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Yayoi, »formative period« japanischer Kultur

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Um etwa 300 v. Chr. tritt ein neuer, veränderter Kulturkomplex auf den Hauptinseln Kyūshū, Shikoku und Honshū auf. Er ist gekennzeichnet durch eine auf der Töpferscheibe hergestellte, hart gebrannte rötliche Keramik mit runden Tellern und zylindrischen Töpfen ohne Verzierung. Nach dem ersten Fundort auf dem Gelände der heutigen Tōkyō-Universität wird von Yayoi-Kultur bzw. -Periode gesprochen, ihr Zeitraum etwa vom 5./ 3. Jahrhundert vor bis zum 3. Jahrhundert n. Chr. festgelegt. Lange Zeit nahm man eine »neolithische Revolution« an, mit raschem Vordringen des Nassreis-Anbaus und der damit verbundenen Kultur (von den Ackerbaugeräten bis hin zu religiösen Vorstellungen, Kult und Ritual) von China südlich des Yangtse nach Nord-Kyūshū und weiter nach Osten. Dies, so wurde postuliert, sei die entscheidende Phase der japanischen Ethnogenese und der Entstehung der japanischen Kultur, die mit dem Nassfeld-Reisbau gleichgesetzt wurde. Inzwischen ist jedoch klar geworden, dass es sich um mehrere langfristige und sehr viel umfassendere Entwicklungen gehandelt hat. Der japanische Reis (Oryza japonica; Rundkorn, das beim Kochen Stärke freigibt) stammt aus dem weiten Gebiet Südostasiens. Bereits im 10. Jahrhundert v. Chr., also in der Spätphase des Jōmon, hat diese Reissorte von Süd-China über die Shandong-Halbinsel, möglicherweise weiter über Korea oder auch direkt, Nord-Kyūshū erreicht. Im 7./6. Jahrhundert v. Chr. ist sie im Kansai-Raum und im 1. Jahrhundert v. Chr. in Kantō nachgewiesen. Gleichzeitig verbreitete sich, ebenfalls aus dem Jōmon herüberkommend, der Anbau von Trockenreis, Hirse, Gerste und Buchweizen auf Brandrodungsfeldern. An Haustieren traten das Schwein (schwer zu unterscheiden vom einheimischen Wildschwein) und das Huhn (aus Südostasien) neben dem Hund auf. Die Ziege erreichte erst später, ebenfalls aus Südostasien, Okinawa. Die Katze wurde erst in historischer Zeit als Geschenk eines chinesischen Kaisers bekannt.

Neben geschliffenen Steingeräten, etwa halbmondförmige Erntemesser, mit denen die Ähren abgeschnitten werden, kommen aus Sandeisen gegossene Geräte (Sicheln, Blätter von Hacken und Spaten) sowie eine Vielzahl von Bronzeobjekten auf. Bei den letzteren fallen auch aufgrund ihrer regionalen Verbreitung Bronze-»Glocken« (dōtaku) bis zu 1,2 m Größe ohne Klöppel vor allem im Kansai-Raum, riesige Hellebarden in Kyūshū und Schwerter im Raum der Inlandsee auf. Alle diese Geräte sind offensichtlich für den Kult bestimmt gewesen und wurden gehortet, ebenso wie aus China erhaltene, aber auch in Japan selbst gegossene Bronze-Spiegel. Spiegel und Schwert bilden, zusammen mit der Halskette von Krummjuwelen (magatama, als Kette mikubidama; kommaförmig gekrümmt geschliffene Edelsteine), bis heute die drei Reichskleinodien. Der Spiegel als Verkörperung der Sonnengottheit wird im Ise-Schrein verwahrt, das Schwert ging 1192 in der Seeschlacht von Dan-no-ura verloren; nach anderer Überlieferung liegt es im Shintō – Schrein Atsuta-jingū in Nagoya. Die Kette wird in einem Raum des Palastes aufbewahrt, und mit ihrem Anlegen am Tag nach dem Hinscheiden eines Herrschers tritt der neue Tennō sein Amt an.

