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näher, vielfältiger, profilierter
ОглавлениеIm Herbst 2011 wurde den beiden Zürcher Auftraggeberinnen, der reformierten Landeskirche des Kantons und dem reformierten Gemeindeverband der Stadt, urbi et orbi also, die bestellte Sinusstudie vorgestellt. Das Sinus-Institut hatte sie unter Leitung von Silke Borgstedt in Zürich erarbeitet. An der vorgängigen Pressekonferenz ergriff ich die Gelegenheit, einen positiven claim zu formulieren, der von einer großen Tageszeitung auch in die headline gestellt wurde. näher statt kleiner, vielfältiger statt älter, profilierter statt ärmer. Keine Kampfansage an die Realität, die ist, wie sie ist, war gemeint, sondern eine Kampfansage an die Mutlosigkeit und Verzagtheit derer, die sich nur von derjenigen Realität beeindrucken lassen, die sie bisher sehen.
Die einzige statistikähnliche Aussage der Sinusstudie bestätigte nämlich die statistikbasierte Aussage der Umfeldanalyse: Wie die deutschen Katholiken sind auch die Zürcher Reformierten nur bei zweieinhalb von zehn angenommenen Lebenswelten in der Fläche präsent, während sie bei siebeneinhalb von zehn nur Stützpunkte haben, und zwar desto kleinere, je jünger die Lebenswelten werden. – Anders gesagt: Bleibt kirchliches Agieren, wie es ist, so wird Kirche tatsächlich unaufhaltsam kleiner, ärmer und älter, denn die beiden konservativ-traditionellen Lebenswelten, die sie erreicht, sind in der Regel über fünfzig, wenn nicht bereits über sechzig Jahre alt und vertreten ein vormodernes Kirchenbild des 19. Jahrhunderts. Wendet sich kirchliches Agieren aber auch den wenig erreichten und weitgehend unerreichten Lebenswelten zu, was nur geht, wenn sie näher, vielfältiger und profilierter denkt und handelt, so wird ein turnaround denkbar. Dieses Wort wird zwar vor allem in der Wirtschaft verwendet, gewiss, es hat aber eine biblische Urgroßmutter: metánoia, was fromm die Umkehr und beschreibend eine Kehrtwende ist.