackmore variiert – manche sagen auch verkackt – wird. Genauso wie an mein begleitendes Getrommel auf dem Fußboden zum Drum-Solo von Ian Paice in »The Mule«. Ziemlich genau neun Monate nach der Veröffentlichung des dritten Mark II-Albums »Machine Head« kamen die Aufnahmen aus Osaka und Tokio im Dezember 1972 heraus. Gegenüber den Studioeinspielungen legt die Band auf der Bühne noch mal eine Schippe drauf und gewinnt den Doppel-Live-Album-Vergleich gegen Led Zeppelins »The Song Remains The Same« haushoch. Purple befanden sich auf dem absoluten Höhepunkt ihrer Karriere. Besonders natürlich Ian Gillan, der Blackmore in »Strange Kind Of Woman« beeindruckend Paroli bieten kann und auch alle Höhen von »Child In Time« mit Leichtigkeit bewältigt, dem einzigen Song aus »Made In Japan«, der auf der Setlist in Nürnberg dann leider fehlte.

Meine Led-Zeppelin-Bootlegs verkaufte ich zwei Jahre später kurz vor dem Abitur. Von dem Geld schaffte ich einen Opel Kadett an und machte Urlaub in Italien. »Made In Japan« auf Tape half dabei, den Stau am Brenner zu überstehen.

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