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7.6.2 Mensch in Beziehungen
ОглавлениеDer Mensch ist Mitmensch. Der relationale Aspekt bedeutet: Wenn die Erkrankung den Patienten auch aus Umgebung und Lebensrhythmus reißt, bleibt er doch in seinen sozialen Bezügen. In der fremden Umgebung der Intensivstation vermitteln Angehörige und Symbole der vertrauten Umgebung oder der kulturellen Heimat Orientierung und Sicherheit [Hannich 1987], wobei auch Kinder einbezogen werden können [Gnass 2009].
Intensivstationen sollten jederzeit für die Angehörigen offen sein. Einschränkungen sind im Einzelfall abzuwägen, nicht aber durch feste Besuchszeiten zu begründen.
Im Umgang miteinander realisiert sich Bezogensein menschlichen Lebens und in der Kommunikation die Gewissheit der gegenseitigen Zuwendung [Buber 1984; Werbick 2005]. Auch coronabedingte Einschränkungen dürfen das nicht außer Acht lassen.
Relationalität meint neben dem zwischenmenschlichen Kontakt auch die gesellschaftliche Einbindung. Hier haben Ressourcen- und Allokationsfragen ihren angemessenen Platz, denn Überlegungen zur Verteilungsgerechtigkeit dürfen nicht ausgeblendet werden. Der Verzicht auf eine nicht mehr wirksame oder gewollte Therapie kann Mittel und Betten für andere freimachen. Das ist kein unmenschlicher, sondern ein mitmenschlicher Gedanke, der bei Therapieentscheidungen mit erwogen werden muss.