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3.1.2 Prädiktoren und Risikofaktoren Yellow Flags als psychosoziale Risikofaktoren

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Prädiktoren und Risikofaktoren der Schmerzchronifizierung sind mit Evidenznachweis gesichert. Oft werden sie als »yellow flags« bezeichnet.

Yellow Flags mit einem hohem Evidenzgrad, also einer hohen prädiktiven Vorhersagekraft, sind das Vorliegen einer Depression, einer Angsterkrankung, von erhöhtem Stress bzw. einer erhöhten Vulnerabilität für Stress und Verhaltensweisen wie Katastrophisieren, eine passive Verhaltensweise mit Hilf- oder Hoffnungslosigkeit angesichts des Schmerzerlebens oder Angst-Vermeidungsverhalten. In diesem Zusammenhang werden häufig die sogenannten »Fear-avoidance beliefs« aufgeführt, bei denen aufgrund schmerzbedingter Angst und als Folge von Vermeidungsverhalten Schmerzen aufrechterhalten werden und eine Aktivierung verhindern.

Eine mittlere Evidenz weisen Reaktionsmuster mit Überaktivität, Durchhaltestrategien (Endurance), Unterdrückung des Gedankens an den Schmerz oder Somatisierungstendenzen auf. Eine Somatisierung ist charakterisiert durch persistierende körperliche (somatische) Beschwerden, wie z. B. Schmerzen im Extremitätenbereich, als Ausdruck psychischer Phänomene bei gleichzeitiger kognitiv bzw. emotional bedingter Fehlanpassung (Maladaptation) mit entsprechendem Schmerzverhalten ( Kap. 3.1.5).

Weitere Risikofaktoren sind beruflich bedingte Merkmale wie Arbeitsmonotonie, geringes Qualifikationsniveau, körperlich anstrengende Arbeit, Arbeitsunzufriedenheit, aber auch Konfliktsituationen oder Arbeitsplatzverlust. Häufig nicht ausreichend beachte Faktoren sind iatrogener Natur. So kann ein simples, auf »Reiz-Reaktion«-Verhaltensweisen basierendes Behandlungsschema dazu führen, dass die einzelnen bio-psycho-sozialen Komponenten nicht ausreichend beachtet werden. Ein Beispiel stellt die Fokussierung auf unimodale Therapieansätze, wie z. B. das »Zücken« des Rezeptblockes oder die unkritische wiederholte Anwendung minimalinvasiver Verfahren ohne umfassendes Behandlungskonzept dar. Auch die Förderung der passiven Grundhaltung der Patienten durch Ausstellung längerer Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen oder passiver Maßnahmen, wie z. B. der Verschreibung von Massagen, begünstigen Chronifizierungsprozesse. Ebenso können eine intensive Diagnostik ohne konkrete Indikationsstellung oder konkrete Zielsetzung – wenn schwerwiegende Befunde, sogenannte »Red flags«, ausgeschlossen wurden – zur Chronifizierung beitragen.

Zuletzt seien noch häufig anzutreffende »Lifestyle«-Merkmale von chronifizierten Schmerzpatienten zu nennen, wie Nikotin- und/oder Alkoholabusus, Adipositas, schlechter körperlicher Trainingszustand und niedrige soziale Stellung.

Es empfiehlt sich, diese Risikofaktoren frühzeitig zu erfassen. Häufig ist in der ambulanten hausärztlichen oder fachärztlichen Versorgung der Rahmen für eine umfassende Diagnostik solcher Risikofaktoren begrenzt. Allerdings gehört sie zu den grundlegenden Bestandteilen einer schmerzmedizinischen Untersuchung, wenn der Schmerzmediziner involviert wird (Grotle et al. 2006, Ritzwoller et al. 2006, Andrews et al. 2012, Hinrichs-Rocker et al. 2009, Kehlet et al. 2006, Nicholas et al. 2011).

Multimodale Schmerztherapie

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