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7.5 Der Mensch in seiner Mehrdimensionalität
ОглавлениеDer Erfolg des naturwissenschaftlichen Welt- und Menschenbildes für die Erkenntnisse und Handlungskompetenz des Menschen basiert darauf, dass aus der Fülle der Phänomene die handhabbaren herausgegriffen und andere ausgeblendet werden. Die Faszination des so gewonnenen Wissens darf aber nicht dazu verleiten, die methodisch ausgeblendeten Aspekte ganz zu negieren.
Die Abstraktion komplexer Zusammenhänge erleichtert die Betrachtung von Teilaspekten. Das gilt für jede Disziplin. Der empfundene Mangel reduktionistischer Menschenbilder in der Medizin lenkt den Blick darauf, sich der früher verwirrenden Komplexität des Menschen wieder zuzuwenden. Das führt zu einem mehrdimensionalen Menschenbild (s. Tab. 4). Es trägt den verschiedenen Aspekten menschlichen Lebens Rechnung und wirkt mit seinen Konsequenzen für den Umgang mit dem Patienten, den Angehörigen und im Team untereinander dem beklagten Mangel an Humanität in der Intensivmedizin entgegen. Die Dimensionen gehören jederzeit zusammen, wenn auch nach Situation mal die eine und mal die andere hervor tritt. Sie sind wie die Seiten eines Würfels immer da, auch wenn sie nicht alle gleichzeitig erkennbar sind.
Tab. 4 Mehrdimensionales Menschenbild
1 | Der Mensch ist ein autonomes, ganzheitliches Individuum. |
2 | Der Mensch steht in Beziehungen zu Mitmenschen und Mitwelt. |
3 | Der Mensch steht in einem transzendentalen Zusammenhang. |
4 | Der Mensch ist ein geschichtliches Wesen mit einer einmaligen Biografie. |
5 | Der Mensch ist ein verletzliches, bedürftiges und hoffendes Wesen. |