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LUCIFER’S FRIENDLucifer’s Friend Uwe Kalwar

[Philips, 1970]

Es war wie eine Offenbarung, dieser Schrei, die Hornfanfare und ab rockte der Beginner »Ride The Sky«. »Aaaaaaahhhhhhhaaaaa, tonight I’ll be riding the sky«. Was für ein Debüt, ein Hammersong. Eine deutsche Band mit englischem Sänger und diesem harten Sound? Wir waren in der Clique um die 15 Jahre und stolz wie Oskar auf diese Band namens Lucifer’s Friend. Led Zeppelins »Good Times, Bad Times« hatte uns als erster Song elektrisiert. Dann kamen diese Schwarzmattenträger von Black Sabbath. Ihre Riffs waren zum Niederknien. »Iron Man«, aus der schwermetallischen Hölle auf den Party-Dachboden. Die wachsenden Haare wurden schwer durchgeschüttelt, die Hände griffen in die imaginären Saiten. Das Wort Luftgitarre war noch unbekannt. Ja schwer, heavy, sollte es sein, metallschwere Riffs und ein geradeaus gespieltes Schlagzeug. Nicht so ein aufgezogenes Klapperäffchen wie Keith Moon bei The Who, nein, straighte Schlagwerker wie John Bonham und Ian Paice waren das Maß aller Dinge. Oben in der Dachmansarde vom kleinen Klausi war unsere Hörwelt, Deep Purple »In Rock«, Led Zeppelin und Black Sabbath wurden rauf und runter gespielt. Und nun hielten wir ein Cover mit einem Ganoven und einem Kleinwüchsigen in der Hand: die Erste von Lucifer’s Friend. Play it loud. Welch druckvoller Sound, diese kraftstrotzende Schweineorgel und die klaren Riffs, dazu ein anderer Ian Gillan in den Höhen namens John Lawton. Das war eine internationale Produktion! Die konnte sich weltweit hören lassen. Wir waren begeistert von dieser Hamburger Band, die so vieles zusammenbrachte, was die anderen drei Großen auch hatten. Dazu noch ein paar Falsettchoräle, von Uriah Heep geliehen. Lucifer’s Friend kamen nun als vierte Band auf unseren Heavy-Rock-Altar. Keine andere bundesdeutsche Band war zu dieser Zeit härter. »Come take my hand, I’m Lucifer’s Friend«.

Die Band kam unter Beobachtung. Wir suchten nach Infos, nach Nachrichten. Wer sind diese Musiker, wo spielten sie vorher, die Herren Hesslein, Horns, Hecht und Rietenbach? Ah, bei den German Bonds. Zu dieser Zeit kam »Riebes Fachblatt« auf den Markt. Ein kleines, sehr einfach gestaltetes DIN A5-Infoblättchen für »Musiker, Roadies, Veranstalter, Produzenten und alle, die dazugehören«, das über Musikinstrumente und Equipment informierte. Es lag in den Schallplattengeschäften und hatte auch Nachrichten parat von Tourterminen und Bandbesetzungen. Quasi die »Gala« für Mucker und Musikenthusiasten. Aus der Erinnerung: »Epitaph ziehen aufs Land auf einen Bauernhof«, das machten damals sehr viele Bands. Oder: »Scorpions-Gitarrist Michael Schenker wird neuer Gitarrist bei UFO«. Hey, ein deutscher Rockgitarrist in einer englischen Band? Welch eine Nachricht, ein Ritterschlag für die deutsche Rockszene, fanden wir. Oder: »Querflötist Friedemann Josch verlässt die Mainzer Band Unterrock und schließt sich Missus Beastly an«. Auch eine Nachricht mit weitgehenden Folgen, aber das ist eine andere Geschichte. Über Budgets und Plattenverträge wurde auch kurz genachrichtet. So wechselten Lucifer’s Friend für die zweite LP die Plattenfirma. Es ging von Philips zu Vertigo, und sie erhielten, laut »Riebe«, ein beachtliches Budget für die Produktion. LPs waren teuer im Jahr 1971, 19 Mark, für Schüler eine Menge Holz. Vor einem eventuellen Kauf wurde die LP durchgehört. Manche Schallplattengeschäfte hatten sensationelle Hörkabinen, die Jüngeren mögen sich diese Konstruktionen von den Älteren erklären lassen. Sehr gute, gute und schlechte Stücke einer LP wurden durchgezählt, und dann musste man abwägen, ob sich ein Kauf überhaupt lohnt.

Womit wir beim Zweitwerk »Where The Groupies Killed The Blues« wären. Das waren nicht mehr »unsere« Lucifer’s Friend. Zuviel Experiment und dies und das, zuwenig harter Hardrock. Die Band wurde in den Folgejahren zum Chamäleon der Stile. Sie konnten alles spielen und spielten es auch, und das war wohl der Grund für den fehlenden Erfolg. Vielleicht hatten sie aber auch zu viele Einflüsterer. »I’m Just A Rock & Roll Singer«, das dritte Album, kommt mit gospeligem Backgroundgesang und Bläsersätzen daher, und das vierte, »Banquet« von 1974, startet wie ein Santana-Aufguss von »Oyo como va«. Doch da waren wir schon längst weggeritten.

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