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5. Schluss
ОглавлениеIch komme zu einem kurzen Fazit im Blick auf die Europa-Thematik des Kongresses: Wer die christlichen Konfessionen als Konfliktgemeinschaften begreift, die es in mühevoller historischer Erfahrung gelernt haben, mit Differenz, Komplexität und Pluralität umzugehen, ohne die Einheit zu verlieren, der wird gerade in dieser gewachsenen Konfliktkultur den wesentlichen Beitrag sehen, den das Christentum für Europa geleistet hat. Denn mit und in den Konfessionen entstanden auf dem alten Kontinent die ersten transregionalen Diskursräume, in denen Ordnungen, Regeln und Strategien zur Vermittlung von Pluralität und zur Befriedung von Konflikten ausgebildet wurden. In diesen von den Konfessionen etablierten Diskursräumen ist das moderne Europa zu einem nicht unwesentlichen Teil entstanden und ist sich selbst als Einheit bewusst geworden. Damit ist Europa die Kultur der Aushandlung von Pluralität und Differenz zutiefst historisch eingeschrieben. Und es würde das Europa unserer Gegenwart in vielem entlasten, wenn es sich selbst vor dem Hintergrund der christlichen Konfessionsgeschichte in einem fundamentalen Sinn als Konfliktgemeinschaft positiv begreifen und vollziehen würde.