Die Yayoi-Periode hat einige sehr bekannte Fundorte hinterlassen, so Toro nahe Shizuoka, Karako in der Nara-Ebene und vor allem Yoshinogari in der Präf. Saga auf Kyūshū. Yoshinagari war die gesamte Yayoi-Periode hindurch besiedelt, besonders in der Spätphase (1.–3. Jh. n. Chr.) als zentraler Ort eines größeren Herrschaftsbereiches ausgebaut worden zu einer befestigten Stadt mit zweifachem Graben und Palisadenwall, Wachttürmen, Toranlagen, zahlreichen Grubenwohnungen, Pfahlspeichern und einem dreistöckigen Kult(?)bau. Alle Yayoi-Siedlungen umfassten auch ausgedehnte Bestattungsräume bzw. Friedhöfe (Steinkistengräber; Graburnen in Kyūshū; Tumuli in der Spätphase).

Die Menschenfunde aus der Yayoi-Periode zeigen zwei verschiedene Typen: eine Menschenform, die deutlich aus der Jōmon-Periode hervorgegangen ist, mit kräftigem Knochenbau, gedrungenem Körper und breitem Gesicht, und eine vor allem in Nord-Kyūshū und in Yamaguchi am Westende von Honshū auftretende Form mit größerem Wuchs und langem Schädel bzw. schmalem Gesicht. Die moderne Anthropologie kann aufgrund von Blutgruppen-, Rhesusfaktor- und Gen-Forschung den zweiten Typ mit dem Kontinent, vor allem Süd-China, verknüpfen. Die Frage bleibt jedoch, ob es sich bei diesen Vorgängen um eine Substitution, d. h. einen grundlegenden, vollständigen Wechsel in der Bevölkerung, um eine Metisation, d. h. ein Verschmelzen zweier Bevölkerungsteile, oder um eine aufgrund des Wechsels in der Ernährung eingetretene Transformation handelt.

Alle Forscher sind sich jedoch einig darin, dass der Wechsel von Jōmon zu Yayoi eine Verschiebung des Bevölkerungs- und damit auch Kulturschwerpunktes von Ostbzw. Nordost-Japan nach Westbzw. Südwest-Japan mit sich gebracht hat, und dass wir ab Yayoi auch mit einiger Sicherheit von »japanischer Kultur« zu sprechen berechtigt sind, auch wenn der Prozess der Ethnogenese noch lange nicht abgeschlossen ist. Die chinesischen Quellen, die über das Japan in den ersten Jahrhunderten nach der Zeitwende berichten, überliefern in Orts- und Personennamen jedenfalls genügend Material, um die Sprachwissenschaftler sicher sagen zu lassen, die Sprache der Yayoi-Periode sei dem Altjapanischen des 8. Jahrhunderts eng verwandt.

Diese chinesischen Berichte erhellen jedoch vor allem auch frühe historische Abläufe in der zweiten Hälfte der Yayoi-Periode. Es handelt sich um die, offiziellen Chroniken der einzelnen Dynastien regelmäßig angehängten, Darstellungen zu den Randvölkern Chinas, hier die Kapitel über die »Barbaren des Ostens« (Tung-i), die zunächst nur kurze Anmerkungen, später jedoch eigene Abschnitte zu dem Volk der Wa (chin. Wo-jen) enthalten. Das Schriftzeichen für diese Volksbezeichnung enthält ursprünglich das sinnanzeigende Radikal »Tier«, erst später »Mensch«, und scheint einem Diminutiv zu entsprechen, der Name Wa selbst ist jedoch japanischen Ursprungs. Die Bezeichnung wird auch in die später aufkommende Benennung Yamato »Groß-Wa« für den altjapanischen Staat bzw. Japan allgemein übernommen.

Als erste berichtet die Chronik der Han-Dynastie aus dem 1. Jahrhundert n. Chr., die hundert Länder der Wa im Ostmeer würden regelmäßig Tributgesandte in die Präfekturhauptstadt Lolang im Norden der koreanischen Halbinsel senden. Mit solchen Gesandtschaften wird die Vorherrschaft der Hegemonialmacht Chinas, besonders des chinesischen Herrschers als »Sohn des Himmels«, anerkannt. China ist daher an solchen Verbindungen interessiert und fördert sie (vgl. S. 155 f.).

