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4.5 Kritische Würdigung der Formen klinisch-ethischer Unterstützung

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Auch heute, da in vielen Kliniken ein EK-Angebot in Verbindung mit einem Komitee vorhanden ist, lohnt es sich, in die ethische Basiskompetenz von Intensiv-Teams zu investieren. Gerade in der Intensivpflege treten bekanntlich sehr häufig ethische Fragen auf, die „unbehandelt“ Eskalationspotenzial haben und das Personal bis hin zu Moral Distress oder sogar Burnout belasten können. Je weniger präsent die klinisch-ethische Unterstützung vor Ort wirksam ist, umso deutlicher ist der Nutzen, den ein Intensiv-Team aus der selbständigen Arbeit mit den ersten drei METAP-Stufen ziehen kann. Im Sinne des „Gold-Standards“, den wir einer guten Kooperation unter bestehenden Ethikstrukturen zuschreiben, empfehlen wir auch, dass sich bestehende Ethikkomitees an Schulung und Implementierung solch niederschwelliger „Hilfe zur Selbsthilfe“ für Intensivstationen aktiv beteiligen. Sie helfen dadurch mit, weitere Kreise zu sensibilisieren, die somit ethische Probleme frühzeitig erkennen und einer methodischen Lösungssuche zuführen können. Zugleich werden Komiteemitglieder davon profitieren, wenn sie engen Austausch mit klinischen Teams pflegen.


Erfolgversprechend ist es, die für eine Problemstellung passendste Form der klinisch-ethischen Bearbeitung zu wählen. Kriterien für Passung können je nach Komplexität sein:

rasche Verfügbarkeit und Durchführbarkeit je nach Dringlichkeit,

inhaltlich und methodisch kompetente/professionelle Ausführung in Relation zum Schwierigkeitsgrad,

Unabhängigkeit der moderierenden Fachperson(en) in der betreffenden Thematik, insbesondere bei Konflikthaftigkeit.

Bei einem Stufenmodell wie METAP stellt sich die Frage, ob es Teams dazu verleiten kann, eine professionelle Ethikkonsultation zu vermeiden und ethische Fragen lieber im eigenen Kreis zu halten. Zudem könnte eine starke Präferenz, z. B. der Leitung für die Stufen 1 bis 3, Mitarbeitende durchaus darin hemmen, eine unabhängige EK zu verlangen, obwohl sie diese wünschen: Ein solches Leveling-down wäre allerdings gar nicht im Sinne des Modells METAP, welches die Qualität ethischer Entscheidungen auf allen Ebenen fördern und gerade die Partizipation der Beteiligten und deren eigene Kompetenz stärken soll.

Je schwieriger eine Problematik ist, umso mehr spricht u. E. für die höheren, d. h. anspruchsvollen Stufen wie (3) ethische Fallbesprechung (intern) oder (4) professionelle Ethikkonsultation. Und je strittiger die ethischen Fragen erscheinen, um die es geht, umso wichtiger dürfte die unabhängige Position von unbeteiligten Ethikfachpersonen sein, welche für Moderation, Protokoll und Prozessqualität die Verantwortung übernehmen – nicht aber für jene Entscheidungen, welche ausschließlich in die Kompetenz der Behandelnden und der betroffenen Patienten fallen.

Praxisbuch Ethik in der Intensivmedizin

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