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3. Die Hebräische Bibel als Ausschnitt der Literatur des antiken Israel und Juda

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Im Falle der Hebräischen Bibel, die aufgrund ihres besonderen wirkungsgeschichtlichen Status als Heilige Schrift des Judentums, und gemeinsam mit dem Neuen Testament auch des Christentums, beinahe die gesamte uns bekannte Literatur des antiken Israel enthält, stellt sich die Frage, wie sich dieses Literaturkorpus zum Textgut verhält, das es sonst noch im antiken Israel gegeben haben mag. Die Frage, ob es Nichtvorhandenes nie gegeben hat oder ob es verloren gegangen ist, lässt sich naturgemäß nicht einfach beantworten. Im Bereich des antiken Israel sind aber doch immerhin einige Funde erhalten geblieben,7 von denen aufgrund des Umstands, dass sich die üblichen Schriftträger – Leder und Papyrus – nicht sehr lange halten, mit Recht vermutet werden kann, dass sie nicht die komplette Restmenge der über die biblischen Schriften hinaus hergestellten Literatur des antiken Israel darstellen.

So kennt und nennt die Hebräische Bibel selbst einige Quellen, die jedenfalls nicht in ihrer Gesamtheit fiktiv sind: So werden etwa das »Buch der Kriege Jhwhs« (Num 21,14), das »Buch des Aufrechten« (Jos 10,13; 2Sam 1,18), das »Buch des Liedes« (1Kön 8,53a [LXX]),8 das »Buch der Geschichte Salomos« (1Kön 11,41), das »Buch der Geschichte der Könige von Israel« (1Kön 14,19) oder das »Buch der Geschichte der Könige von Juda« (1Kön 14,29) genannt.

Zusätzlich zu rechnen ist mit weiteren vorexilischen Überlieferungen, die v. a. nach der Katastrophe Jerusalems im Jahr 587 v. Chr. ausselektioniert worden sind. Besonders zu nennen sind hier heilsprophetische Überlieferungen, von denen nicht auszuschließen ist, dass sie ebenfalls schriftlich vorgelegen haben, wenn man nicht der strikten These zuneigen will, dass Schriftprophetie und Gerichtsprophetie koinzidieren. Die neuassyrischen Befunde zeigen jedenfalls, dass auch reine Heilsprophetie schriftlich aufgezeichnet werden konnte, auch wenn sich daraus keine Vorgänge der langzeitigen schriftgelehrten Tradentenprophetie wie in Israel ergaben.

Die Literaturgeschichte der Hebräischen Bibel betrifft also einen zwar wichtigen, aber eben doch nur einen Ausschnitt der althebräischen Literaturgeschichte, die nur partiell erhalten geblieben ist. Die Ratio der Selektion ist nur wirkungsgeschichtlich erläuterbar: Die Literaturgeschichte der Hebräischen Bibel behandelt diejenigen Texte, die sich als Gebrauchstexte in der Jerusalemer Tempelschule und nachher sowie deswegen als Heilige Schrift durchgesetzt haben.

Der kanonisch-wirkungsgeschichtlich verengte Blick auf die Literatur des antiken Judentums weitet sich durch die anders gelagerte Überlieferungssituation von der hellenistischen Zeit an. Die vom 3. Jh. v. Chr. an entstandene weitere Literatur, die keine Aufnahme in den hebräischen Bibelkanon gefunden hat, ist durch die Tradierung vor allem im Bereich einiger Ostkirchen erhalten geblieben. Darunter finden sich sehr umfangreiche Literaturwerke wie die Henochüberlieferung, das Jubiläenbuch und weitere Schriften, die von der enormen Breite des literarischen Wirkens und der theologischen Positionen im antiken Judentum zeugen.

Die Welt der Hebräischen Bibel

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