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Beispiel 3: Psychotherapiestation im Psychiatriezentrum Münsingen
ОглавлениеDie Psychotherapiestation Münsingen (PTM) im Psychiatriezentrum Münsingen (PZM) wurde 2015 mit dem Team einer allgemeinen Therapiestation entwickelt. Dieser Konzeptionsauftrag stand in dem Kontext, das gesamte Behandlungsangebot des PZM weiter zu spezifizieren und neben der psychiatrischen Akutbehandlung ein spezifisches psychotherapeutisches Behandlungsangebot für Depressionen, Angst-, Zwangs- und Traumafolgestörungen zu schaffen, sowohl für die psychiatrisch-psychotherapeutische Anschlussbehandlung von vorgängig akut behandlungsbedürftigen Patientinnen und Patienten, wie auch solche aus der ganzen Schweiz. Dazu wird mit jeder Patientin und jedem Patienten vor dem Eintritt ein aufwändiges Indikationsprozedere durchgeführt: Hier erfolgt zum einen eine (trans-)diagnostische Beurteilung. Zum anderen wird mit der Patientin bzw. dem Patienten ein Vorschlag für ihr bzw. sein individuelles Behandlungskonzept entworfen, wobei ihr oder ihm ACT als Therapiemethode vorgestellt wird und die Patientin oder der Patient auch die Möglichkeit erhält, die Station zu besichtigen und sich den Wochenplan erläutern zu lassen. Das Wochenprogramm umfasst neben diversen milieutherapeutischen Gruppen, die mehrheitlich von Pflegefachkräften durchgeführt werden, eine Achtsamkeitsgruppe, eine spezische ACT-Gruppe, eine Selbstsicherheitsgruppe, eine Psychoeduktionsgruppe sowie musiktherapeutische, bewegungstherapeutische, kunsttherapeutische und physiotherapeutische Gruppen. Daneben beinhaltet das Programm zwei psychotherapeutische Einzelgespräche, ein fachpflegerisches Bezugspersonengespräch, eine fachmedizinische Eintrittsuntersuchung und weitere medizinische und sozialarbeiterische Gespräche, je nach aktuellem Behandlungsbedarf. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erhalten eine ACT-Schulung und eine regelmäßige externe ACT-Supervision wird angeboten. Eine Visite im klassischen Sinne wird nicht durchgeführt. Alle Patientinnen und Patienten werden aber regelmäßig oberärztlich vorgestellt und diskutiert. Die Station ist trial ärztlich, psychologisch und pflegerisch geleitet. Gegenwärtig beschäftigt sich das Team verstärkt damit, wie die Abläufe optimiert und Prozesse übersichtlich dokumentiert werden können, wie Kernteams (fallführende Therapeutin bzw. Therapeut und Bezugsperson) sich besser um die Patientin bzw. den Patienten herum koordinieren können und die Qualität der Gruppentherapien effizienter gestaltet werden kann. Die Fallkonzeptualisierung wird in erster Linie auf der Matrix aufgebaut, die für jede Patientin und jeden Patienten in den ersten drei Wochen erarbeitet werden soll. Als hilfreich ergänzend erlebt wird zudem die Arbeit mit Lebenslinien. Die Behandlungsplanung baut auf der Fallkonzeption auf, der GAS (Goal attainmentscaling, Kiresuk und Lund 1979) und der Pflegeplanung. Die Inhalte dieser Instrumente fließen in den so genannten »Interprofessionellen Rapport« ein. Dieses »Gefäß« ist über die ganze Behandlung mindestens fünfmal vorgesehen und stellt eine Plattform dar, in der für alle ersichtlich die Kernteams den Stand ihrer Arbeit mit der Patientin oder dem Patienten sowie die angestrebten nächsten Schritte beschreiben.