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Dankbar und gewissenhaft

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Es war ein herrlicher Tag im Mai. Ich war zehn. In allen Gärten im Quartier herrschte eine freudige Aufregung. Von den Bienen und Vögeln bis zu den kleinsten Käfern und Blumen genoss die ganze Natur die Wärme der Sonne. Auch der rheumageplagte Körper des Strassenkehrers Mehmet Efendi. Er kehrte wie immer gelassen die Strassen. Er hatte ein hageres, altes Gesicht und viel zu grosse Hände. Ein Leben lang hatte er nicht nur den Dreck der Strassen gesammelt, sondern auch Erfahrungen. Er hielt sie offen-versteckt in den unzähligen Falten seines viel zu schnell gealterten Gesichts. Woher er beim Dreckputzen die Kraft bekam, diese Arbeit sogar mit Dank weiterzuführen, wurde mir später klar. Mehmet Efendi kam an diesem Tag wie an andern zu uns, um in seiner Freizeit im Garten zu arbeiten und Unkraut zu jäten. Jeder, der bei uns Arbeit verrichtete, bekam das Mittagessen. Dies war eine Tradition. Ich spürte jedesmal, wenn ich Mehmet Efendi das Essen brachte, eine unendliche Zufriedenheit |35| in mir. Dass dieser Mann satt wurde, bereitete mir Freude. Scheu und mit einem leise ausgesprochenen «Allah razi olsun» (Gott möge zufrieden sein), nahm er das Tablett aus meinen Händen. Ein anderes Bild: Eines Tages klopfte es an der Tür. Es war ein regnerischer Tag. Als meine Mutter öffnete, stand der Kümmelstengel-Verkäufer davor und in seiner roten Hand blitzte eine 5-Kurus-Münze. «Sie haben mir fünf Kurus zu viel gegeben», sagte er, «das gehört nicht mir». Wir standen sprachlos vor diesem Mann, vor diesen ehrlichen, genügsamen, braunen Augen. «Hast du deswegen den langen Weg bei diesem Wetter zurückgelegt?», fragte meine Mutter. «Natürlich! Ich bin Allah Rechenschaft schuldig. Wie kann ich sonst später vor Allah stehen?»

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