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Jōmon, das lange Neolithikum
ОглавлениеFast zeitgleich mit diesem Mikrolithen-Komplex lassen sich die frühesten Keramikfunde Japans datieren. Sie schließen im Norden an die Oshipovka-Kultur (Amur-Region bis Baikalsee; ca. 16 000 vor der Gegenwart) an. Sehr frühe Funde stammen von der Tsugaru-Halbinsel, Nord-Honshū (16 500 vor heute), aus Shikoku, Präf. Ehime (12 165 +/– 600) und aus dem Fukui-Cave, Präf. Nagasaki (12 700 +/– 600). Dieser Fundkomplex wird durch eine handgeformte, in Tonwulst-Technik aufgebaute und mittels aufgesetzter Tonstreifen, meist jedoch durch das Abrollen geflochtener Schnüre (jōmon, »Schnur-Muster«) verzierte Keramik charakterisiert und danach als Jōmon-Kultur bzw. -Periode bezeichnet. Während dieser mehr als 10 000 Jahre fortdauernden Zeit lassen sich vor allem in den Keramikformen mehr als 50 regionale und zeitliche Typen unterscheiden, wobei ungeklärt ist, inwieweit es sich dabei auch um weitergehende kulturelle Differenzierungen handelt. Die Menschen jener Zeit sind in erster Linie, natürlich in der Anfangsphase ausschließlich, Jäger, Sammler und Fischer. Begünstigt von der vor etwa 11 000 Jahren beginnenden Warmzeit können sie vor allem in Nordost-Japan (Tōhoku-Region Honshūs) ein sehr reiches Leben führen, das demjenigen der von der Ethnologie als affluent foragers bezeichneten Völker etwa des prähistorischen Baltikums oder der rezenten Nordwestküste Nordamerikas entsprochen haben dürfte: Der zum Laichen die Flüsse hinaufziehende Lachs, das Sammeln von Waldfrüchten (Maronen, Nüsse, Haselnüsse, Wacholderbeeren u. a.) und die Jagd – unterstützt von dem vom Kontinent übernommenen domestizierten Hund – ermöglichten die Anlage reicher Vorratslager, die wiederum über Jahrhunderte hindurch besiedelte große Dörfer möglich machten. Der Fundplatz Sannai Maruyama (Präf. Aomori) war von etwa 5500 bis 4000 vor heute (Wende vom Frühen zum Mittleren Jōmon) besiedelt. Es handelt sich um ein von Palisaden umgebenes Dorf mit mehr als 100 Gruben- und Langhäusern. Rätsel gibt ein auf sechs riesigen Pfählen aus Kastanienholz ruhendes, zweistöckiges Pfahlhaus auf.
Ab der Mitte der Jōmon-Periode mehren sich die Hinweise auf Ackerbau, also auf das Bestehen eines »Voll-Neolithikums«. Der Anbau von Sojabohnen ist vor 3600 Jahren nachgewiesen, wenig später der mehrerer Arten von Hirse und Kürbis. Knollenfruchtanbau ist nur indirekt erschlossen. Vor allem die Spätphase der Jōmon-Periode (Kamegaoka-Kultur) ist gekennzeichnet durch ein Ausufern des Dekors an großen Keramikgefäßen und Hinweise auf eine mögliche religiöse Verehrung einer Muttergottheit (Verbindung Frau – Mond – Wasser – Schlange – Unsterblichkeit), wie sie durch Funde von Tonfiguren und -masken erschlossen werden kann und im Mythos wie Volksglauben der historischen Zeit weiterlebt. Ob und wie weit die Jōmon-Kultur als Basis der späteren japanischen Kultur angesehen werden kann, darüber gehen die Meinungen auseinander. Festgehalten werden muss, dass es sich nicht um eine einheitliche, fest geschlossene Kulturtradition gehandelt hat, so dass sehr wohl einzelne lokale Ausprägungen stärker als andere überlebt haben und in späteren Kulturschichten aufgegangen sein können. Ganz besonders gilt das für die Sprache: Eine einzige »Jōmon-Sprache« hat es nicht gegeben, man nimmt vielmehr die Existenz von bis zu mehreren hundert Sprachen in Japan für die Jahrtausende vor der Zeitwende an. Auf Hokkaidō dauert die Kulturfiguration der Jōmon-Periode lange an – nun als Epi-Jōmon bezeichnet – und wird erst um 800 n. Chr. von der Ochotsk-Kultur mit Schwerpunkt im Raum um das Ochotskische Meer bzw. der Satsumon-Kultur (8.–12. Jh.) abgelöst. Auf den Inseln der Ryūkyū-Kette im Südwesten, die nur teilweise von Jōmon durchdrungen worden waren, folgt in der zweiten Hälfte des 1. Jahrtausends n. Chr. zunächst eine als »Muschelhaufen-Kultur« bezeichnete Phase, dann um ca. 1000 n. Chr. die durch zahlreiche Wehrbauten (gusuku) charakterisierte Gusuku-Periode, die bereits Verbindungen zu China und Zentral-Japan besitzt.