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4.3.1 METAP – Ein Modell zur Erkennung und Bearbeitung ethischer Herausforderungen und Probleme
ОглавлениеMETAP (Akronym aus Modular, Ethik, Therapie, Allokation und Prozess) ist ein Modell, das im Rahmen eines mehrjährigen Forschungsprojekts an der Universität Basel entwickelt und evaluiert wurde und Wissen und Verfahren zur Unterstützung ethischer Entscheidungsfindung bereitstellt (Projektförderung: Schweizer Nationalfonds Nr. 3200B0-113724/1 und Nr. 3200B0-113724; Principal Investigator: Stella Reiter-Theil; Co-Investigator: Hans Pargger). Ähnlich wie eine medizinische Leitlinie wurde es einem wissenschaftlichen sowie einem klinischen Gremium zur systematischen Bewertung und Modifizierung vorgelegt. In einem Handbuch werden die ethischen Kriterien und andere Grundlagen beschrieben, die bei der ethischen Entscheidungsfindung zu beachten sind [Albisser et al. 2012/2. Auflage 2019]. Eine Kurzversion – Faltflyer („Leporello“) – präsentiert das Kernwissen praxistauglich in systematischer Form (z. B. Checklisten zum Sammeln und Ordnen wichtiger Informationen, Algorithmus für die ethische Fallbesprechung). Ziel von METAP ist es, klinische Ethik so in den Alltag einzubauen, dass relevantes Wissen für alle Mitarbeitenden leicht und direkt zugänglich wird – gerade auch bevor eine professionelle Ethikberatung überhaupt nötig wird – und dafür ethische Grundlagen bereitzustellen, die die inhaltliche und prozedurale Qualität der Entscheidungen fördert.
Die Bearbeitung eines ethischen Problems erfolgt innerhalb eines vierstufigen Eskalationsmodells (s. Tab. 2). Auf Stufe 1 konsultiert ein Mitarbeiter die Kurzversion und verschafft sich einen Überblick über die Situation. Hierbei ist die Tabelle „Identifikation des ethischen Problems“ besonders hilfreich. Auf Stufe 2 sucht diese Person bei Bedarf ein lösungsorientiertes Gespräch mit einer Kollegin aus dem Team. Bei komplexeren Problemen sieht Stufe 3 eine ethische Fallbesprechung im Behandlungsteam nach einem expliziten Verfahren vor. Auf Stufe 4 wird, sofern verfügbar, eine professionelle klinische Ethikberatung durch eine Fachperson – außerhalb des Teams der Intensivstation – in Anspruch genommen. Dieses Stufenschema lässt sich sehr gut auch in Häusern anwenden, die bereits ein Ethikkomitee/einen Ethikkonsildienst eingerichtet haben. Dabei können Ethikfachpersonen aus dem Komitee ggf. wichtige Unterstützung bei der vorgängig nötigen Schulung, der Implementierung oder der begleitenden Evaluierung geben.
Weitere Information, Referenzen und „Instrumente“ aus METAP können über die Website heruntergeladen bzw. bestellt werden (www.klinischeethik-metap.ch).
Tab. 2 Eskalationsmodell von METAP [nach Reiter-Theil 2018]