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Fragt man zuerst einmal, wie die Bibel selbst über Geschichte redet, stellt man verwundert fest, dass die Bibel gar keinen Begriff für Geschichte kennt, denn Abstraktbildungen sind im biblischen Hebräisch eher selten. Neben anderen Bezeichnungen ist am ehesten von den debārîm die Rede, was als »Worte, Angelegenheiten, Gegebenheiten« übersetzt werden kann. In den Königsbüchern ist häufig von den dibrê hajjāmîm die Rede (1Kön 14,19.29; 15,7.23.31 u. ö.), was als »Chronik« oder »Buch der Geschichte« übersetzt wird. Neben den debārîm, in denen Geschichten und Geschichte zusammenkommen, zeigt das Wort sefӕr die gleiche Nähe. Es kann im biblischen Hebräisch »Buchrolle, Schriftstück, Inschrift«, aber auch »Erzählung« meinen. In den Königsbüchern ist häufiger von einem »Buch (sefӕr) der Könige Israels/Judas« die Rede, in dem sich Informationen zu den Regierungen der einzelnen Könige finden lassen sollen (1Kön 11,41; 2Kön 14,15; 24,5 u. ö.). Abgehoben von »Erzählung« kommt der Begriff »Geschichte« im Sinne eines Zugriffs auf die Vergangenheit auch in Bibelübersetzungen eher selten vor. In Dtn 32,7, wo z. B. die Einheitsübersetzung den Begriff »Geschichte« benutzt (»Denk an die Tage der Vergangenheit, lerne aus den Jahren der Geschichte! Frag deinen Vater, er wird es dir erzählen, frag die Alten, sie werden es dir sagen.«), übersetzen andere den im Hebräischen verwendeten Ausdruck dôr wedôr wörtlicher mit »von Generation zu Generation« (Elberfelder) oder »die Jahre der vergangenen Generationen« (Zürcher). Aber es ist klar, dass es um das aus der Vergangenheit her in die Gegenwart hinein Überlieferte geht.

Wenn es im alten Israel einen Ort für die Geschichte und die Entstehung eines Geschichtsbewusstseins gegeben hat, dann wahrscheinlich am ehesten am Königshof, wo Archive und Listen geführt wurden. Betraut waren damit die Beamten und Schreiber, die sich um die diplomatische Dokumentation in den Archiven kümmerten. Ein Beispiel bietet die Estererzählung, in der die Weisen, die den König beraten, als diejenigen gekennzeichnet werden, die sich »in der Geschichte auskennen« (Est 1,13, Einheitsübersetzung). Wörtlich sind das vom hebräischen Text her diejenigen, die sich auf »die Zeiten« verstehen (jod’ê hā’itîm). Bezogen auf eine höfische Geschichtsschreibung benutzen die meisten Übersetzungen daher in 1Chr 29,29 den Begriff »Geschichte«. So etwa die Zürcher Übersetzung: »Und die Taten Davids, des Königs, die früheren und die späteren, sieh, sie stehen geschrieben in der Geschichte Samuels, des Sehers, und in der Geschichte Natans, des Propheten, und in der Geschichte Gads, des Sehers.« Doch im Hebräischen steht auch dort der Plural debārîm – »Worte, Taten«.

Die Welt der Hebräischen Bibel

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