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3. Textproduktion

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Wer waren die Schreiber der biblischen Texte? Auch wenn einige Namen überliefert sind – etwa der des Schreibers des Propheten Jeremia: Baruch, Sohn des Nerija (Jer 36,4) – kommt man über Vermutungen kaum hinaus. Auch über Anlass und Bedingung der Produktion von biblischen Texten und deren Vorstufen ist man auf Annahmen und Analogieschlüsse angewiesen. Oben war bereits davon die Rede, dass es schon im 14. Jh. im vorisraelitischen Jerusalem einen der Keilschrift mächtigen Schreiber am Königshof gegeben hat. Damit werden auch Grundkenntnisse der mythischen Überlieferungen der damaligen Zeit vorhanden gewesen sein. Schreiber waren an einem Königshof zudem für Verwaltungsaufgaben, das Zusammenstellen von Annalen und nicht zuletzt die Ausbildung von Prinzen und Beamten zuständig.

Auch nach der Eroberung Jerusalems wird es dort weiterhin einen Fundus an religiösen und historischen Überlieferungen gegeben haben, nun mit judäisch-israelitischer Perspektive. Diese wurden nach und nach verschriftet und bildeten einen Grundstock der späteren biblischen Texte. Solche Überlieferungen können z. B. Gründungslegenden von Heiligtümern, Erinnerungen an Kriegszüge und Kämpfe und Sagen über die Richter und Könige gewesen sein. Neben Verwaltungstexten und diplomatischer Korrespondenz gehören zu den ersten Schriften auch die Annalen der Könige – vgl. die bereits genannte »Chronik der Könige Israels« (1Kön 14,19) – Rechtstexte und Lieder oder Rituale, die im Kultus verwendet wurden. Daraus haben sich dann umfangreichere Erzählkreise und Sammlungen von Psalmen und Gesetzen entwickelt, die gepflegt und erweitert wurden. Wahrscheinlich wurden diese Schriften im Umkreis des Tempels und des Königshofes tradiert; hinzu kamen Sammlungen von weisheitlichen Lebensregeln, die für die Erziehung benötigt wurden; der Grundbestand des Buchs der Sprüche kann hier eingeordnet werden.

Eine Besonderheit Israels war dann ab dem 8. Jh. auch die Zusammenstellung prophetischer Aussprüche unter dem Namen eines konkreten Propheten. Offenbar wollten seine Anhänger die prophetische Botschaft bewahren – so ist Jes 8,16 wohl zu verstehen. Da diese Texte meist herrschafts- und kultkritisch waren, ist von nun an mit oppositionellen Tradentenkreisen schriftlicher Überlieferungen neben Palast und Tempel zu rechnen. An den prophetischen Schriften ist zu erkennen, wie man sich das weitere Wachstum der Literatur vorzustellen hat: So weissagte Hosea ursprünglich nur gegen das Nordreich. Nach dessen Eroberung kamen seine Sprüche in den Süden nach Jerusalem. Dort wurden sie zum einen in andere Überlieferungen aufgenommen, z. B. in die des Propheten Jeremia (vgl. Hos 4,12f. mit Jer 2,20). Zum andern wurden die Hosea-Texte selbst erweitert und aktualisiert, damit man sie nun auch auf Juda beziehen konnte, vgl. etwa Hos 5,5, wo der Text »mit ihnen strauchelt auch Juda« deutlich nachklappt. Zudem stellte man Hosea- und Amosbuch zusammen und überlieferte sie nun gemeinsam; die Überlieferungen sind also nach und nach gewachsen, immer in Abhängigkeit von und als Reaktion auf bestimmte historische oder religiöse Entwicklungen, etwa den Untergang des Nordreichs und die Zerstörung des Tempels in Jerusalem.

Erkennbar ist, dass die Autoren und Redaktoren einen hohen Bildungsstand hatten, oft werden sie im Umkreis von Königtum und Tempel ausgebildet und beschäftigt worden sein, so etwa die Propheten Ezechiel, Haggai und Sacharja. Hinzu kommt, dass es damals noch keinen Buchmarkt gab; das Schreiben war also keine produktive Tätigkeit im engeren Sinne, sondern kostete im Gegenteil Ressourcen wie Zeit und Schreibmaterial. Damit ist deutlich, dass die biblischen Texte im Wesentlichen eine Oberschichtperspektive bieten, auch wenn einige als gelehrte Opposition Partei für Arme ergreifen. Die wohl oft mündlich erfolgte Überlieferung weniger gebildeter Schichten ist uns meist nicht mehr zugänglich, sieht man von den oben genannten, kurzen Alltagstexten wie den Ostraka ab. Auch Abbildungen, z. B. auf Stempelsiegeln, die man zum Bestätigen von Käufen brauchte, können neben den biblischen Texten partielle Einblicke in damalige Vorstellungswelten geben.

In der alttestamentlichen Forschung ist höchst umstritten, wie die genannten Wachstumsprozesse im Einzelnen zeitlich einzuordnen sind. Ein gewisser Konsens besteht darin, dass die heutige Textgestalt der biblischen Bücher im Wesentlichen in persischer oder gar hellenistischer Zeit entstanden ist, aber erneut ist der Umfang später redaktioneller Elemente strittig. Auch in diesen Epochen ist zudem nicht klar, wie die Trägerkreise soziologisch zuzuordnen sind. Immerhin gibt es durch die Existenz der griechischen Übersetzungen und die Funde von Qumran klarere Perspektiven, wann bestimmte Textformen eindeutig vorhanden gewesen sind.

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