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5.3.3 Folgen von Multimorbidität

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Patienten mit Multimorbidität haben durchschnittlich eine schlechtere Lebensqualität, höhere psychische Belastungen, häufiger funktionelle Beeinträchtigungen, längere Krankenhausaufenthalte, häufiger postoperative Komplikationen, eine höhere Inanspruchnahme gesundheitlicher Leistungen und eine höhere Sterblichkeit als nicht mehrfacherkrankte Patienten (Nunes et al. 2016, Palladino et al. 2016, Ryan et al. 2015). Multimorbide Patienten erleben die gesundheitliche Versorgung unkoordinierter und beurteilen diese i. d. R. qualitativ schlechter als nicht mehrfacherkrankte Patienten (Burgers et al. 2010). Die Kosten für die gesundheitliche Versorgung steigen exponentiell mit der Anzahl der Erkrankungen, insbesondere aufgrund der steigenden Zahl von Arztkontakten und Krankenhausaufenthalten (Heider et al. 2014; Hessel et al. 2000; Laux et al. 2008; Wammes et al. 2018).

Weitere Folgen erwachsen aus der medikamentösen Behandlung von multimorbiden Patienten: Multimorbidität zählt zu den stärksten Prädiktoren für Multimedikation bzw. Polypharmazie, sowohl was die Zahl der ärztlichen Verschreibungen als auch was die Zahl der zusätzlich angewendeten frei verkäuflichen Präparate anbelangt (Nobili et al. 2011; Sum et al. 2018). Schätzungen gehen davon aus, dass 6–12 % aller stationären Aufnahmen auf unerwünschte Arzneimittelereignisse zurückzuführen sind und dass ungeplante Hospitalisierungen häufig mit einer hohen Komplexität der Medikation assoziiert sind (Parameswaran Nair et al. 2016; Schmiedl et al. 2018; Schneeweiss et al. 2002; Wimmer et al. 2016). Da alte Menschen eine reduzierte Verträglichkeit für Medikamente aufweisen ( Kap. 11), sind sie besonders häufig betroffen – laut einer jüngst veröffentlichten Metaanalyse von Studien war jede zehnte Krankenhauseinweisung bei alten Patienten medikamenteninduziert, insbesondere infolge der Anwendung nicht-steroidaler Antirheumatika (Oscanoa et al. 2017). Mindestens jedes fünfte Ereignis (in einigen Untersuchungen sogar annähernd Dreiviertel) werden als potenziell vermeidbar angesehen (Pirmohamed et al. 2004; Schmiedl et al. 2018; Schneeweiss et al. 2002). Von diesen potenziell vermeidbaren Hospitalisierungen werden etwa zwei Drittel auf unangemessene Verordnungen zurückgeführt (z. B. unangemessene Dosierungen, Arzneimittelinteraktionen, Nichtbeachtung von Gegenanzeigen) und etwa jede Fünfte auf mangelnde Therapietreue (Adhärenz) der Patienten (Col et al. 1990; Gurwitz et al. 2003; Pellegrin et al. 2017). Es wurde gezeigt, dass eine hohe Anzahl und die Komplexität von Verordnungen sowie weitere Faktoren, wie bspw. eine ablehnende Einstellung gegenüber Krankheit und Medikamenten, negativ mit der Therapietreue assoziiert sind. Davon ist nicht nur die Medikamenteneinnahme betroffen, sondern bspw. auch die Bereitschaft zu Lebensstiländerungen und zur Einhaltung vereinbarter Konsultationstermine (Gorenoi et al. 2007; Horne et al. 2005; Schaeffer et al. 2007).

Diese Zusammenhänge sind im Übrigen auch für die in unserem Fallbeispiel charakterisierte Patientengruppe (Frau M) belegt: Herzinsuffizienzpatienten sind meistens älter und multimorbid (etwa neun von zehn weisen mindestens eine weitere nichtkardiale Erkrankung auf) ( Kap. 34) (Ahluwalia et al. 2011, 2012; Braunstein et al. 2003; Carmona et al. 2011; van Oostrom et al. 2011). Sie nehmen im Schnitt sechs Medikamente dauerhaft ein (Wong et al. 2011). In einer Schweizer Studie wiesen etwa zwei Drittel der Herzinsuffizienzpatienten bei stationärer Aufnahme klinisch relevante Wechselwirkungen zwischen Medikamenten auf (im Median 1,5 pro Patient), bei Entlassung sogar neun von zehn (im Median 3 pro Patient) (Straubhaar et al. 2006).

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