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4.3.3 Wie kann ein ethisches Entscheidungsfindungsmodell in den Alltag eingebaut werden?
ОглавлениеAuf der Intensivstation des Universitätsspitals Basel werden seit mehr als 10 Jahren ethische Fallbesprechungen (eFB) nach METAP (Stufe 3) durchgeführt [Meyer-Zehnder et al. 2021]. Im Folgenden soll basierend auf den hier gesammelten Erfahrungen aufgezeigt werden, wie sich METAP zuverlässig in den klinischen Alltag einbauen lässt.
Im Wochenplan der Intensivstation ist eine Stunde für eFB fest reserviert. Daneben kann jederzeit eine außerplanmäßige Besprechung vorgeschlagen und durchgeführt werden. Diese Form der wöchentlichen eFB wurde gewählt, um den Besprechungen einen festen Platz im Klinikalltag zu geben und möglichst vielen Mitarbeitenden die Teilnahme an einer oder mehreren eFB pro Jahr zu ermöglichen. Das Moderatorenteam besteht aus erfahrenen und besonders qualifizierten Pflegenden und Pflegeexperten, die sich das Knowhow mit großem Engagement angeeignet haben. Halbjährlich wird festgelegt, wer in der jeweiligen Woche für die Vorbereitung und Durchführung der eFB verantwortlich ist. Am Vortag wird zusammen mit den Diensthabenden festgelegt, welcher Patient besprochen werden soll. Die Teammitglieder werden zudem ermutigt, bei Bedarf eine eFB anzuregen. Die Indikation für eine eFB ist an unserem Standort nur selten ein handfester ethischer „Konflikt“ im engeren Sinne. Häufig werden Patienten besprochen, bei denen ein längerer Verlauf mit Komplikationen aufgetreten ist oder erwartet wird und sich beispielsweise die Frage nach einem sinnvollen Therapieziel stellt. Die eFB ermöglicht allen Teammitgliedern, ihre Bedenken bezüglich der aktuellen Behandlung und der Situation des Patienten zu äußern. Sowohl die ärztliche als auch die pflegerische Leitung unterstützen die Durchführung von eFB aktiv, z. B. durch die Bereitstellung der notwendigen zeitlichen und personellen Ressourcen.