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10. Neue Möglichkeiten
ОглавлениеIn der Feldarchäologie ist in den letzten Jahrzehnten sehr viel erreicht worden. Die Fixierung auf den einzelnen Tell wich Regionalprojekten. Die Zeiten sind vorbei, in denen geplant wurde, Megiddo (Tell el-Mutesellim 167.221) Schicht für Schicht komplett abzutragen, womit das Oriental Institute aus Chicago 1925 einen Anfang machte. Denn, wie gut auch dokumentiert wird, ausgraben bleibt eine Tätigkeit, bei der eine Schicht abgetragen, und das heißt: vernichtet wird. Allmählich wuchs die Einsicht, dass es weise sein kann, Material für spätere Forschungen unberührt zu lassen. Wie nötig das sein kann, zeigen große Grabungen wie Megiddo und Hazor (Tell el-Qedah 203.269) wo in den letzten Jahren neue Ausgrabungen begonnen wurden, teils um strittige Ergebnisse früherer Expeditionen korrigieren zu können.
Wenn nicht nur ein Tell, sondern eine Region Objekt eines Projektes ist, entsteht die Möglichkeit, auch die ökologischen, wirtschaftlichen, machtpolitischen und sozialen Aspekte eines Gebietes zu studieren. Wenn die Wasserversorgung und die Bodenverhältnisse, die Möglichkeit für Agrarwirtschaft und Viehzucht, die Produktionsmöglichkeiten und Handelsbeziehungen, die strategische Lage und die Machtposition den umgebenden Dörfern und Städten gegenüber, die Sozialschichtung der Bevölkerung in einem breiteren Rahmen untersucht werden, können Aussagen über die Gesamtsituation in einem bestimmten Kulturraum während einer bestimmten Periode gemacht werden. Das erfordert Spezialisierung, die in der Archäologie längst zum Alltag gehört, aber auch den Blick für übergreifende Fragestellungen.
Die Publikation einer Ausgrabung war lange Zeit die Achillesferse der Unternehmung. Grabungskampagnen brachten so viel Material ans Tageslicht, dass man über vorläufige Berichte – und öfters nicht mal das – nicht hinauskam. Die Dokumentation einer Grabung, die im Idealfall das exakte Vorgehen vom Anfangszustand bis zur erarbeiteten Situation in der Kampagne schriftlich, zeichnerisch und fotografisch festlegt, hat durch die Möglichkeit digitaler Datenerfassung einen gigantischen Sprung vorwärts gemacht. Online-Datenbanken sind auf dem Vormarsch. Zum Beispiel erfasst die Databank ADEMNES42 in Tübingen zur Zeit archäobotanische Daten von 533 Orten im Vorderen Orient.
Die Frage nach der Datierung von Funden und Wohn- oder Brandlagen in einer Ausgrabung bildete oft die Verbindung zu den Fragen der literarischen bzw. biblischen Überlieferung. Dabei war die Umsetzung einer relativen in eine absolute, unseren Jahreszahlen entsprechende Datierung das Hauptproblem. Denn hiermit war oft eine historische Deutung verbunden, wozu sich die Archäologen nicht-archäologischer Argumente bedienten.
Eine Hilfe für eine absolute Datierung bieten heutzutage naturwissenschaftliche Methoden. Unter den bekanntesten ist die 14C-Radiokohlenstoffmethode. Sie ist jetzt auch für die historischen Perioden und nicht nur für die Prähistorie wichtig, weil nach Ausschaltung bestimmter Fehlerquellen präzisere Aussagen gemacht werden können und weniger Material benötigt wird. Für die Datierung von Tongefäßen hat sich die Thermolumineszenzdatierung bewährt. Dabei wird die gespeicherte Strahlungsenergie gemessen, die freigesetzt wird bei der Erhitzung des Festkörpers auf 300 bis 400° C. Diese Strahlungsmenge, durch den Brand des Gegenstandes auf null reduziert, nimmt danach wieder zu, und zwar proportional zur Zeit. Wird beim Auffinden des Tongefäßes durch erneutes Erhitzen diese Strahlungsmenge gemessen, so kann die Zeit errechnet werden zwischen dem erstmaligen Brand – in den meisten Fällen mit dem Herstellungsdatum identisch – und der Erhitzung nach dem Auffinden der Probe. Aber auch hier ist mit Fehlerquellen zu rechnen. Die dendrochronologische Altersbestimmung setzt voraus, dass der Holzzuwachs bei Bäumen diachron ungleich, synchron aber gleich ist, während die unterschiedlichen Jahrringbreiten über größere Gebiete miteinander vergleichbar sind. Weil Standardchronologien für diese Region nicht komplett vorhanden sind, ist die Methode nur partiell einsetzbar. Trotzdem hat der Einsatz naturwissenschaftlicher Techniken zu großen Fortschritten in der Grabungspraxis geführt.