Читать книгу Praxishandbuch Altersmedizin - Группа авторов - Страница 84
5.4.3.1 Entwicklungsverläufe in Quer- und Längsschnittstudien
ОглавлениеBis in die 1960er Jahre hing man einer Auffassung von Entwicklung an, in welcher man Entwicklung mit einem stetigen Rückgang kognitiver Fähigkeiten ab dem frühen Erwachsenenalter gleichsetzte und auf unveränderbare, universelle Abbauprozesse zurückführte. Ein solches Defizitmodell vom Altern basiert vor allem auf sogenannten Querschnittsvergleichen von unterschiedlichen Altersgruppen zu einem (Mess-)Zeitpunkt. Da später geborene Personenkohorten im Durchschnitt bessere Lebensbedingungen im Sinne von Ernährung und Bildungsgelegenheiten erfahren haben (bspw. Rönnlund und Nilsson 2009), führt dieses Studiendesign zwangsläufig zu pessimistischen Rückschlüssen auf Entwicklungsverläufe. Ein i.A. positiveres Alternsbild mit einer Vielfalt intraindividueller Entwicklungsverläufe wird in Längsschnittstudien gezeichnet: In diesen wird ein und dieselbe Personenkohorte mehrfach untersucht. Es zeigt sich, dass manche intellektuelle Funktionen bis ins hohe Alter auf hohem Niveau erhalten bleiben (z. B. semantisches Gedächtnis, kristallisierte Intelligenz), während es zu einer früheren Leistungsabnahme von anderen intellektuellen Funktionen (episodisches Gedächtnis, fluide Intelligenz) kommt. Dabei sind Alterseinbußen durchwegs später beobachtbar als dies Befunde aus Querschnittsstudien nahelegen (Rönnlund et al. 2005; Salthouse 2014).