Читать книгу Praxishandbuch Altersmedizin - Группа авторов - Страница 85

5.4.3.2 Testing-the-limits-Ansatz

Оглавление

Es wurden verschiedene methodische Ansätze entwickelt, wie Entwicklungsplastizität quantifiziert werden kann. Hier soll der sogenannte Testing-the-limits- Ansatz skizziert werden (Green et al. 2014 für methodologische Details). Dieser ist eine diagnostische Methode, um die Plastizität einer kognitiven Funktion zu bestimmen und nicht ein aktuelles Leistungsvermögen: Personen unterschiedlichen Alters erhalten über einen längeren Zeitraum ein Trainingsprogramm; sie werden bspw. in einer Gedächtnisstrategie instruiert und erhalten anschließend Lernaufgaben, die jeweils an die individuellen Fähigkeiten der Studienteilnehmer angepasst sind. Die gedächtnisbezogenen Leistungsunterschiede werden in einem Vor- und Nach(trainings)test bzw. in einem Vergleich zwischen Trainierten und Untrainierten erfasst. Aus der gewonnenen intra- bzw. interindividuellen Leistungsvariation können Hinweise auf die kognitiven Ausgangsleistungen und die zugrundeliegenden Leistungspotenziale gezogen werden, wie die gegenwärtige Maximalleistung (Grundreservekapazität) und die Maximalleistung unter anhaltenden leistungsfördernden Trainingsbedingungen (Entwicklungsreservekapazität). Zentral ist hier auch die Fragestellung, inwieweit mögliche Trainingseffekte nicht nur auf die trainierten Fertigkeiten erzielt werden können, sondern auch auf mehr oder weniger relatierte Fertigkeiten oder die allgemeine Verarbeitungskapazität übertragen werden können (Transfer). Zusammengenommen lässt sich festhalten, dass der Testing-the-limits-Ansatz für eine plastizitätsorientierte Konzeption von Entwicklung von zentraler Bedeutung ist.

Die Idee der Plastizität kognitiver Leistungsfähigkeit im höheren Alter ist dabei mit unterschiedlichen Modellen kognitiven Alterns verknüpft: (1) einerseits wird angenommen, dass Ältere über ungenutzte kognitive Reserven verfügen und diese möglichen Alternseinbußen kompensatorisch gegenüber gestellt werden können. Diese kognitive Reservehypothese zeigt sich auch auf Gehirnebene, da im Alter neue synaptische Verschaltungen gebildet werden können, die eine Leistung befördern (Synaptogenese) bzw. Neuronen neu in den Dienst einer Leistung gestellt werden können (Neurogenese); (2) andererseits wird angenommen, dass die einmal erreichte kognitive Leistungsfähigkeit eines Menschen auf Verhaltensebene (Almond 2014) und Gehirnebene (Nyberg et al. 2012) durch fortgesetzte intensive Nutzung altersübergreifend aufrecht erhalten werden kann – eine Idee, die der Laie von der Redewendung »use-it-or-lose-it« kennt.

Praxishandbuch Altersmedizin

Подняться наверх