Kaiser Wu-ti hat entsprechend im Jahre 57 dem König des Landes Na des Wa-Volkes ein goldenes Siegel verliehen, das die Einordnung in den chinesischen Herrschafts- und Kulturkreis (Schrift!) zum Ausdruck bringt. Der Fund eines solchen Siegels mit Griff in Form einer eingerollten Schlange auf der Halbinsel Shikanojima an der Hakata-Bucht, Nord-Kyūshū, im Jahre 1784 schien den Bericht des Han-shou eindrucksvoll zu bestätigen, wenn sich auch in jüngster Zeit Zweifel regen und eine Edo-zeitliche Fälschung für möglich halten. König Suishō aus einem der Wa-Länder soll 107 n. Chr. 160 Sklaven nach Lolang geschickt haben, danach brechen die Berichte ab.

Zwischen 146 und 188 haben Unruhen und kriegerische Auseinandersetzungen die Länder der Wa heimgesucht. Erst die Chronik der Nördlichen Wei-Dynastie, das Weichih (kompiliert von Chen Shou) mit ihrem Abschnitt über das Wa-Volk bringt wieder eingehende Berichte, die ausführlichsten und umstrittensten. Danach hätte eine Königin Himiko aus dem Lande Yamatai, die mit Magie das Volk beherrschte, im Jahre 188 alle Wa-Länder zusammengeführt und 239 eine Gesandtschaft an den Wei-Hof geschickt. Dieser wurden ein goldenes Siegel zur Anerkennung der Herrschaft der Königin verliehen und einhundert Bronzespiegel als Geschenk überreicht. Chinesische Gesandtschaften erwiderten die Anerkennungsdiplomatie und beschreiben detailliert ihren Weg von Korea über die Inseln Tsushima und Iki in die Länder Ito und Nu im Bereich des heutigen Fukuoka, wo sie anscheinend empfangen und abgefertigt wurden. Wo das eigentliche Land Yamatai gelegen hat, ist bis heute Gegenstand von Spekulationen. Der Norden Kyūshū s wird sehr oft genannt, auch die Ausgrabung von Yoshinogari hat diesen Vermutungen Nahrung gegeben. Wenn jedoch der Yamato-Raum (Nara-Ebene, Kansai-Region) die Residenz der Königin Himiko gewesen sein sollte, würde das den Beginn des altjapanischen Yamato-Staates mit Yamatai verknüpfen und seine Tradition um mehrere Jahrhunderte in die Vergangenheit zurückverlängern. In jüngster Zeit wird der Grabhügel des Hashibaka-Kofun südlich von Nara als Bestattungsstätte der Königin vermutet. 2009 haben Ausgrabungen bei Makimuku bei Sakurai (Präf. Nara) in unmittelbarer Nähe des genannten Grabhügels eine Anlage von vier großen (Palast?-)Gebäuden in einer Ost-West-Achse freigelegt, die Spekulationen nähren, vielleicht den Sitz der Königin von Wa gefunden zu haben. Zur Kultur der Wa erzählt das Wei-chih, dass die Männer ihre Körper tätowierten, um beim Tauchen im Meer angreifende Fische abzuschrecken. Sie kennten keine Pferde und Rinder, würden Reisbau betreiben und aus dem geernteten Reis ein alkoholisches Getränk bereiten, dem sie sehr zugetan seien. Als Kleidung trügen sie poncho-artige Überwürfe und würden ein Tuch um den Kopf wickeln. Ihre Gesellschaft sei klar gegliedert, es gebe Minister und Grenzwächter, und Niedrige würden am Wegrand niederknien, um Höherrangige zu grüßen. Kein Mann habe Zutritt zu ihrer Königin, einzig ihr Bruder überbringe ihre Befehle. Diese Angaben vermitteln ein Bild, das mit den Ausgrabungsbefunden übereinstimmt und diese wertvoll ergänzt. Allem Anschein nach handelt es sich bei der Kultur des Wa-Volkes, d. h. der Yayoi-Periode, bereits um eine gemischte mit verschiedenen Wurzeln im Süden (Tätowierung, Tauchfischerei, Reisbau) und Norden (Knochen-Divination).

Nach dem Tode der Königin Himiko zerfiel der Staatenbund der Wa, sie selbst wurde in einem Grabhügel bestattet. Erst Jahre danach, 266, gelang es der 13jährigen Königin Iyo erneut die Vorherrschaft zu erlangen, eine Gesandtschaft zum Kaiser der Westlichen Chin zu entsenden und um Investitur anzusuchen.

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