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5.2 Was wissen wir zur Evidenz? – Empirische Daten und Stand der klinischen Forschung zur Anwendung von ACT in einem stationären und teilstationären Behandlungssetting
ОглавлениеDie Studienlage bezüglich multimodaler stationärer psychiatrisch-psychotherapeutischer Behandlungsansätze ist ingesamt als dünn zu bezeichnen, was höchstwahrscheinlich auf die methodische Komplexität dieses spezifischen Forschungszweiges zurückzuführen ist. Die Literatur weist ausdrücklich auf diese Forschungslücke hin (vgl. Gaudiano und Herbert 2006), d. h. dieser Missstand geht über ACT-bezogene Ansätze hinaus. Die zunehmende Evidenz der ACT bei chronifizierten und therapieresistenten psychischen Erkrankungen (vgl. Clarke et al. 2014, Clarke et al. 2012, Gloster et al. 2015) lässt jedoch die Annahme zu, dass sich ACT-basierte Behandlungsangebote auch speziell für das stationäre Setting und die in diesem Setting behandelten komplexen psychischen Erkrankungen anbietet. Vereinzelte Studien unterstreichen bereits die positiven Effekte der ACT im stationären Setting. So scheint sie mit höheren Symptomregredienzen und geringeren Rehospitalisierungsraten bei Psychosen (Bach und Hayes 2002, Gaudiano und Herbert 2006, Tyrberg et al. 2017a) und besseren Therapieerfolgen im Vergleich zu bestehenden stationären Behandlungsangeboten bei Suchterkrankungen (Petersen und Zettle 2009, Svanberg et al. 2017, Thekiso et al. 2015) einherzugehen. Eine Beobachtungsstudie zu einem transdiagnostischen ACT-basierten stationären Setting für chronifizierte und therapieresistente Patientinnen und Patienten konnte zudem mittlere bis hohe Effektstärken bzgl. Symptomabnahmen und Verbesserungen der psychischen Flexibilität, Lebensqualität und des globalen Funktionsniveaus aufzeigen (Benoy et al. 2019). Auch konnte ein ähnlich positiver Effekt der ACT im Vergleich zu KVT im stationären Setting aufgezeigt werden (Pleger et al. 2018). Tyrberg et al. (2017b) weisen weiterführend ausdrücklich auf den Nutzen der ACT für die psychiatrisch-pflegerische Arbeit im stationären Setting hin. Wenngleich die Wirksamkeit der ACT im stationären Behandlungssetting somit noch nicht ausreichend belegt ist, gibt es bis dato bereits berechtigte Annahmen dazu, dass sich ACT als therapeutische Grundhaltung multimodaler, integrierter, stationärer, psychiatrisch-psychotherapeutischer Behandlungsansätze ausdrücklich anbietet. Auch das genaue Vorgehen im stationären Kontext ist bis dato unseres Wissens nicht beschrieben, was wir als Grundlage dafür nehmen, unsere Umsetzungen der ACT in drei unterschiedlichen stationären Einrichtungen im vorliegenden Kapitel zu beschreiben und zu reflektieren.