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Gesundheit für das Individuum

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Die eigentliche Ressource des Gesundheitswesens ist der Mensch selbst. Ein Bürger, der keine Verantwortung für die eigene Gesundheit übernimmt, ein Patient, der im Heilungsprozess nicht aktiv mitwirkt, verhindert, dass die Gesundheitsversorgung ihr mögliches Leistungsniveau erreicht. Um Gesundheit zu erhalten, muss daher prioritär die Selbstverantwortungskraft von Bürgern und Patienten gestärkt und in ihre Gesundheits- und Digitalkompetenz investiert werden. Bildungsangebote und verlässliche Informationen sind wichtige Elemente, damit Bürger und Patienten sich in einer komplexen, oft widersprüchlichen Welt und ihrer eigenen Lebenssituation angemessen und eigenverantwortlich verhalten können. Im Versorgungsgeschehen zur Wiederherstellung ihrer Gesundheit bzw. für ein gutes Leben mit ihrer Krankheit muss ihnen Koproduktion zugetraut und zugemutet werden.

Koproduktion ist ihrem Wesen nach in den Beziehungen zwischen dem Patienten und seinen Helfern verwurzelt und – für ein erfolgreiches Produkt – an Voraussetzungen gebunden. Im koproduktiven Versorgungsgeschehen dürfen die Bürger und Patienten erwarten:

Zuwendung ihrer Helfer, die nicht anderen, sekundären Kalkülen folgt

neutral geprüfte Qualität und hohe Professionalität aller Akteure

Verzicht auf falsche Versprechungen und Hoffnungen, faire Kommunikation der Helfer und faires Aufzeigen der Behandlungsoptionen und ihrer Konsequenzen

Hilfe und Unterstützung dabei die Selbstverantwortungskraft zu steigern sowie die eigenen Interessen erkennen und vertreten zu können

Berücksichtigung der eigenen biografisch-sozialen Situation und gemeinsames Entscheiden über die Maßnahmen im Versorgungsprozess

gute Kooperation der beteiligten Helfer im Hinblick auf die eigenen Gesundheitsziele

unbedingte Begleitung und Hilfe in existenziellen Situationen

Die Interaktionssituation ist somit das Nadelöhr und das Moment der Koproduktion in der gesundheitlichen Versorgung. In der Begegnung mit den Patienten zeigt sich die Qualität der im Gesundheitswesen tätigen Fachkräfte – ob Ärzte, Pflegende oder Therapieberufe. Wenn diese versagen oder weit von ihrem Optimum entfernt bleiben, bleiben alle Anstrengungen der Gesundheitspolitik, der Partner der Selbstverwaltung, der Verbände sowie der einschlägigen Institutionen und Entscheidungsgremien ohne Wirkung. Die hohe Verantwortung der Gesundheitsberufe verlangt deshalb nach ihrer Unterstützung durch:

Anreize und Rahmenbedingungen, die das Handeln nach professionellen Standards und wissenschaftlicher Evidenz ermöglichen und befördern und die kluge sowie professionelle Entscheidungen nicht konterkarieren

Investitionen in eine hohe und sensible Kommunikationskompetenz

einen hohen Ausbildungsstand, der es erlaubt, über den Tellerrand der eigenen Spezialisierung hinauszusehen

eine in der Ausbildung geübte Kooperationsorientierung und in der Praxis durch Prozesse, die kooperatives Handeln unumgehbar machen

Erkennen der jeweiligen Kompetenzgrenzen, u.a. auch als Voraussetzung für eine notwendige Kooperationsorientierung

vernünftige und realistische Qualitätssicherungsprogramme

die positive Bewertung von innovationsoffenem und investivem Handeln sowie von bewusstem therapeutisch-relevanten Nichthandeln

Insbesondere der bislang nicht ausreichend beachtete Beitrag der Pflegeberufe in der Gesundheitsversorgung muss erkannt und als solcher gefördert werden. Pflege- und Fürsorgearbeit halten die Gesundheitsversorgung am Laufen und sind wesentlich für die Lebensqualität von Patientinnen und Patienten, insbesondere in vulnerablen Situationen und wenn Heilung nicht (mehr) möglich ist. Diese Arbeit ist höchst voraussetzungsvoll, benötigt Bildung und tragfähige Anreize.

Die Koproduktion zwischen Patienten und ihren Helfern muss in ein Versorgungsgeschehen eingebettet werden, das konsequent am individuellen Verlaufskontinuum ausgerichtet ist – von Prävention über Kuration, Rehabilitation und Pflege bis zur End-of-Life-Care mit den Zielen, Gesundheit wiederherzustellen oder chronische Erkrankungen dauerhaft zu stabilisieren und dabei die Lebensqualität zu erhalten.

Voraussetzungen dafür sind

eine funktionierende Zusammenarbeit der verschiedenen Gesundheitsberufe und weiterer Helfer

ein guter Zugang zur Gesundheitsversorgung – digital, vor Ort und im Notfall

eine starke Primärversorgung mit koordinierten Übergängen in die Spezialversorgung und zurück

Eine nahtlose Versorgung der Patienten entlang des individuellen Verlaufskontinuums muss die Regel sein. Die Sozialgesetzgebung ist entsprechend zu überarbeiten, sodass Sektoren(-Grenzen) nicht mehr überwunden werden müssen und die derzeit darin gebundenen Ressourcen für die eigentliche Patientenversorgung frei werden.

Neustart!

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